Ich erweiteremeinen blog um die neue Rubrik „Meine Link-Tipps“ und beginne mit Attac und ver.di, den beiden Organisationen, die große Bedeutung für mich haben und deren Informationsquellen/Angaben ich regelmäßig nutze (bei beiden bin ich Mitglied, aber mehr im Sinne eines Unterstützers als eines Akteurs).
Das ist in beiden Fällen nur die allgemeinste mögliche Angabe. Es gibt differenziertere Seiten bzw. Zusatzangaben, die ich später noch nachtragen werde. In der linken Spalte des blogs erscheinteine Liste von solchen Links, die zukünftig noch wachsen soll.
Am6. Oktober habe ich hier im blog ein Manuskript veröffentlicht, das für das Mitteilungsblatt meiner MAV bestimmt war. Auslöser war eine Demonstration in Berlin am 13.September 2008, zu der ver.di und die AGMV der diakonischen Einrichtungen in Berlin/Brandenburg/Oberlausitz aufgerufen hatten. Anfang November habe ich einen Leserbrief „nachgeschoben“, der noch einmal die Berechtigung unserer Forderungen von einem allgemeineren Standpunkt aus verdeutlichen soll.
Leserbrief an die MAV
Liebe MAV,
am 13.September waren wir jamit einigen wenigen Leuten auf der AGMV- und Ver.di-Demo in Berlin. Über den weiteren Verlauf weiß ich nichts: Wie mag es mit unseren Forderungenweitergegangen sein? Da der Staat gerade den Banken Milliarden-Sicherheiten gewährthat, wäre ein denkbaresSzenario, dass dadurch noch weniger Geld für die Sozialkassen zur Verfügung steht und deshalb unsere diakonischen Arbeitgeber noch mehr Grund haben zu glauben, uns Gehaltserhöhungenverweigern zu dürfen.
Da packt mich schon die Wut, wenn ich folgende Beschreibung der Einkommenssituation in Deutschland lesen muss (die Fakten habe ich dem Leitartikelvon Andrea Kocsis in der Ver.di-Zeitung „dabei sein“ vom Oktober 2008 entnommen):
„Lohnspreizung“ nennen Experten die Tatsache, dass sich die Einkommen der Besserverdienendenund einer immer größeren Zahl von Verlierern der wirtschaftlichen Entwicklung auseinanderdividieren. (Die Bahnvorstände lassen grüßen!!- Das war am 2.11.noch sehr aktuell, bei der Schnelllebigkeit der zwischenzeitlichen Ereignisse wird sicherlichschnell vergessen werden, dass die Bahnvorstände im Falle eines erfolgreichen Börsengangesbeträchtliche Bonuszahlungen erhalten hätten. - ) Die Zahl der Niedriglohnbeschäftigten wird immer größer, mittlerweile gehört jeder Siebente Vollzeitbeschäftigte schon in diese Gruppe, die gegen alles Erwarten nicht nur unqualifizierte Arbeitskräfte umfasst, sondernzu 73,4% Menschen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildungoder sogar einem akademischen Abschluss.
Bis 2006 haben nur noch die am besten Verdienenden Lohnzuwächse um 3,5% erzielen können, die Reallohnverluste hingegen reichten bis in die mittleren Einkommen hinein, die untersten Gruppen verloren sogar 13,7%! So gehören drei Viertelaller Arbeitnehmer zu den Verlierern der Einkommensentwicklung. Die Autorin interpretiert es als massive Ausdünnung der Mittelschicht.
Für Gewerkschaften ist gerade dies ein Grund, weiterhin unbeirrtdeutliche Tarifsteigerungen zu fordern und nötigenfalls dafür zu kämpfen. Und für uns ??? Fürs Bravsein allein gibt es noch keine Treueprämien …
. Heute ist der 9. November, ein Tag in Deutschland mit unterschiedlichem Antlitz: vor 70 Jahren die unfassbare Reichspogromnacht, vor 19 Jahren die Maueröffnung, zwei so unterschiedliche, aber grundlegende Daten der Zeitgeschichte. Anlässlich des Gedenkens des braunen Terrors 1938 zog heute ein Häuflein von Aufrechten, mit Lichtern in der Hand, gut geschützt von der Polizei, nahezu unbemerkt von der übrigen Bevölkerung, durch das dunkle Fürstenwalde.
Was bedeutet das für den Einzelnen? 1989 wurden zunächst wohl alle im Sog mitgerissen, wahrscheinlich setzte das Nachdenken und die Kritikfähigkeit bei einzelnen erst später wieder ein, denn die praktizierte Form der Wiedervereinigung war nicht die Lösung, die ihnen vorgeschwebt hatte. 1938 gehörte Mut, großer Mut dazu, als Einzelperson seine Empörung zu zeigen und zu protestieren, vielleicht war das auch schon aussichtslos und die bessere Strategie, seine Kräfte für andere Formen von Widerstand und Zivilcourage aufzusparen. (Wie hätte ich wohl gehandelt? Wie gut haben wir Nachgeborenen es, von solchen Gewissensprüfungen verschont geblieben zu sein!) Heute hingegen gehört offensichtlich gar kein Mut mehr dazu, dank Polizeischutz... Aber was ist die Wirkung? Verpufft nicht das Engagement, werden wir „Aufrechten mit den Lichtern“ nicht schon fast von „den anderen“ belächelt ob unseres Engagements? Aber vielleicht ist die heutige Form von Mut ja diejenige, „dennoch“ sagen zu können, nicht den bequemen Weg zu wählen und das Anderssein auszuhalten.
Ich lebe mein kleines Leben und hoffe, dass mir noch etwas Zeit bleibt, meinen Verstand zu nutzen, um mehr zu begreifen, was um mich ist, mich an Schönem zu freuen und für das Leben zu kämpfen.
.
Als ich heute diesen Eintrag vorbereiten wollte, kam ich ins Grübeln. Ursprünglich war es meine Absicht gewesen, besonders aufbauende und zukunftsweisende Aussagen unter dieser Rubrik zu versammeln, Kritik und negative Aussagendagegen fernzuhalten. Aber entspricht das unserer Lebenssituation? Istdas nicht Schönfärberei? Angesichts der brandaktuellenSkandalmeldungen (Bonuszahlungen für Bahn-Vorstände) hatte ich einen Augenblick die Idee, etwas „Beißendes“ auswählen zu müssen. Mittlerweile bin ich zum Entschluss gekommen, dass beide Seiten zu meinem Leben gehören, die Hoffnung und der Aufruf zum eigenen Handeln und das Bewusstsein um den täglichen Sch...; so können – müssen – sich auch zwei sehr unterschiedlicheAussagen nebeneinander „vertragen“, wobei die eine noch mehr deutlich macht, wie überlebenswichtig die andere ist.
Erich Kästners brillante und in ihrer Kürze kaum noch zu unterbietende Aussage habe ich mir vor 28 Jahrenaufgeschrieben; sie ist selbstkritisch und eine Waffe gegen alle moralinsauren Zeitgenossen!
Moral
Es gibt nichts Gutes
Außer: Man tut es.
ERICH KÄSTNER
Wie anders die Auffassung von Moral in Wirtschaftskreisen in Deutschland und anderswo unter den Fittichen der Globalisierung! „Lohnspreizung“ wird es genannt, wenndie Gehälter der oberen Manager in keiner Relation mehr zu den Einkünften der „Fußsoldaten“ stehen. In diesen Tagen ging ein Aufschrei durch die Presse angesichts der klammheimlich vereinbarten Gehaltserhöhungenund Bonuszahlungen für die Bahn-Vorstände. Dabei sind ihre Gelder immer noch „Peanuts“ im Vergleich zu anderen Unternehmen, z.B. der Deutschen Bank. Andererseits verdientein solcher Vorstand in einem Jahr mehr als die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben! Real ausgeben und für sein alltägliches Leben einsetzen kanner es nicht, wozu braucht er so viel Geld?? Da gefällt mir Heiner Geißler, mit dem ich nicht viel Gemeinsames entdecken konnte, solange er noch Generalsekretär der CDU war, der aber mit höherem Lebensalter ein immer vehementerer Kritiker der derzeitigen Auswüchse des Kapitalismus geworden ist. Er bringt die Analyse undBeantwortung meiner letzten Frage auf den Punkt!!
Die Gier zerfrisst die Gehirne.
HEINER GEISSLER
Quellen:
Erich Kästner: Gedichte.- Frankfurt a.M.: Büchergilde Gutenberg 1986. Darin: S. 508.[Dieses Zitat findet sich bereits am 23.9.08 auf meinem blog, und zwar im Rahmen meiner „Rede zur Schulentlassung“.]
Heiner Geißler: Die Gier zerfrisst die Gehirne. – In: Stephan Hebel und Wolfgang Kessler (Hrsg.): Zukunft Sozial. Wegweiser zu mehr Gerechtigkeit. – Frankfurt a,M. und Oberursel: Publik-Forum und Frankfurter Rundschau 2004. S. 194 – 199.
[Ein Hinweisaufdiesen Text/diese Aussage erfolgte bereits auf meinem blog v. 16.10.08, und zwar im Literaturverzeichnis zu meinem Artikel „Heilpädagogik und christliche Gesellschaftsethik“.]
Ich habe länger über einen treffenden Namen für diesen Blog nachgedacht. Mein Blick auf die Welt im Zusammenhang mit meinem Älterwerden sollte das Thema sein. An "Methusalem" habe ich gedacht, habe diese Wahl dann aber verworfen. "Methusalem" erinnert mich an Menschen, die im höheren Alter ein von anderen bewundertes Leben führen und deren Meinung besonderes Gewicht genießt. Was ich aber tatsächlich erlebe, ist eher, dass sich derzeit technische Möglichkeiten, Wertvorstellungen und Lebensentwürfe in einem rasanten Tempo verändern. Ältere Wertvorstellungen, soziale Tugenden (jedenfalls das, was ich dafür halte) und Handlungsziele scheinen mir in Gefahr, vergessen zu werden. Da lag mir der eher wehmütige Vergleich mit den "Dinosauriern" nahe, einst herrschend auf der Erde, dann ausgestorben. Allerdings z.Zt. unter Kindern wieder modern, die in Ausstellungen staunend vor Gerippen und Rekonstruktionen stehen.
So will ich mit meinen Aufzeichnungen an Werte erinnern, die ich vor dem Verschwinden bewahren möchte, ein Aufbäumen mit sicherlich nur geringem Einfluss, aber vielleicht finde ich ja Gleichgesinnte und Mitstreiter!
Ich bin Jahrgang 1947.