Dienstag, 29. Dezember 2009

Lieblingszitate LXXXX

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Von einer guten alten Freundin erhielt ich eine Grußkarte mit der Aussage von ERICH KÄSTNER, die betroffen macht, gleichzeitig aber auch direkt zum Jahreswechsel passt:


Bald trifft das Jahr der zwölfte Schlag.
Dann dröhnt das Erz und spricht:
"Das Jahr kennt seinen letzten Tag,
und du kennst deinen nicht."

ERICH KÄSTNER

Eine genauere Quellenangabe habe ich nicht.

Mittwoch, 23. Dezember 2009

Meine Weihnachtsgrüße

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Allen meinen Leserinnen und Lesern möchte ich die besten Grüße zu Weihnachten und zum Neuen Jahr senden!


Wem Weihnachten im christlichen Sinne etwas bedeutet, dem werden die Worte der Engel aus der Verkündigungsgeschichte dieses Fest immer wieder mit Leben erfüllen. Seitdem ich als junger Mann einmal die H-Moll-Messe von J. S. Bach mitgesungen habe, haben sie sich in mein Gehirn auf Latein eingegraben: Et in terra pax hominibus bonae voluntatis! Und durch die Geburt eines Kindes die Chance auf einen Neubeginn!


Allen, denen Weihnachten hingegen zwar noch ein geläufiger Brauch ist, jedoch entkleidet von religiösen Bedeutungen, mögen diese Tage aber - dies Ihnen als mein Wunsch! - möglichst durch das Zusammensein mit lieben Menschen doch noch einen besonderen Gehalt haben, nicht nur die Teilhabe am üblichen Konsumrausch und vielleicht noch die Erinnerung an (hoffentlich gute) eigene Kinderweihnachten! Daneben auch die Chance, das Jahr in Ruhe ausklingen zu lassen.


Ich kenne niemanden, den Weihnachten gar nicht berührt, sei es in positver als auch in negativer Weise. Mögen alle gut über diese Tage hinwegkommen!


Ich habe in den letzten Tagen nur wenig Gelegenheit gehabt, etwas für meinen blog zu schreiben. Denn es sind jetzt Ferien und meine ganze Familie ist beisammen, d.h. meine sonstigen „freien Vormittage“, an denen ich gerne etwas geschrieben habe, finden erst wieder nach Schulbeginn statt! Ich sammle aber Themen und Eindrücke und habe damit bereits viel Material für zukünftige Einträge!

Freitag, 18. Dezember 2009

Noch einmal "Einwanderer ins Internet"

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Am 2.12.2009 veröffentlichte ich hier meinen Leserbrief an das Publik-Forum mit dem Titel "Auch ich bin ein Einwanderer ins Internet". Er wurde dort in der Ausgabe 24/09 v. 18.12.09 in folgender gekürzter Version abgedruckt:

Digitaler Einwanderer

Ich bin kein "digital native". Durch mein Psychologie-Studium in den 70er- Jahren bin ich vorgeprägt von Erwartungen an ein gutes Gespräch, in dem im Sinne von C.R.Rogers Echtheit und Empathie einen Platz haben müssten. Mit einer ausufernden elektronischen Kommunikationsform ohne Mimik, Gestik und spürbare Gefühlsäußerungen verhungere ich emotional und fühle mich reduziert. Was für eine schizoide Welt! Sie wird aber wahrscheinlich immer stärker werden. Wie gut, dass auch Publik-Forum dagegenhält und immer wieder zeigt, welche lebenswerten Ziele und Bewegungen es auch unterhalb einer solchen glatten Kommunikationsoberfläche noch gibt!

Jürgen Lüder, Fürstenwalde

Lieblingszitate LXXXIX

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Dieses schöne Zitat sehe ich in unmittelbarem Zusammenhang mit meinem blog v. 12.12.09.


Wer den Nächsten
nicht findet,
verliert sich selbst.

KARL RAHNER


Gefunden als "Schlussstein" im Publik-Forum 24/09 v. 18.12.2009.

Lieblingszitate LXXXVIII

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Frisch „ausgepackt“ ein paar sprachlich lockere, dafür aber inhaltlich nachdenklich machende Zeilen, eine schöne Anregung auch zur Bewertung von Weihnachtsgeschenken!


gratis

meine kleidung muss ich bezahlen
meine schönheit nicht
für mein auto muss ich zahlen
für meine fähigkeit zu laufen nicht
bücher muss ich bezahlen
geschichten erfinde ich selbst
für das solarium bezahle ich
die sonne scheint gratis
ich bezahle parfum
die blumen duften kostenlos

das schönste im leben
ist immer geschenkt

Sabine Heuser

Gefunden in: Publik-Forum. Newsletter 8/2009 v. 27.11.2009 mit dem Verweis auf www.spiritletter.de

Samstag, 12. Dezember 2009

Mein soziales Korrektiv

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Irgendwie hatte ich mir mein Rentnerleben einfacher vorgestellt. Unser kleiner Sohn, behindert, ist nicht gerade „pflegeleicht“ und braucht besondere Aufmerksamkeit und Zuwendung, schon allein, um die ganze Schulsituation mit Fahrdienst etc. täglich hinzubekommen. Meine Frau, jünger als ich, geht weiterhin arbeiten. Da sie beruflich stark eingespannt ist, erhofft sie sich von mir Entlastung zu Hause (sehr berechtigt!) und Aufmerksamkeit. So ist bei uns immer etwas los, manchmal auch atemlos. Ich bin stets und ständig irgendwo eingebunden und gefordert.


Das hatte ich mir, wie gesagt, vor Jahren noch etwas lockerer vorgestellt, aber es hat auch viele gute Seiten, wenn ich mich mit manchen Menschen aus meinem Umfeld vergleiche! Bei einigen Älteren, Gleichaltrigen, manchmal aber sogar auch bei Jüngeren kann ich beobachten und auch direkt am eigenen Leibe erfahren, welche Auswirkungen das Fehlen solcher Einbindung haben kann. Hinzu kommt noch, dass Menschen meiner Altersgruppe zunehmend weniger flexibel sind, so dass bereits früher vorhandene Charaktermerkmale zunehmend „markanter“ hervortreten.


Ich habe schlicht und ergreifend meistens gar nicht die Zeit, mich als das Zentrum allen Geschehens auf dieser Welt zu begreifen, wie es bei einigen anderen „Exemplaren“ meines Zuschnitts aber verstärkt auftritt. (Wahrscheinlich ginge es mir unter anderen Lebensbedingungen sehr ähnlich. Ich bin da ganz bescheiden und will mich gar nicht über die anderen stellen, sondern nur meine Beobachtungen mitteilen, wenn auch aus Darstellungsgründen in ironischer Form.) Die von ihnen empfundene Mittelpunktstellung gebietet natürlich besondere Aufmerksamkeit und andere müssten sich eigentlich dementsprechend ehrerbietig darauf einlassen! Wer in einem solchen Königsreich herrscht, hat deshalb oft ein ausgesprochenes Redebedürfnis. Alle anderen sollen über große und kleine, manchmal auch kleinste Nachrichten ausführlich in Kenntnis gesetzt werden, ob es ihnen nun passt oder nicht. Natürlich gibt es unterschiedliche Regierungsformen. Für einige Könige gehört z.B. Recht zu haben dazu. Andere erleben die Welt als ungerecht ihnen gegenüber, fühlen sich sträflich vernachlässigt und beklagen, dass ihnen wichtige Unterstützungen vorenthalten werden. Sie sind also eher wehleidig oder anklagend. Allen gemeinsam ist, dass sie als Könige alles Geschehen bezogen auf sich selbst erleben, ihnen also ein sachbezogener Blickwinkel allmählich verloren geht. Verschärfend kommt oft noch hinzu, dass bei Menschen mit gelockerten sozialen Kontakten die Einsamkeit steigt und proportional zu ihr das Mitteilungsbedürfnis, wenn sich dann doch einmal eine Gelegenheit ergibt. Das kann dann auch sehr einseitig ausfallen, d.h. die Fähigkeit zum Zuhören nimmt evtl. umgekehrt proportional ab.


Anderen zuhören, ihnen durch Anteilnahme Zuwendung geben, auch etwas Heiterkeit verbreiten und eine gute Stimmung, aus der für alle Anwesenden etwas erwachsen könnte, sind dann natürlich nicht drin. Ebenso nicht die bei solchen erfreulichen Merkmalen auftretende selbst verstärkende Wirkung, durch die jemand mit einem guten Gefühl für sich selbst durch die Welt laufen könnte, ohne dass ihn stets und ständig jemand dafür loben muss. Menschen mit übergroßem Redebedürfnis werden vermutlich stattdessen eher Erlebnisse haben, die sie in dem Eindruck verstärken, dass andere ihnen nicht genügend zuhören mögen und sich von ihnen abkehren. Das ist natürlich bitter.


Paul Jakob ist mein soziales Korrektiv. Ich bin ihm dankbar dafür, auch wenn es gelegentlich knirscht …

Freitag, 11. Dezember 2009

Dinosauria X : Cool sein

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Als ich ein junger Mann war und Psychologie studierte , empfand ich es gleichzeitig als Befreiung, aber auch als schwierige Aufgabe, dass Männer im Rahmen von Selbsterfahrungsgruppen und gemäß anderer Ideen aus der Humanistischen Psychologie Gefühle haben (mussten) und auch zeigen durften. Ich hatte damit meine liebe Not, aber es tat mir offensichtlich gut. Später merkte ich, dass diese „Modernisierung des alten Männerbildes“ dennoch an den meisten Männern ziemlich wirkungslos vorbeigegangen zu sein schien; der „Macho“ war zwar nicht mehr so modern, über „Softies“ wurde aber allgemein eher gewitzelt. Da ich mich in jeder Weise untypisch fühlte, bin ich dann meinen eigenen Weg gegangen, habe versucht, mir meine Fähigkeit zur Empathie zu bewahren und gleichzeitig etwas mehr Durchsetzungskraft zu entwickeln (mit eher bescheidenen Erfolgen).


Heute hätte ich es als Junge wahrscheinlich wieder schwer. Abgesehen davon, dass es immer mehr zweifelhaft ist, ob junge Männer wirklich „das starke Geschlecht“ darstellen und es aufgrund der Schulabschlüsse sehr deutlich ist, dass auch in diesem Bereich Mädchen offenkundig erfolgreicher sind, dürfen Jungen heute – wie eh’ und je – keine Gefühle zeigen und sich nicht anmerken lassen, wie jämmerlich es ihnen manchmal gehen mag: „cool sein“ ist alles, garniert mit einem oft inflationärem „Scheiße!“ (dabei hat dieses Wort wirklich eine befreiende Wirkung, nutzt sich aber irgendwann auch ab!). Bloß keine Schwäche zeigen! Keine Verletztheit zugeben! Ich bin doch souverän! Mich kann keiner!


Welch mühsames Leben! Ich wünsche den jungen Leuten, nicht in dieser modischen Stimmung stecken bleiben zu müssen, die offensichtlich zu unserer jetzigen Jugendkultur dazugehört. Es ist so unbefriedigend, anstrengend, unecht und aussichtslos! Aber jeder muss wahrscheinlich seine eigenen Erfahrungen machen, um sich schließlich von irgendwelchem Gruppendruck emanzipieren zu können, seinen eigenen Stil zu finden und zu sich selbst stehen zu lernen.


Dieses Thema gehört zu den Beispielen, wo ich es sogar schöner finde, schon älter zu sein! Ich beneide die Jungen nicht um ihre Coolness, ohne Gefühle ist es so langweilig auf dieser Welt. Und deren ganzes Spektrum kann man ja nur kennen lernen, wenn man die Welt um sich herum mit offenen Augen ansehen darf und keine starre, „coole“ Brille aufsetzen muss. Aber die stimmt ja sowieso nicht, ist wahrscheinlich nur eine vorübergehende „Krücke“.

Lieblingszitate LXXXVII

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Beim Wiederfinden und Lesen hat mich dieses Zitat beeindruckt. Es steht in keinem besonderen Zusammenhang zu irgendeinem meiner derzeitigen Themen, es steht einfach so für sich, allerdings schon verbunden mit meiner mir immer wieder aufkeimenden Frage „Was bleibt?“.


FÜR IRGENDWAS

Die wirkliche Tragödie ist nicht, wenn das Schicksal einen Menschen zwingt, für irgendwas zu sterben. Die wahre Tragödie ist, wenn man nicht die Chance hat, für etwas zu leben, das man als groß, als echt und kostbar erkannt hat. Das ist das grausamste Schicksal. Und es ist in der Tat tödlich.

Sándor Márais

Gefunden in: AFET-Rundbrief, 4/2002

Donnerstag, 10. Dezember 2009

Wer im Glashaus sitzt ...

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Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen …


sagt das alte Sprichwort. Wer weiß, wen es noch trifft und welche Glasscherben dann neben dem Werfer herunterfallen könnten, unvermutet, unbeabsichtigt, aber scharf an den Kanten.


Zur Zeit hat es in erster Linie die Linken erwischt, ihnen gilt der besondere Groll politischer Gegner, denen alle Stasi-Enthüllungen irgendwie aber auch ganz gut zu pass kommen. Aber gibt es nur Linke in diesem Lande, speziell hier in Brandenburg, die davon betroffen sein können? Wie steht es mit all den anderen, die 1989 volljährig waren? Wie war es mit den sog. Blockparteien? Auch sie zeichneten sich eher durch Staatsnähe aus, schafften aber nach der Wende leichter den Übergang in neue, als unbelastet geltende und deutschlandweit anerkannte Gruppierungen als die PDS, der ewig der Ruch als „SED-Nachfolgepartei“ anhing. Gibt es also nicht auch in anderen Gruppierungen vielleicht noch Leute mit „Zeitbombencharakter“? Wenn ich an die Berichte der letzten Tage denke, reicht es ja schon aus, seinen Wehrdienst im Wachregiment „Feliks Dzierzynski“ des Ministeriums für Staatssicherheit abgeleistet zu haben, um seine politische Unschuld zu verlieren (Bericht in der MOZ v. 3.12.09 über einen Barnimer Abgeordneten). Das dürfte doch über all die Jahre hinweg eine ganz schön große Zahl von Männern gewesen sein … Trifft alle die Verdammnis?


Etwas Demut täte uns allen gut! Bert Brecht hat ein großes Gedicht „an die Nachgeborenen“ verfasst, in dem er die Folgegeneration um Nachsicht für ihre Vorfahren bittet, die so schwer gezeichnet von ihren Kämpfen sind und Fehler gemacht haben. Ich bin zwar kein „Nachgeborener“, aber durch meine „Wessi-Vergangenheit“ ähnlich davor bewahrt geblieben, Rückrat in der DDR zeigen zu müssen. Weiß ich, wie ich gehandelt hätte? In welche Zusammenhänge ich vielleicht verwickelt worden wäre? Das ist mir erspart geblieben, mein Schicksal hat es an diesem Punkt mit mir gut gemeint. (Mein „Päckchen“, das mir aufgebürdet worden ist, so wie alle anderen Menschen auch eins oder mehrere haben, habe ich an anderer Stelle abbekommen. Seitdem ich die „Päckchen“ auch bei anderen zu sehen gelernt habe, bin ich bescheidener geworden, es ist für mich eher ein Grund zur Solidarität, das Schwere auch der anderen anzuerkennen und zu würdigen, auch wenn es ganz anders gelagert ist. Und Schuld ist eine schwere Bürde!)

Mittwoch, 9. Dezember 2009

Lieblingszitate LXXXVI

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Gerade entdeckt auf einer Werbepostkarte einer Buchhandlung aus der Region:

"Was machen Sie?"

"Nichts. Ich lasse das Leben auf mich regnen."

Rahel Varnhagen


Ich hoffe, dass ich noch oft in meinem Leben nass werde!

Lieblingszitate LXXXV

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Ein hellsichtiges Zitat von einem hellsichtigen Autor!



Wer in der Demokratie schläft, erwacht in der Diktatur.


Hermann Glaser



In: Hermann Glaser: 1945. Ein Lesebuch – Frankfurt a. M.: Fischer Tb. Vlg. 1995. (= Fischer Tb. 12 527). S. 367.


Montag, 7. Dezember 2009

Meine Lieblingszitate LXXXIV

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Mein neuestes "Fundstück"! Offen interpretiert, ein Aufruf für ein weites Herz und freundliche Gefühle allen gegenüber, die auch ein wenig fremd erscheinen mögen:


Wer Gastfreundschaft
übt, bewirtet gleichsam
Gott selbst.

Aus dem Talmud


gefunden als "Schlussstein" im Publik-Forum 23/09 v. 4.12.2009.

Freitag, 4. Dezember 2009

Das große Halali: Ein Leserbrief an die MOZ

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Die Märkische Oderzeitung hat sich in den letzten Tagen darauf spezialisiert, Berichte über Stasi-Enthüllungen der Linkspartei zu bringen, z. T. mit ausführlichen Recherchen und kopierten Stasi-Unterlagen. Es wirkt auf mich wie eine regelrechte Hatz. Dazu mein neuester Leserbrief:


An die redaktion@moz.de 4.12.2000


Betrifft: Leserbrief zu Ihrer Berichterstattung in den letzten Tagen über „Stasi-Enthüllungen



Sehr geehrte Damen und Herren,


jetzt haben Sie offenbar zum „großen Halali“ auf Stasi-Vergangenheit und Linkspartei geblasen und jagen auf altbekannte Hirsche und auch kleine Häschen und haben schon eine stattliche Strecke eingebracht! Wahrscheinlich ist das die MOZ-Form von „investigativem Journalismus“, Altes wieder aufzukochen und mit neuen Enthüllungen zu garnieren. Denn: Es ist schon sehr merkwürdig, dass alles gerade jetzt ans Licht kommt. Das ist fast so, als hätte da jemand mit Bedacht gesammelt und auch Bewährtes archiviert, um auf eine günstige Gelegenheit zum Losschlagen zu warten. Die ist offensichtlich gekommen. Ein Schelm, der argwöhnisch hinter dem plakativen moralischen Appell auch eine wohl kalkulierte politische Kampagne sieht … Ob es Ihnen noch gelingt, die neue Koalition zu erlegen? Waidmannsheil!


Jürgen Lüder, Fürstenwalde



Dieser Leserbrief wurde tatsächlich (in Auszügen) von der MOZ veröffentlicht, die bereits am 5.12.09 zusammenfassend eine Vielzahl von Leserbriefen zum Themenkreis in ihrer Wochenendausgabe herausbrachte.


In sehr verkürzter Form (die Ironie und der "Pepp" sind futsch und auch von meiner Kritik an der MOZ selbst als einer der tragenden Säulen der ganzen Kampagne bleibt nichts übrig) sieht mein abgedruckter Leserbrief dann so aus:


Jetzt wird offenbar zum "großen Halali" auf Stasi-Vergangenheit und Linkspartei geblasen. Das ist fast so, als hätte da jemand mit Bedacht gesammelt, um auf eine günstige Gelegenheit zum Losschlagen zu warten.


Jürgen Lüder, Fürstenwalde

Mittwoch, 2. Dezember 2009

"Auch ich bin ein Einwanderer ins Internet" - Leserbrief an das Publik-Forum

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Das schon häufiger von mir zitierte Publik-Forum brachte am 6.11.2009 eine Ausgabe heraus (21/09) mit dem Schwerpunktthema


Was ich bin, geht alle an

Internet: Zwischen Nabelschau und echter Begegnung


Im „Editorial“ findet sich die folgende launige Einstimmung von Eva Baumann-Lerch, die mich sehr angesprochen hat. Ich zitiere:


Liebe Leserin, lieber Leser,


den Redakteurinnen und Redakteuren von Publik-Forum kann man an vielen Orten begegnen: Bei Interviews und Recherchereisen, Vorträgen und Lesertreffen, Kirchentagen und Kongressen, am Telefon und per E-Mail. Aber bei Facebook finden Sie nicht einen von uns. Auch nicht bei Myspace, Lokalisten oder einem der vielen anderen sozialen Netzwerke im Internet. Da wir alle keine „digital natives“ (wie die Eingeborenen des Computerzeitalters genannt werden) sind, sondern erst als Erwachsene ins Internet einwanderten, hält uns eine unbestimmte Scheu davor zurück. Fasziniert bis skeptisch blinzeln wir über die Schultern unserer heranwachsenden Kinder in die virtuellen Gemeinschaften: Bringen Web-Communitys die Menschen näher zueinander? Oder sind sie bloß eine Bühne für Eitelkeit und dummes Geplapper? Chancen und Risiken der digitalen Gemeinschaften erörtert unser Fokus in diesem Heft […].



Deshalb habe ich folgenden Leserbrief verfasst:


An das Publik- Forum 2.12.2009

redaktion@publik-forum.de


Betrifft: Leserbrief/Email zum Themenheft „Was ich bin, geht alle an“ / Internet: Zwischen Nabelschau und echter Begegnung, H. 21/09


Liebes Publik-Forum,


ein hervorragendes Thema, wunderbar von Ihnen angekündigt, denn auch ich bin kein „digital native“: Als „Einwanderer“ bezeichnet, habe ich mich selten in diesem Zusammenhang mit so wenigen Worten so zutreffend charakterisiert gefühlt!


Die von Ihnen benannte Scheu werde ich wohl bis zu meinem Lebensende nicht ganz ablegen können, schließlich geht es um eine schon revolutionär zu nennende Veränderung der Sozialisation junger Menschen und ihrer sozialen Bezüge, das muss man wohl schon „mit der Muttermilch“ aufgenommen haben, um wie selbstverständlich „auf diesen Wogen“ mit zu schwimmen. So nutze ich mittlerweile gerne Emails und betreibe sogar einen eigenen blog, aber mehr im Sinne einer kleinen privaten Zeitung für Kommentare zum Zeitgeschehen und zur Veröffentlichung von kleinen Texten und schönen Zitaten, nicht aber zur Information der Außenwelt über meine aktuellen privaten Gefühle und Erlebnisse.


Denn da wird es für mich kritisch und ich kann mit allen diesen Plattformen wie „Facebook“ und „Myspace“ wenig anfangen, eher schüttelt es mich dabei.


Einen prominenten Unterstützer für meine Abwehr sehe ich in Wolfgang Schmidbauer, der sich zwar vorrangig in der folgenden Äußerung mit der Handy-Kultur beschäftigt hat, aber bei all den neuen technischen Entwicklungen vermischen sich die Bereiche ja: Es sei eine Generation herangewachsen, die das Handy brauche als „erste Beziehungsprothese der Kulturgeschichte“, und ihre Angehörigen stünden in der Gefahr, zu „Eremiten der Elektronik“ zu werden. (Gefunden in einer Buchbesprechung von: Wolfgang Schmidbauer: Ein Land – drei Generationen. Psychogramm der Bundesrepublik. Herder 2008)


Ich selbst bin durch mein Psychologie-Studium in den 70ger Jahren vorgeprägt von meinen Erwartungen an ein gutes Gespräch, in dem im Sinne von C. R. Rogers Echtheit und Empathie einen Platz haben müssten (Martin Buber und Alfred Adler lassen ebenfalls grüßen), so dass ich mit einer ausufernden Kommunikationsform ohne Mimik, Gestik und spürbare Gefühlsäußerungen emotional verhungere und mich reduziert fühle. Was für eine schizoide Welt! Sie wird aber wahrscheinlich immer stärker werden und ich bin mir bewusst, dass ich mit meinen anderen Vorstellungen einer vermutlich aussterbenden Epoche angehöre. Keine Chance, aber es ist traurig und wohl die Zukunft unserer Kultur, emotional zu verarmen.


Wie gut, dass auch Publik-Forum dagegen hält und immer wieder zeigt, welche lebenswerten Ziele und Bewegungen es auch unterhalb einer solchen glatten Kommunikationsoberfläche noch gibt!


Mit freundlichen Grüßen für die Weihnachtszeit!

Jürgen Lüder


P.S. Falls es Sie interessiert, können Sie mich digital besuchen unter http://alter-dinosaurier.blogspot.com! Herzlich willkommen!



Ich wollte mich nicht unbedingt nur als Kulturpessimisten „outen“. Denn das Internet bietet hervorragende Chancen zur Vernetzung und zur Verbreitung wichtiger kritischer Inhalte, kann Gleichgesinnte miteinander verbinden, wenn ich nur z.B. an Attac denke. Aber als Gesprächsersatz, nein danke! Da wusste schon der alte Watzlawick, dass zu einer zwischenmenschlichen Kommunikation neben der Sachebene auch die Ausdrucksmöglichkeiten einer Beziehungsebene gehören. Und ein geschulter Zuhörer kennt aus Erfahrung, dass die besonders spannenden Eindrücke oft diejenigen sind, die „so nebenbei“ produziert werden in Körpersprache, Mimik, Gestik, Stimmklang, und damit nicht nur das zeigen, was der andere mir „offiziell“ mitteilen möchte. Natürlich gibt es auch im Internet kleine Chancen für aufschlussreiche „Fehlleistungen“, die schon Sigmund Freud beschrieben hat, kleine „Verschreiber“ als Botschaft an den Adressaten, die so rausgerutscht und bei einer eher luschigen Korrektur nicht aufgefallen sind. Aber gegenüber allen anderen Kommunikationsformen ist es schon eine gewaltige Verarmung, auf alle anderen Signale zu verzichten.

Dienstag, 1. Dezember 2009

Lieblingszitate LXXXIII

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Z. Zt. wird wieder allerorts „kräftig ausgeteilt“ und andersartige Menschen werden isoliert und damit auch gedemütigt, da kann die Erinnerung an einen uralten Weisheitsspruch der Menschheit nicht schaden. Wussten Sie, von wem er stammt?

Was du nicht willst,
das man dir tu,
das füg´ auch keinem
andern zu.

KONFUZIUS
( 551 – 479 v. Chr.)

Gefunden als Inschrift am Fuße einer Konfuzius-Statue im Chinesischen Garten in den „Gärten der Welt“ in Berlin-Marzahn im Sommer 2009.