Donnerstag, 30. Oktober 2008

Frei sein !

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Ein neues und zugleich altes Lebensgefühl! Alt ist es insofern, als ich schon immer freizügig gedacht habe, jedenfalls was ich darunter verstehe. Eher „linke“ Gedanken, nie „obrigkeitshörig“, gerne „gegen den Strich gebürstet“, misstrauisch gegenüber allen, die mir etwas einreden wollen. Das in Taten umzusetzen ist natürlich eine andere Frage. Und da gehörte (gehöre?) ich doch eher zu den „Braven“.

Wobei ich jetzt bei meinem neuen Lebensgefühl angekommen bin. Ich bin durch die Ruhephase meiner Altersteilzeit in der luxuriösen Lebenssituation, meinen Geist zukünftig ohne die Zensierung durch „Mäntelchen“, die ich mir in Folge meiner beruflichen Rolle umhängen musste, nutzen zu können. Als Lehrer war ich sehr vorsichtig, meine politischen und gewerkschaftlichen Ansätze gegenüber meinen Schülern offen zu vertreten, um mir nicht den Vorwurf der „Indoktrination“ einzuhandeln. Als Lehrer musste ich natürlich auch alle von der Regierung angeordneten „didaktischen Revolutionen“ mitmachen, z.B. die Umkrempelung der bisherigen schulischen Ausbildung von Heilerziehungspflegern durch das „Lernfeldprinzip“, das praktisch den Tod meines Faches Psychologie bedeutete. Immerhin war das für mich als Dipl. Psychologe bis dato meine „Kernkompetenz“, wie es in der neuen Fachsprache so schön heißt. Ich habe das schon als massive „narzistische Kränkung“ erlebt, um einmal einen psychologischen Terminus dagegen zu setzen. Sicherlich sind mit diesem neuen Ansatz auch manche klugen Gedanken verbunden, nur knirscht es leicht bei der eigentlich notwendigen Zusammenarbeit unter den Lehrenden und theoretische Verortungen der Lerninhalte werden z.T. ziemlich beliebig … Vielleicht war ich auch einfach schon zu alt für solche grundlegenden Veränderungen, nachdem ich einmal unter ganz anderen „Spielregeln“ in die Tätigkeit als Dozent eingestiegen war. … Gewurmt hat es mich allerdings immer, nie in die Planung solcher Änderungen einbezogen gewesen zu sein, sie einfach „schlucken“ und natürlich grundlegende Kritik in der Öffentlichkeit für mich behalten zu müssen, denn mein Dienstherr hatte anderes angeordnet.

Was eine solche Rücksicht wider eigene Anschauungen bedeutet, habe ich jetzt - aus einer anderen Position heraus – bei der Einschulung meines kleinen Sohnes Paul Jakob wieder erleben können. Durch seine Behinderung gab es verschiedene Schwierigkeiten und er hat schon das neue Brandenburgische „förderdiagnostische Verfahren“ und den Förderausschuss durchlaufen und mittlerweile doch einen Platz als Erstklässler an einer Allgemeinen Förderschule gefunden. „Eigentlich“ sollte dieser Schuleinstieg in Brandenburg schon abgeschafft sein, die Allgemeine Förderschule steht offenbar auf der „Abschussliste“, nun hat es doch geklappt. Ein Glück. Hinter vorgehaltener Hand haben uns betroffene Lehrkräfte auch gesagt, dass sie die einschlägigen „Reformen“ fragwürdig finden, wenn Kinder mit besonderen Schwierigkeiten alle in normale Grundschulklassen eingeschult werden müssen, um dann nach gelegentlichen sonderpädagogischen Beobachtungen später doch noch eine andere Beschulung zu finden. Von der Grundidee vielleicht wirklich ein fortschrittlicher Ansatz mit integrativem Gedankenhintergrund, aber irre solange, wie die Klassenstärke in den Einführungsklassen weiterhin bei 24 Kindern bleibt, keine weiteren Lehrer eingestellt werden und es auch keine sonstigen Zusatzkräfte gibt, wie es in Vorzeigeländern wie Finnland wohl Gang und Gäbe ist, aus denen solche Modelle stammen. Eine halbherzige Reform in Brandenburg, die schön aussehen soll – das notwendige Geld fürs Personal allerdings gibt es nicht. Beteiligte Eltern, sofern sie die Zusammenhänge durchschauen, können Protest schreien, beteiligte Lehrer müssen in der Öffentlichkeit für ihren Dienstherren eintreten und das Modell erläutern und verteidigen – alles andere wäre disziplinarrechtlich gefährlich … Da lobe ich mir meine jetzige Freiheit, Unfug auch Unfug nennen zu dürfen.

Natürlich bin ich auch einmal in die Schule gegangen, habe kluge Lehrer gehabt und bin von ihnen aufgeklärt worden, dass es unterschiedliche Freiheiten gibt, die Freiheit „wovon“ und die Freiheit „wofür“. Durch mein Psychologiestudium, spätestens seit meiner Beschäftigung mit der Tiefenpsychologie, weiß ich um die Grenzen meiner Gedankenfreiheit und ihrer Determiniertheit in vielen Voraussetzungen. Aber im Rahmen meiner Möglichkeiten möchte ich selbst über meine Überzeugungen und Ziele entscheiden, wofür ich mich einsetze. Das jetzt vermehrt zu können, ist mein neues Lebensgefühl! Wunderbar!!!

Sonntag, 26. Oktober 2008

Zurück aus Weimar

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In der vergangenen Woche war ich mit meiner lieben Frau Annegret in Weimar, "elternfrei"! Wir haben uns "klassisch gebildet", auch andere kulturelle Angebote wahrgenommen (noch nie war ich in einer Woche so oft im Kino!) und es uns daneben einfach bei Sonnenstunden in den Parks mit wunderschönen herbstlichen Laubfärbungen gut gehen lassen. Von verschiedenen Eindrücken aus diesen Tagen werde ich in nächster Zeit berichten.

Das war mein Plan damals am 30.Oktober. Jetzt, Anfang Dezember, stelle ich fest, dass mir eine Reihe schöner Erinnerungen und Schreibideen geblieben ist, aber die Zeit ist so verronnen, dass aus meinen Ankündigungen nichts geworden ist. Fast ständig drängen sich neue Eindrücke davor, die, solange sie noch aktuell sind, mir wichtiger erscheien als das Einlösen meines damaligen Versprechens. (Ergänzung vom 5.12.08)

Donnerstag, 16. Oktober 2008

Heilpädagogik und christliche Gesellschaftsethik


In meinem letzten blog habe ich angekündigt, auch Texte aus meinem „Fundus“ auf die Seite zu setzen. Dazu gehört der nächste Beitrag, der schon einmal in einer Sondernummer der Zeitschrift meiner bisherigen Einrichtung erschienen ist. Ursprünglicher Anlass war die Heilpädagogik-Fachtagung v. 7.5.2007 meiner damaligen Fachschule, die mit dieser Veranstaltung das Jubiläum von 15 Jahren Ausbildung von Heilpädagoginnen und Heilpädagogen feierte (Ausbildung auf Fachschulebene, als Aufbaustudium zeitweilig in Kooperation mit der Ev. Fachhochschule Hannover auch mit Diplom-Abschluss). Ich hatte an diesem Tag die Leitung einer Arbeitsgruppe, über die ich in diesem Beitrag schreibe.


Die Tagung war für mich ein willkommener Anlass, über Anregungen aus den vergangenen Jahren zu berichten, die mein Denken sehr beeinflusst haben. Maßgeblich war dabei die Tagung der DGSP 2005 zum Thema „Ökonomie ohne Menschen?“ mit der Vorstellung der „Soltauer Impulse“. und das Kennenlernen des von mir für seinen unermüdlichen Einsatz in sozialen Fragen bewunderten Jesuiten-Professors Friedhelm Hengsbach, der auf der Tagung einer der Hauptredner war. Ich wusste von ihm schon zuvor, dass er prominentes Mitglied des Beirats von Attac ist.


(Der folgende Beitrag ist bereits erschienen in: UNTERWEGS. Zeitschrift der Samariteranstalten Fürstenwalde. Sonderheft UNTERWEGSdokumentiert. 1/2007. S.29)



Heilpädagogik und christliche Gesellschaftsethik: Anpassung oder Einmischung in gesellschaftliche Prozesse?


Wie sieht die Heilpädagogik ihren gesellschaftlichen Standort? Bleibt sie als Wissenschaft (wie es fast alle anderen Wissenschaften auch so gern tun) „wertfrei“ oder sollte sie eindeutig Stellung beziehen zu gesellschaftlichen Fehlentwicklungen? Oder überlässt sie die Entscheidung, sich einzumischen, Farbe zu bekennen und unbequeme Fragen zu stellen dem einzelnen Heilpädagogen und seiner Grundeinstellung als individuelle Gewissensentscheidung? Fordert nicht aber die Beschäftigung mit den Menschenbildern, die hinter den heilpädagogischen Theorien stehen, eine klare Positionierung gegenüber den sozialpolitischen Ereignissen, die uns ständig begegnen, regelrecht heraus? Reicht es aus, auf Studien hinzuweisen, die heilpädagogischen Handlungsbedarf bei Kindern und Jugendlichen belegen, die in Armut aufwachsen müssen, ohne gleichzeitig „die Finger in die Wunde“ bekannter Ursachen von Kinderarmut zu legen wie z.B. beim Thema „Hartz IV“ und auch an dieser Stelle für Verbesserungen einzutreten? Dies sind für mich offene Fragen, zu denen ich zwar eine persönliche Meinung habe, aber keine offizielle Antwort weiß. Wie ist der Diskussionsstand hierüber in der Heilpädagogik?


Andere Berufsrichtungen und Fachverbände im psychosozialen Bereich sind da offenbar etwas „bissiger“ und äußern sich einmütig zu fragwürdigen gesellschaftspolitischen Entwicklungen in Deutschland. So besuchte ich 2005 einen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie (DGSP) in Berlin zum Thema „Ökonomie ohne Menschen? Zur Verteidigung der Kultur des Sozialen“. Hier wurde vielfältig analysiert und kritisiert, welche Auswirkungen auf Klienten und Mitarbeiter das immer mehr um sich greifende rein betriebswirtschaftliche Denken in der Organisation sozialer Arbeit hat und wie diese Entwicklung mit dem neoliberalen Paradigma und seinem Alleinvertretungsanspruch zusammenhängt. Die dazugehörenden Begrifflichkeiten bestimmen immer mehr die Fachsprache und verdrängen ältere Bezeichnungen und Wertvorstellungen aus den Köpfen, insbesondere der nachwachsenden Generationen. Im Rahmen der DGSP streiten die „Soltauer Impulse“ gegen diese Entwicklungen.


Einer der Hauptredner auf diesem Kongress war Friedhelm Hengsbach. Er sprach zum Thema Mehr Markt reicht nicht. Gesellschaftliche Risiken brauchen eine solidarische Sicherung“ und kritisierte die derzeitigen politischen „Reformen“, die zur Ensolidarisierung in der Bevölkerung und zum Abbau solidarischer Sicherungssysteme führen (Beispiele: Hartz IV und Umbau des Renten- und Krankenversicherungssystems). Hengsbach ist Jesuitenpater und Prof. für Wirtschafts- und Gesellschaftsethik. Er vertritt dezidiert ein christliches Menschenbild und eine darauf aufbauende christliche Gesellschaftsethik, deren Zukunft er ökumenisch sieht. Aus diesem Verständnis heraus konstatiert er Verpflichtungen für Gesellschaft und Staat, speziell gegenüber den Schwächeren in der Gesellschaft, deren Rechte und Entfaltungsmöglichkeiten er sehr bedroht sieht. Gegen große Widerstände, auch in seiner Kirchenleitung, kämpft er für seinen Blickwinkel unbeugsam und beständig und stellt sein Wissen u.a. im wiss. Beirat von Attac zur Verfügung. Er artikuliert sich als Theologe und Wissenschaftler somit eindeutig auch im politischen Bereich, „mischt sich ein“, wenn auch fern von politischen Parteien.


Ein Modell auch für Heilpädagogen? Oder eher etwas für ältere Politiker, die enttäuscht von den Entwicklungen in Deutschland sind? Ich denke da speziell an Heiner Geißler, der auf der Basis der katholischen Soziallehre ein Buch geschrieben hat über die politische Botschaft des Evangeliums.


Ich möchte von ihm aus einer anderen Schrift ein abschließendes Zitat bringen: „ Wenn Jesus heute da wäre, würde er an der Seite der Leute von Attac stehen. Der globalisierte Kapitalismus steht im völligen Gegensatz zum Evangelium. Das sagt übrigens auch der Papst.“ (Zitat aus „Zukunft Sozial“. S.198.)



In unserer kleinen Arbeitsgruppe stellte ich den Ansatz von Friedhelm Hengsbach und die „Soltauer Impulse“ vor. Wir diskutierten über ihre Angemessenheit und stellten uns gegenseitig Erschwernisse in unseren Arbeitsfeldern vor.



Literaturhinweise:


Heiner Geißler: Die Gier zerfrisst die Gehirne. - In: Stephan Hebel und Wolfgang Kessler (Hrsg.): Zukunft Sozial. Wegweiser zu mehr Gerechtigkeit. Frankfurt a.M. und Oberursel: Publik-Forum und Frankfurter Rundschau 2004. S. 194-199.


Heiner Geißler: Was würde Jesus heute sagen? Die politische Botschaft des Evangeliums. 6.Aufl.- Reinbek: Rowohlt 2005. (= rororo 61 594).


„Schröder will den Starken gefallen, deshalb tritt er kräftig nach unten!“ Arno Luik interviewt Friedhelm Hengsbach. - In: STERN 48/2003. S. 77 – 82.


Friedhelm Hengsbach: Das Reformspektakel. Warum der menschliche Faktor mehr Respekt verdient. - Freiburg u.a.: Herder 2004. (= HERDER spektrum 5544).


Friedhelm Hengsbach: Eine Selbstdemontage der politischen Klasse. Vorläufige Bilanz der Agenda 2010. - In: Hella Baumeister u.a. (Hrsg.): Die Hartz-“Reformen“. - Hamburg: VSA-Vlg. 2005. S. 157 – 165.


Friedhelm Hengsbach: Die andern im Blick. Christliche Gesellschaftsethik in den Zeiten der Globalisierung. 2.Aufl. - Darmstadt: Wiss. Buchgesellschaft 2005.


„Ökonomie ohne Menschen?“ Zur Verteidigung der Kultur des Sozialen. - Themenheft der Sozialpsychiatrischen Informationen. 35. Jahrg. 2005, H.4.





Mittwoch, 15. Oktober 2008

Plaudern und auch manchmal streiten

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Ich habe länger über den Titel für diesen Beitrag nachgedacht, der die Form meines Schreibens zum Thema haben sollte. Ich habe nämlich offenbar mehrere „Stilrichtungen“, was mir selbst vorher gar nicht so bewusst war. Fazit:

Am liebsten möchte ich im Sinne von Plaudereien schreiben, gelegentlich auch Sachtexte (einige davon aus meinem „Fundus“). Zitate habe ich schon vielfach aufgeführt. Für mich sind sie Zeugnisse von Vorbildern oder vorbildlichen Ideen (abschreckende Zitate habe ich bisher nie gesammelt und auch für den blog nicht vorgesehen). Daneben gibt es aber auch Texte von mir, in denen ich gerne streite, weil mich die Themen oft erregen und ich mich vorsehen muss, mich nicht im Ton zu vergreifen. Das ist bei Themen, die mit meiner Vergangenheit als MAV-Mitglied zu tun haben, bei sozialpolitischen Fragen und beim großen Komplex der Globalisierung schnell der Fall.

Plaudereien hingegen haben einen entspannteren Charakter. Da kann ich zwar auch ein Sachthema zum Ausgangspunkt nehmen, kann evtl. mit meinem Fachwissen „glänzen“ (und mich für meine fehlenden Kenntnisse damit entschuldigen, dass ich ja keinen wissenschaftlichen Anspruch habe), muss auch nicht kunstvolle Essays schreiben, sondern bin mit Stil und Argumentationsformen viel freier, darf halt „plaudern“. So kann ich Wissen mit eigenen Erfahrungen und lebensgeschichtlichem Hintergrund vermengen und manches lockerer hinterfragen.

Dafür gibt es eine große Zahl von Vorbildern für mich. In der letzten Zeit scheint „Plaudern“ die Form zu sein, wie kluge Leute anderen in vereinfachter Form auch komplexere Sachverhalte schildern und dadurch verständlicher und auch unterhaltsam „rüberbringen“. Gerade bei philosophischen Themen kenne ich dafür Beispiele. Ich möchte mir von den Könnern in diesem Metier „eine Scheibe abschneiden“.

Ich merke selbst, dass meine anderen Texte oft alles anderes als plaudernd sind, vielmehr über eine beträchtliche Schärfe verfügen. So gibt es zwei Seiten in mir, wobei ich die plaudernde gerne wachsen lassen möchte. Die andere, unbemerkt schnell verbunden mit innerlichem Groll, tut mir nicht so gut und bessert selten etwas.

Dienstag, 14. Oktober 2008

Nimm Dich nicht so ernst ...

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„Nimm Dich nicht so ernst, habe mehr Humor!“ sagte Christa, nachdem sie meinen blog besucht hatte und schickte mir als Anhang zu ihrer email eine wundervolle kleine Bildergeschichte von Charly Brown, wie er gemeinsam mit Snoopy über die „Kindheit früher“ nachdenkt. Gesagt hat sie es übrigens nicht direkt, aber wie kann ich diese Bildgeschichte, die so in Kontrast zu meinen eher schwerblütigen Zitaten und Kommentaren der letzten Tage steht, anders verstehen?!

Der leicht "melanklöterige" Charly mit seinem philosophischen Hund! Ich kenne beide seit meinen Studententagen, als mir mein Mitbewohner im Studentenheim, ein Amerikaner, die neuesten Hefte von Charly zeigte. Sie waren noch auf Englisch, denn Charlys „Kultzeit“ in Deutschland hatte wohl noch nicht begonnen. Jetzt gibt es aber „keinen Nachschub“ für diesen Cartoon mehr, weil der Zeichner vor Jahren gestorben ist. So gerät auch Charly allmählich in Vergessenheit. Schade!

Diese Bildergeschichte (mit Ton) habe ich von Christa in Form einer „power-point-Datei“ erhalten. Abschließend erfolgt darin die Aufforderung und Erlaubnis, sie an Freunde weiterzuleiten. Bei mails gelingt mir das, denn es ist ja einfach ein „Anhang“. Ich finde sie aber so toll und zu meinem Rahmenthema passend, dass ich sie auch gern in meinen blog gestellt hätte, weiss aber nicht, wie man das macht. Sollte ich das noch lernen, hole ich es später nach!

Sonntag, 12. Oktober 2008

Meine Lieblingszitate VII


Seit mindestens 15 Jahren begleitet mich dieses Zitat. Wer Laotse folgt und sich selbst um die Vervollkommnung der hier aufgezeigten Einstellungen und Handlungsweisen des „Berufenen“ bemüht, hat wahrscheinlich einen Zipfel des „Mantels der Weisen“ errungen. Aber wie schwer ist es, ihn weiter zu weben! Besonders der Verzicht auf das Streiten ist für einen „inneren Hitzkopf“ wie mich eine fast unlösbare Aufgabe. Immerhin verdanke ich es ein Stück weit Laotse, diese Streitbereitschaft hinter meiner eher „ruhigen Fassade“ überhaupt bemerkt und dadurch auch einen Weg gefunden zu haben, manchmal schon milder zu urteilen und mich dadurch weniger kämpferisch zu fühlen, was meiner Umwelt und meinem Blutdruck gut tut.



Wahre Worte sind nicht schön,

schöne Worte sind nicht wahr.

Tüchtigkeit überredet nicht,

Überredung ist nicht tüchtig.

Der Weise ist nicht gelehrt,

der Gelehrte ist nicht weise.

Der Berufene häuft keinen Besitz auf.

Je mehr er für andere tut,

desto mehr besitzt er.

Je mehr er anderen gibt,

desto mehr hat er.

Des Himmels Tao ist fördern, ohne zu schaden.

Des Berufenen Tao ist wirken, ohne zu streiten.


LAOTSE : „Tao te king“, 81. Vers



(Ich habe diese Schrift in verschiedenen Schreibweisen und Umschreibungen des Verfassernamens gesehen und davon diese Variante gewählt ohne den Anspruch, an dieser Stelle wiss. exakt zu zitieren. Jeder möge die ihm evtl. zutreffender erscheinende Form finden! Der Botschaft dieser Zeilen tut es m.E. eh´ keinen Abbruch.)



Freitag, 10. Oktober 2008

Meine Lieblingszitate VI

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Dieses Zitat war die Zierde einer Glückwunschkarte zu meinem diesjährigen Geburtstag:

Jeder, der sich die
Fähigkeit erhält,
Schönes zu erkennen,
wird nie alt werden.

Franz Kafka



(Leider war keine Quelle angegeben!)

Donnerstag, 9. Oktober 2008

Meine Lieblingszitate V

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Erstrebenswerte positive Eigenschaften, die sich aber leider nicht mit zunehmendem Alter von allein einstellen, sondern ständiger Arbeit an sich selbst bedürfen:


Während das Kind oder der unselbständig Gebliebene in hohem Maß von anderen Menschen abhängig ist, baut der gereifte Mensch eine psychische Struktur auf, die ihm zu relativer Unabhängigkeit von äußerer Bestätigung verhilft. Sein Selbstbild ist fest gefügt. Er kennt seine Fähigkeiten, aber auch seine Grenzen. Er muss nicht durch andere und von anderen leben.


Günter Gödde



Zitiert nach: Günter Gödde: Friedensfähigkeit und Vernunft. – In: miteinander leben lernen. H.1/1984. S. 30 – 35. Zitat S. 32.


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Mittwoch, 8. Oktober 2008

Meine Lieblingszitate IV

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Eine kurze und präzise Aussage:

Die Weisheit schweigt,
wenn sie nicht wirklich
etwas zu sagen hat.

Unbekannt

Dienstag, 7. Oktober 2008

Meine Lieblingszitate III

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Ein Zitat vom „Altmeister“! Vortrefflich, wie er diese Stimmung der Verbundenheit auszudrücken versteht:


Die Welt ist so leer, wenn man nur Berge, Flüsse und Seen darin denkt; aber hier und da jemand zu wissen, der mit uns übereinstimmt, mit dem wir auch stillschweigend fortleben, das macht dieses Erdenrund erst zu einem bewohnten Garten.


Johann Wolfgang von Goethe



Gefunden habe ich dieses Zitat seinerzeit in der Zeitschrift „miteinander leben lernen“ im 15. Jahrgang 1990, H. 1. S. 29.

Montag, 6. Oktober 2008

ver.di und die MAV. Bericht über eine Demo

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Am Mittwoch, 1.Oktober 2008, schrieb ich über „mein Engagement für ver.di und die MAV“. Der dazugehörige Bericht über eine Demo in Berlin, den ich für das Mitteilungsblatt meiner MAV verfasst habe, folgt heute nach. (Tatsächlich erschien der Text dann im Dezember, nicht im Mitteilungsblatt, sondern in UNTERWEGS 4/2008, S. 20.)

Wir aus Fürstenwalde



STETER TROPFEN HÖHLT DEN STEIN

Erlebnisbericht von der Demo am 13.September 2008 in Berlin

Es war nur ein „kleines Häuflein von Aufrechten“ aus den SAF, das am 13.9.08 dem Aufruf des AGMV-Vorstandes und ver.di zu einer erneuten Demo für Gehaltserhöhungen in der Diakonie BBO gefolgt war. (Die anderen Aufrechten waren wahrscheinlich beim parallelen Drachenbootrennen oder kommen beim garantierten nächsten Mal dazu!?) So standen wir umringt von doch 200 bis 300 weiteren Demonstrantinnen und Demonstranten zwischen Europa-Center und Gedächtniskirche auf dem Breitscheidplatz, geschmückt mit ver.di-T-Shirts mit einschlägigen Slogans, vielen Transparenten und Trillerpfeifen für die entsprechenden „Einsätze“ in den Ansprachen der Redner. Ein Ambiente, wie man es aus Zeitungsberichten und der Tagesschau kennt. Jedenfalls eine gute Stimmung trotz des eher ärgerlichen Anlasses (denn wo bewegt sich was auf Arbeitgeber-Seite??), mit einem Gefühl von größerer Stärke durch die Anwesenheit vieler solidarischer Menschen.

So war m.E. das Hauptanliegen der vielen Redner (u.a. Georg Grüttner von ver.di, Markus Strobel, Dieter Mohaupt und Christian Hochfeld von der AGMV) auch weniger, „brandneue“ Informationen zu übermitteln, als vielmehr allen deutlich zu machen, dass zu größeren Erfolgen noch viele Schritte nötig sind: Steter Tropfen höhlt den Stein! “Jeder möge zur nächsten Demo unbedingt einen weiteren Kollegen oder eine Kollegin mitbringen“ war deshalb ein übereinstimmender Aufruf aller Redner.

Vielleicht können die beiliegenden Fotos noch eher etwas von der Stimmung vermitteln!
(Dieser Teil fehlt auf meinem blog noch! Wenn ich das Übertragen von Bildern gelernt habe, werde ich noch einige Bilder einfügen.)

Ich möchte aber als Berichterstatter noch auf einige Punkte eingehen, die mir in diesem Zusammenhang wichtig erscheinen:

1. In der Öffentlichkeit mag es vermessen erscheinen, dass ausgerechnet diakonische Mitarbeiter 8 % mehr Gehalt fordern! Ein Personenkreis, der doch sonst nur in der Stille wirkt und kaum Ansprüche stellt! Dabei weiß jeder halbwegs Eingeweihte, dass dies ohnehin „Mondzahlen“ sind. Bei Tarifverhandlungen muss eine Gewerkschaft das Doppelte fordern, um am Ende allen Feilschens dann vielleicht gerade die Hälfte zu erzielen. Das dürfte in den Verhandlungen unserer AK auch nicht viel anders sein. 3 – 4% Erhöhung lägen vergleichbar zum Zugewinn, der in anderen Branchen in diesem Jahr durchschnittlich erzielt worden ist. Wenn man davon noch 3% Inflation abzieht, bliebe eine kleine Spur von Reichtum übrig... Wir scheinen hier in Brandenburg aber eher im „Armenhaus“ Deutschlands zu leben (jedenfalls was die Bezahlung in der Diakonie betrifft), und zu einer 4%igen Erhöhung ist noch ein weiter Weg…

2. Einer der Redner, ich glaube, Georg Grüttner von ver.di, berichtete, dass es aktuell doch eine Neuigkeit aus dem kirchlichen Bereich in Berlin-Brandenburg gibt! Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) hat nämlich für ihre Bediensteten mit dem Gewerkschafts-„Konsortium“ GEW, Gewerkschaft Kirche und Diakonie und ver.di einen Tarifvertrag abgeschlossen, der ähnlich wie im öffentlichen Dienst sein soll und günstige Perspektiven eröffne! Die „rechte Hand“ der Kirche arbeitet mit Gewerkschaften zusammen und schließt normale Tarifverträge ab, wir in der Diakonie sind aber offenbar nur „Stiefkinder“ der Kirche, nur die „linke Hand“, und werden seit Jahren mit schlechteren Lösungen abgespeist. Ich finde das empörend! Gewerkschaften haben bei den nächsten Tarifverhandlungen natürlich viel mehr Gewicht als die Arbeitnehmer-Vertreter in einer AK.

3. Das führt mich zu einem weiteren Punkt: Ich bin der festen Überzeugung, dass wir Mitarbeiter in diakonischen Betrieben längerfristig nur dann echte Verbesserungen für uns erzielen können, wenn wir uns stärker gegenüber Gewerkschaften öffnen , die bisher kaum eine Rolle im Betrieb gespielt haben. (Ich als ver.di-Mitglied kam mir in meiner regulären Arbeitszeit immer wie ein „Exot“ vor). Ohne die organisatorische Erfahrung und materielle Unterstützung von ver.di hätte die oben beschriebene Demo sicherlich nur sehr dürftig ausgesehen. Ich rate allen Kolleginnen und Kollegen, das noch einmal gründlich zu durchdenken! Außerdem bietet jede Gewerkschaft ihren Mitgliedern Rechtsbeistand bei arbeitsrechtlichen Problemen an (sozusagen wie eine Rechtsschutzversicherung). Bei heutigen unsicheren Zeiten sicherlich eine grundlegende Notwendigkeit!

Jürgen Lüder

Meine Lieblingszitate II


Das folgende Zitat bedeutet mir viel, ich habe es seinerzeit als Motto am Anfang eines Berichts über eine Gruppentherapie gefunden.




Wenn du deine Provinz in Ordnung bringen willst, bringe zuerst deine Stadt in Ordnung;

Wenn du deine Stadt in Ordnung bringen willst, bringe zuerst deine Sippe in Ordnung;

Wenn du deine Sippe in Ordnung bringen willst, bringe zuerst deine Familie in Ordnung;

Wenn du deine Familie in Ordnung bringen willst, bringe zuerst dich in Ordnung…


KONFUZIUS



Zitiert nach: Renate Witte-Ziegler: Ich und die anderen. Protokolle einer gruppentherapeutischen Behandlung. – Frankfurt a.M.: Fischer Taschenbuch Vlg. 1976. (= Fischer TB. 6323). S.6.

Donnerstag, 2. Oktober 2008

Meine Lieblingszitate I

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Ebenso werde ich eine Rubrik einrichten, in der ich in loser Reihenfolge "Fundstücke" aus meiner Zitatensammlung vorstellen möchte. Ich beginne mit einem Gedicht von Bert Brecht:

Keinen verderben zu lassen
auch nicht sich selber
Jeden mit Glück zu erfüllen,
auch sich, das
Ist gut.

BERTOLD BRECHT

Zitiert nach: Elisabeth Borchers (Hg.): Das Weihnachtsbuch. Insel-Taschenbuch 46. S.69. (Ich habe noch einmal nachgeschaut: Das Buch ist 1973 erschienen.)

Mein Motto für den Monat Oktober 2008

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Ich eröffne hiermit auf meinem blog eine neue Rubrik, die ich monatlich fortsetzen möchte. Dies ist die erste Aussage, die ich veröffentliche:


"Wer dem Unmöglichen nicht mehr nachrennt, wird frei für das Mögliche."

Diesen Satz fand ich als Überschrift über dem Interview mit der Schweizer Daseinsanalytikerin Alice Holzhey in "Psychologie Heute", Januar 2008, S. 61.

Mittwoch, 1. Oktober 2008

Mein Engagement für ver.di und die MAV

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Lippenbekenntnisse kenne ich von vielen Mitmenschen, nahm daran Anstoß, bis ich mir auf die Schliche kam: Ich bin auch nicht besser! Zwar war ich seit den 80er Jahren offizielles Gewerkschaftsmitglied, zunächst in der ötv, später dann automatisch bei ver.di. Aber eigentlich war ich damit nicht viel mehr als eine „Karteileiche“, die zwar regelmäßig ihren Beitrag entrichtete und die Gewerkschaftszeitung (gelegentlich) las, sich darüber hinaus aber nicht weiter "die Finger schmutzig“ machte.


Erstmalig nachdenklich wurde ich, als mich eine Kollegin für die Wahl zur MAV („Mitarbeitervertretung“, die „abgespeckte“ Variante eines Betriebrates in kirchlichen bzw. diakonischen Einrichtungen) vorschlug. Ich lehnte ab, vorgeblich aus familiären Gründen, aber auch, weil mir eine solche Tätigkeit sehr fremd war. Das Thema ließ mich aber nicht mehr los, und so bewarb ich mich bei der nächsten Wahl. Fast zwei Wahlperioden war ich danach, bis zu meinem Ausscheiden wegen Altersteilzeit, Mitglied der MAV meiner Einrichtung. Oft viel Arbeit, oft viel Ärger, eher wenig Anerkennung, weil wir an der Schnittstelle zwischen Kolleginnen und Kollegen einerseits und der Leitung andererseits häufiger „im Regen“ standen, aber ein überaus wichtiges Korrektiv gegenüber einsamen Entscheidungen der Arbeitgeberseite.


So hat sich für mich diese Zeit mehr als gelohnt. Ich habe ganz andere Erfahrungen machen können als in meinem „intellektuellen“ Vorleben mit viel Theorie und meist einem Sicherheitsabstand zur Realität, weiß mehr um die sozialen Probleme meiner Mitmenschen (und bin mir meiner eigenen bewusster) und konnte auch eigene berufliche Schwierigkeiten „mit der MAV im Rücken“ besser in den Griff bekommen. Allerdings haben auch einige Beziehungen darunter gelitten, Mitglieder der Leitung waren plötzlich sehr viel reservierter mir gegenüber, d.h. ich konnte jetzt die zwar nur geringe, aber durchaus vorhandene Hierarchie unserer Einrichtung spüren. Meinen Chef habe ich durch diese neue Rolle anfangs sehr irritiert, es hat länger gebraucht, bis sich alles wieder reguliert hatte und es (hoffentlich) klar war, dass ich keine grundsätzlich „feindseligen“ Absichten hegte, vielmehr etwas für Demokratie und Mitbestimmung in unserer Einrichtung tun wollte.


Ich fühle mich auch als „Rentner“ dieser Arbeit sehr verbunden und bemühe mich darum, im Rahmen meiner Möglichkeiten „meine“ MAV weiterhin zu unterstützen, sei es durch konkrete Taten (wie die Teilnahme an der Demo, von der ich demnächst berichten werde) als auch auf der Ebene, die mir am leichtesten fällt, nämlich durch Schreiben. Texte, die ich in diesem Zusammenhang verfasse, werde ich auch auf meinem blog veröffentlichen.


(Der erste von mir in diesem Sinne verfasste Bericht über eine Demo vom 13.9.08 findet sich auf meinem blog am 6.10.2008.)