Mittwoch, 19. November 2008

Meine Link-Tipps I : ver.di und Attac


Ich erweitere meinen blog um die neue Rubrik „Meine Link-Tipps“ und beginne mit Attac und ver.di, den beiden Organisationen, die große Bedeutung für mich haben und deren Informationsquellen/Angaben ich regelmäßig nutze (bei beiden bin ich Mitglied, aber mehr im Sinne eines Unterstützers als eines Akteurs).


Attac : www.attac.de

ver.di : www.verdi.de .


Das ist in beiden Fällen nur die allgemeinste mögliche Angabe. Es gibt differenziertere Seiten bzw. Zusatzangaben, die ich später noch nachtragen werde. In der linken Spalte des blogs erscheint eine Liste von solchen Links, die zukünftig noch wachsen soll.

Donnerstag, 13. November 2008

Leserbrief an die MAV zum Thema "Lohnspreizung"


Am 6. Oktober habe ich hier im blog ein Manuskript veröffentlicht, das für das Mitteilungsblatt meiner MAV bestimmt war. Auslöser war eine Demonstration in Berlin am 13.September 2008, zu der ver.di und die AGMV der diakonischen Einrichtungen in Berlin/Brandenburg/Oberlausitz aufgerufen hatten. Anfang November habe ich einen Leserbrief „nachgeschoben“, der noch einmal die Berechtigung unserer Forderungen von einem allgemeineren Standpunkt aus verdeutlichen soll.


Leserbrief an die MAV



Liebe MAV,


am 13.September waren wir ja mit einigen wenigen Leuten auf der AGMV- und Ver.di-Demo in Berlin. Über den weiteren Verlauf weiß ich nichts: Wie mag es mit unseren Forderungen weitergegangen sein? Da der Staat gerade den Banken Milliarden-Sicherheiten gewährt hat, wäre ein denkbares Szenario, dass dadurch noch weniger Geld für die Sozialkassen zur Verfügung steht und deshalb unsere diakonischen Arbeitgeber noch mehr Grund haben zu glauben, uns Gehaltserhöhungen verweigern zu dürfen.


Da packt mich schon die Wut, wenn ich folgende Beschreibung der Einkommenssituation in Deutschland lesen muss (die Fakten habe ich dem Leitartikel von Andrea Kocsis in der Ver.di-Zeitung „dabei sein“ vom Oktober 2008 entnommen):


„Lohnspreizung“ nennen Experten die Tatsache, dass sich die Einkommen der Besserverdienenden und einer immer größeren Zahl von Verlierern der wirtschaftlichen Entwicklung auseinanderdividieren. (Die Bahnvorstände lassen grüßen!! - Das war am 2.11. noch sehr aktuell, bei der Schnelllebigkeit der zwischenzeitlichen Ereignisse wird sicherlich schnell vergessen werden, dass die Bahnvorstände im Falle eines erfolgreichen Börsenganges beträchtliche Bonuszahlungen erhalten hätten. - ) Die Zahl der Niedriglohnbeschäftigten wird immer größer, mittlerweile gehört jeder Siebente Vollzeitbeschäftigte schon in diese Gruppe, die gegen alles Erwarten nicht nur unqualifizierte Arbeitskräfte umfasst, sondern zu 73,4% Menschen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung oder sogar einem akademischen Abschluss.


Bis 2006 haben nur noch die am besten Verdienenden Lohnzuwächse um 3,5% erzielen können, die Reallohnverluste hingegen reichten bis in die mittleren Einkommen hinein, die untersten Gruppen verloren sogar 13,7%! So gehören drei Viertel aller Arbeitnehmer zu den Verlierern der Einkommensentwicklung. Die Autorin interpretiert es als massive Ausdünnung der Mittelschicht.


Für Gewerkschaften ist gerade dies ein Grund, weiterhin unbeirrt deutliche Tarifsteigerungen zu fordern und nötigenfalls dafür zu kämpfen. Und für uns ??? Fürs Bravsein allein gibt es noch keine Treueprämien …


Herzliche Grüße von Jürgen Lüder

(am 2.11.08 geschrieben)

Sonntag, 9. November 2008

Hoffnung

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Heute ist der 9. November, ein Tag in Deutschland mit unterschiedlichem Antlitz: vor 70 Jahren die unfassbare Reichspogromnacht, vor 19 Jahren die Maueröffnung, zwei so unterschiedliche, aber grundlegende Daten der Zeitgeschichte. Anlässlich des Gedenkens des braunen Terrors 1938 zog heute ein Häuflein von Aufrechten, mit Lichtern in der Hand, gut geschützt von der Polizei, nahezu unbemerkt von der übrigen Bevölkerung, durch das dunkle Fürstenwalde.

Was bedeutet das für den Einzelnen? 1989 wurden zunächst wohl alle im Sog mitgerissen, wahrscheinlich setzte das Nachdenken und die Kritikfähigkeit bei einzelnen erst später wieder ein, denn die praktizierte Form der Wiedervereinigung war nicht die Lösung, die ihnen vorgeschwebt hatte. 1938 gehörte Mut, großer Mut dazu, als Einzelperson seine Empörung zu zeigen und zu protestieren, vielleicht war das auch schon aussichtslos und die bessere Strategie, seine Kräfte für andere Formen von Widerstand und Zivilcourage aufzusparen. (Wie hätte ich wohl gehandelt? Wie gut haben wir Nachgeborenen es, von solchen Gewissensprüfungen verschont geblieben zu sein!) Heute hingegen gehört offensichtlich gar kein Mut mehr dazu, dank Polizeischutz... Aber was ist die Wirkung? Verpufft nicht das Engagement, werden wir „Aufrechten mit den Lichtern“ nicht schon fast von „den anderen“ belächelt ob unseres Engagements? Aber vielleicht ist die heutige Form von Mut ja diejenige, „dennoch“ sagen zu können, nicht den bequemen Weg zu wählen und das Anderssein auszuhalten.


Ich lebe mein kleines Leben
und hoffe,
dass mir noch etwas Zeit bleibt,
meinen Verstand zu nutzen,
um mehr zu begreifen,
was um mich ist,
mich an Schönem
zu freuen
und für das Leben
zu kämpfen.

Samstag, 1. November 2008

Mein Motto für den Monat November 2008

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Als ich heute diesen Eintrag vorbereiten wollte, kam ich ins Grübeln. Ursprünglich war es meine Absicht gewesen, besonders aufbauende und zukunftsweisende Aussagen unter dieser Rubrik zu versammeln, Kritik und negative Aussagen dagegen fernzuhalten. Aber entspricht das unserer Lebenssituation? Ist das nicht Schönfärberei? Angesichts der brandaktuellen Skandalmeldungen (Bonuszahlungen für Bahn-Vorstände) hatte ich einen Augenblick die Idee, etwas „Beißendes“ auswählen zu müssen. Mittlerweile bin ich zum Entschluss gekommen, dass beide Seiten zu meinem Leben gehören, die Hoffnung und der Aufruf zum eigenen Handeln und das Bewusstsein um den täglichen Sch...; so können – müssen – sich auch zwei sehr unterschiedliche Aussagen nebeneinander „vertragen“, wobei die eine noch mehr deutlich macht, wie überlebenswichtig die andere ist.


Erich Kästners brillante und in ihrer Kürze kaum noch zu unterbietende Aussage habe ich mir vor 28 Jahren aufgeschrieben; sie ist selbstkritisch und eine Waffe gegen alle moralinsauren Zeitgenossen!


Moral


Es gibt nichts Gutes

Außer: Man tut es.


ERICH KÄSTNER



Wie anders die Auffassung von Moral in Wirtschaftskreisen in Deutschland und anderswo unter den Fittichen der Globalisierung! „Lohnspreizung“ wird es genannt, wenn die Gehälter der oberen Manager in keiner Relation mehr zu den Einkünften der „Fußsoldaten“ stehen. In diesen Tagen ging ein Aufschrei durch die Presse angesichts der klammheimlich vereinbarten Gehaltserhöhungen und Bonuszahlungen für die Bahn-Vorstände. Dabei sind ihre Gelder immer noch „Peanuts“ im Vergleich zu anderen Unternehmen, z.B. der Deutschen Bank. Andererseits verdient ein solcher Vorstand in einem Jahr mehr als die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben! Real ausgeben und für sein alltägliches Leben einsetzen kann er es nicht, wozu braucht er so viel Geld?? Da gefällt mir Heiner Geißler, mit dem ich nicht viel Gemeinsames entdecken konnte, solange er noch Generalsekretär der CDU war, der aber mit höherem Lebensalter ein immer vehementerer Kritiker der derzeitigen Auswüchse des Kapitalismus geworden ist. Er bringt die Analyse und Beantwortung meiner letzten Frage auf den Punkt!!



Die Gier zerfrisst die Gehirne.


HEINER GEISSLER



Quellen:


Erich Kästner: Gedichte.- Frankfurt a.M.: Büchergilde Gutenberg 1986. Darin: S. 508. [Dieses Zitat findet sich bereits am 23.9.08 auf meinem blog, und zwar im Rahmen meiner „Rede zur Schulentlassung“.]


Heiner Geißler: Die Gier zerfrisst die Gehirne. – In: Stephan Hebel und Wolfgang Kessler (Hrsg.): Zukunft Sozial. Wegweiser zu mehr Gerechtigkeit. – Frankfurt a,M. und Oberursel: Publik-Forum und Frankfurter Rundschau 2004. S. 194 – 199.

[Ein Hinweis auf diesen Text/diese Aussage erfolgte bereits auf meinem blog v. 16.10.08, und zwar im Literaturverzeichnis zu meinem Artikel „Heilpädagogik und christliche Gesellschaftsethik“.]