Freitag, 22. Mai 2009

Skurrile Geschichten: Der große Staubsauger

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Seit uns mein Deutschlehrer in der Oberstufe, der offensichtlich viel Verständnis für Satiren und Humor hatte, die kurze Geschichte vom „Nihilit“ nahe gebracht hatte, mochte ich auch die anderen eigentümlichen Erzählungen von KURT KUSENBERG, ob es nun um „Mal was anderes“ oder den „Großen Sturm“ ging, skurrile Berichte aus Welten, die ein wenig anders „ticken“ als unsere, wie Träume, in denen alles auf dem Kopf stehen kann, ohne dass jemand etwas Anstößiges daran findet, einfach so, ohne den Zeigefinger des Moralisten. (Sehr viel später einmal habe ich davon gelesen, dass Kusenberg sehr gerne Rotwein getrunken hat, vielleicht auch recht viel davon. Das würde aber nur etwas über die Entstehungsgeschichte dieser Geschichten aussagen, nichts hingegen über ihre Qualität; sie gefallen mir weiterhin!)


Derart Skurriles finde ich reizvoll. Selbst derartiges zu komponieren, ist hingegen schwer, auf fast allen Menschen lastet da ihre Erdenschwere! Eine Idee für eine Geschichte hatte auch ich einmal, die mir seither nicht mehr aus dem Kopf geht. Im Gegensatz zu Kusenberg ist es aber bei mir gleich moralisch, das ist wohl eine typische Eigenschaft von mir. Dadurch verflüchtigt sich leider die Leichtigkeit, skurril bleibt es trotzdem:


Das Folgende ist sozusagen das „Drehbuch“ für eine Geschichte, die man um dieses Skelett herum schreiben könnte: Ein Mann erfindet einen neuartigen Staubsauger, mit dem er fortan durch die Straßen seiner Stadt zieht. Ein kleines Modell mit großer Wirkung, denn er kann ihn in die Tasche stecken und unbemerkt anwenden. Niemand bringt ihn deshalb mit den ungewöhnlichen Ereignissen in der Stadt in Verbindung, die von Stund an viele Menschen erregen, auch wenn die meisten Betroffenen sie schamvoll verschweigen. Mit seinem Staubsauger kann der Mann nämlich jeglichen Müll, von der Zigarettenkippe über die Bierbüchse bis hin zum im Wald entsorgten Fernseher, aufnehmen und im Nu dem Urheber wieder zur Verfügung stellen, so wie die Post nicht zustellbare Briefe dem Absender zurückbringt. Der Müll fällt einfach ins Bett, auf den Küchentisch oder in die Badewanne des Wegwerfers und stinkt dort fröhlich vor sich hin. Es gibt keine Abwehrmaßnahmen, alles Verlorene kommt wie der Blitz durch die Luft. Wie würde sich die Welt verändern, wenn dieses Gerät in Serie anzufertigen wäre? Ich bin halt ein unverbesserlicher Moralist (und gestehe dennoch, auch schon einmal eine Bananenschale in den Wald geworfen zu haben …)

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