Samstag, 24. Dezember 2016

Barack Obamas Rede v. 16.11.16

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Im Publik-Forum 24/16 v. 16.12.2016 sind Auszüge einer Rede von Barack Obama veröffentlicht worden, die ich so bemerkenswert finde, dass ich sie hier zitieren möchte. 

"Am Ende liegt es an uns"  - Barack Obama setzt seine Hoffnung jetzt auf die Macht der Demokratie. Auszüge aus einer Rede des scheidenden US-Präsidenten


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Ich glaube stärker als je zuvor, dass Martin Luther King recht hatte, als er sagte: "Der Bogen des moralischen Universums ist weit, aber er neigt sich Richtung Gerechtigkeit." Dieser Bogen neigt sich nicht nur Richtung Gerechtigkeit, weil das zwangsläufig so sein muss, sondern weil wir ihn entsprechend biegen. Nicht etwa, weil es keine Hürden gäbe auf dem Weg, Gerechtigkeit zu erlangen. Sondern weil es Menschen geben wird, Generation auf Generation, die die Vision, den Mut und den Willen haben, den Bogen unseres Lebens zu einer besseren Zukunft hinwenden zu können. 

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Überall bin ich Menschen begegnet, die zeigen, dass wir trotz aller Unterschiede hinsichtlich Religion, Hautfarbe und Überzeugungen die Fähigkeit besitzen, uns selbst im Anderen zu erkennnen. Wie die Frau in Griechenland, die über Flüchtlinge sagte:"Wir leben unter derselben Sonne. Wir verlieben uns unter demselben Mond. Wir sind alle Menschen. Wir müssen ihnen helfen." Frauen wie sie geben mir Hoffnung.

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Ein großes Plädoyer für die Kraft der Demokratie!


Mittwoch, 21. Dezember 2016

Muss die "Psychopathologie" umgeschrieben werden?

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Zu meinem Psychologiestudium gehörten in den 70ger Jahren auch einführende Veranstaltungen in die Psychiatrie und eine einschlägige Prüfung zum Hauptdiplom dazu. Seither wusste ich, dass es bei einigen  Störungsbildern dazu gehören kann, dass die Betroffenen mit sich allein durch die Straßen laufen und sich lauthals mit einem fiktiven Mitmenschen unterhalten oder sogar streiten. Dies wurde uns als eindrückliches und wichtiges Symptom vorgestellt.

Nun, ich habe mittlerweile an vielen Beispielen erleben können, wie gerade im Bereich der Psychiatrie die Terminologie ständig verändert wird, dass auch frühere "Krankheiten" mittlerweile als normale menschliche Eigenschaften anerkannt werden, ebenso aber auch frühere Eigentümlichkeiten mittlerweile Krankheitscharakter zugeschrieben bekommen haben, d.h. zum Beispiel in der ICD 10 eine eigene Nummerierung erhalten haben. Nun ja, wer kannte schon vor 50 Jahren wirklich einen Autisten, da ist die heutige Ausdifferenzierung sehr sinnvoll.

Augenfällig ist aber die Bewertung des oben beschriebenen Phänomens. Es wird immer noch Menschen geben, die mit diesem Problem behaftet sind. Aber sie gehen heutzutage unter in einem Meer von Menschen, die durch die Straßen ziehen und sich dabei blendend unterhalten, Smartphone und Co. sei Dank!

Peinlicher Fremdenhass

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Gestern fand in unserer Stadt eine Mahnwache für Aleppo statt, schon seit einigen Tagen geplant. Etwa 50 Menschen nahmen daran teil, überwiegend Syrer, aber auch einige Deutsche, organisiert mit Unterstützung der ev. Jugendarbeit in unserem Kreis. Nach Abschluss wurde vorgeschlagen, die aufgestellten Kerzen im Mittelpunkt der Stadt, "Am Stern", an einem Rondell neben der großen Kreuzung aufzustellen.

Etwas später kam ich an diesem Punkt auf meinem Heimweg vorbei. Zwei junge Frauen, ich vermute nach der letzten Absprache, dass es Teilnehmerinnen der Mahnwache waren, stellten dort rote Grablichter auf. Da kam plötzlich ein älterer Radfahrer vorbei und schimpfte lauthals mit übelsten Ausdrücken, die ich mir nicht genau gemerkt habe, die aber sinngemäß so waren: "Ausländerpack, verschwindet aus unserem Deutschland!!". Es hat mich so aufgeregt, dass ich zurückbrüllte, was ich äußerst selten tue:  "Sein sie still!!"

Später ging ich mit meinem Sohn noch einmal an den "Stern", um die Kerzen anzusehen. Bei ihnen stand ein Schild mit der Aufschrift "Unser Mitgefühl mit den Opfern von Berlin". 


Sonntag, 18. Dezember 2016

Strom und das Gedächtnis der Menschheit

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Wenn in Tausenden von Jahren, wenn die Menschheit längst ausgestorben sein wird, Außerirdische auf die Erde kommen und archäologische Untersuchungen anstellen werden, welche Spuren früherer Zivilisation hier noch zu finden sind, werden sie ein überraschendes Ergebnis vorfinden: Aus langen Zeiträumen gibt es Bauwerke, auch andere Spuren wie Schrifttafeln und Bücher, aber von einem bestimmten Zeitpunkt an werden die Weltraumarchäologen nur noch Bauten finden, nicht jedoch andere Spuren, die auf geistige Prozesse hinweisen könnten, fast so, als hätte die Menschheit schon lange vor dem Ende ihres Existierens ihr Gedächtnis verloren. Wie sollten aber auch diese Forscher wissen können, dass etwa um das Jahr 2000 ein Wechsel in der Menschheitsgeschichte eingetreten war, nämlich die digitale statt der analogen Speicherung von Wissen, und zwar in riesigen Servern und Daten-Clouds. Während aber die Schrifttafeln mit den 10 Geboten noch aus Stein waren und eine entsprechende Haltbarkeit hatten und auch spätere Pergamentrollen und Bücher noch eine Weile hielten, waren die späteren Spuren verloren, nachdem das letzte Kraftwerk auf der Erde seinen Betrieb eingestellt hatte und die Server "ohne Saft" blieben und ihre Daten, sprich "ihre Erinnerung", einbüßten.

Ich weiß nicht mangels ausreichendem Wissen, ob meine Befürchtung zutreffend ist. Aber ein Problem dürfte diese Abhängigkeit des Internets und der Datenspeicherung von einem immer größer werdenden Energiebedarf  tatsächlich darstellen.

Mittwoch, 14. Dezember 2016

Astrid Lindgrens Tagebücher

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Zufällig fand ich heute in einer Bahnhofsbuchhandlung unter den Neuerscheinungen eine Ausgabe von Tagebüchern von Astrid Lindgren aus der Zeit von 1939 - 1945.

Das Buch trägt den bezeichnenden Titel "Die Menschheit hat den Verstand verloren." Das ist sicherlich eine sehr zutreffende Charakterisierung der damaligen Umstände!! Ich als Nachgeborener kann nur glücklich sein, dass ich noch bis 1947 Zeit hatte, mich zu dieser Menschheit dazuzugesellen. Das macht für mich einiges einfacher, denn ich bin nicht direkt verwoben mit den Entsetzlichkeiten dieser Epoche, aber mein Familienschicksal ist davon geprägt und hat viele Spuren hinterlassen und Verkrustungen in mir bewirkt.

Gut, der Menschheit war damals wirklich der Verstand abhandengekommen. Zwischenzeitlich habe ich so gelebt und gedacht, dass die Erscheinungen dieser Epoche die Menschheit aber so geläutert hätten, dass wir qualitätsmäßig nicht wieder in eine solche Barberei abrutschen könnten und der "Verstand der Menschheit" unumkehrbar am Anwachsen sei.

Das war bisher mein "Ruhekissen" und meine persönliche Gewissheit für die Zukunft. Um so schmerzlicher für mich - und die Welt !!!! - , dass ich mich wohl besser von solchen schönen Bildern verabschieden sollte. Ganz so wie bei Astrid Lindgren ist die jetzt lebende Menschheit wohl noch nicht komplett um den Verstand gekommen, aber sie taumelt und ist in höchster Gefahr, an schlimme Entwicklungen der Vergangenheit wieder anzuknüpfen!!!