Montag, 24. Juni 2019

Lektüretip: "Kinder fordern uns heraus"

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Ganz habe ich der Psychologie dann doch noch nicht abgeschworen, wenn ich diesen Beitrag an den vorigen anschließen möchte! Ich habe einen Leserbrief an das Publik-Forum verfasst, das einen meiner früheren "Klassiker" wieder in seine Buchauswahl für den Vertrieb über seinen Shop aufgenommen hat.

Ich besitze keine Neuauflage dieses Buches, es ist jetzt bei Klett-Cotta im Angebot. Zitieren kann ich nur meine uralte Ausgabe, mit der ich Jahrzehnte gearbeitet habe. (Also bei Interesse aktualisieren!)

Rudolf Dreikurs & Vicki Soltz: Kinder fordern uns heraus.
Wie erziehen wir sie zeitgemäß? - Stuttgart: Klett 1976. 
                                                                         (damals bereits 166. - 200. Tausend!)

Hier mein Leserbrief:

Liebes Publik – Forum,



mit großer Freude habe ich auf der Bücherliste des Publik – Forum – Shops  (in 4/19 und 11/19) einen „alten Bekannten“ wieder gefunden, nämlich das Buch von Rudolf Dreikurs „Kinder fordern uns heraus“. Ich denke, es war in den 70er/80er Jahren ein besonders weit verbreitetes Erziehungsbuch in Deutschland. Aber auch in diesem Genre gibt es offenbar „Moden“, und so schien mir dieses Buch schon weitgehend „vergessen“, obwohl spätere Autoren gern auf Ideen des Dreikurs-Teams zurückgriffen…



„Kinder fordern uns heraus“ ist ein äußerst praktisches, an vielen konkreten Beispielen anknüpfendes Buch, das Eltern zur Selbstreflexion ermutigt und ihnen viele Ideen für die Erziehungspraxis jenseits von Zwang und autoritärem Gehabe vermittelt. Aber es zeigt eine klare Orientierung und war ein Gegenpol gegenüber der damals sehr gelobten „antiautoritären Erziehung“.



Als Ratgeber  war dieses Buch in meinen Augen stets „1. Wahl“, auch durch seinen Bezug auf die Individualpsychologie Alfred Adlers und dessen soziales Menschenbild. „Kinder fordern uns heraus“ waren für mich in meiner Zeit als Dozent in der Ausbildung von Erzieherinnen und Heilpädagoginnen eine hilfreiche  Unterstützung und haben für viele positive Rückmeldungen gesorgt.



Schön, dass Sie diesen Klassiker wieder aufleben lassen!


                                          


Sonntag, 23. Juni 2019

Lektüretip: "Das Netzwerk der Neuen Rechten"


Früher habe ich mich eher mit Literatur oder psychologischen Fragestellungen beschäftigt, jetzt ist mein Interesse mehr bei politischen und sozialen Themen gelandet.

Meine letzte "Lesefrucht" hat mich aufgerüttelt, handelt es sich doch um ein derzeit sehr aktuelles Thema: Das Erstarken des "rechten Randes" der Gesellschaft, am deutlichsten sichtbar in den Wahlerfolgen der AfD .

Christian Fuchs & Paul Middelhoff: Das Netzwerk der 
Neuen Rechten.  Wer sie lenkt, wer sie finanziert und
wie sie die Gesellschaft verändern. - Reinbek bei
Hamburg: Rowohlt 2019.

Die Autoren haben gründlich recherchiert, welche Personen hier das Sagen haben, wie sie sich untereinander vernetzen und Wirkung entfalten, mit guten Verbindungen zum rechten Flügel der AfD. Man muss es anerkennen - so wenig ich mit Menschen mit derartigen Einstellungen auch gemein habe -, dass sie eine hervorragende mediale Strategie entwickelt haben, ihre Themen in den öffentlichen Fokus zu befördern und ständig im Mittelpunkt irgendwelcher Pressekampagnen zu stehen. Ziel, eine Diskursverschiebung in der Gesellschaft hin nach rechts zu bewirken, Themen in die Öffentlichkeit zu bringen, die früher "out" waren, und das mit einer relativ kleinen Zahl von Akteuren, die aber hervorragend vernetzt sind und offenbar für die Verbreitung ihrer (Irr-)Lehren "brennen".

Dies mit Namen und Angaben zu den Hauptakteuren zu belegen, ergänzt durch die wichtigsten aktuellen Iniativen, dadurch ein nachvollziehbares Bild dieser Bewegung und ihrer  Bestrebungen zu zeichnen, ist ein großes Verdienst dieser (aufklärenden) Schrift der beiden Autoren.  

"Strategien gegen rechts" zu entwickeln ist allerdings nicht das Thema des Buches. Aber man muss seinen Gegner ja zunächst auch gut kennen, um ihm angemessen begegnen zu können. Dafür leisten die Autoren eine hervorragende Aufklärung!

Der Psychologe in mir rührt sich aber doch: Ich würde gern mehr über den sozialpsychologischen und biographischen Hintergrund der  Akteure in diesem Feld erfahren. Es ist mir sehr fremd, mich in diese Gedankenwelt einzufühlen, geschweige denn mich dafür zu engagieren. Was ist der Hintergrund, dass Menschen sich aber genau in diese Richtung entwickeln?

Samstag, 22. Juni 2019

ethische Dünnbrettbohrer

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Ich weiß nicht mehr genau, was der konkrete Anlass war, wahrscheinlich eine Fernsehdokumentation über Populisten in Europa, plötzlich war dieser Begriff in meinem Kopf: ethische Dünnbrettbohrer! Nicht gerade wohlklingend, keine sprachliche Sonderleistung, inhaltlich aber so, dass ich mir sage: Genau das ist es! Diejenigen, die über ihre ausschließlich eigenen Interessen hinweg keinen Blick mehr auf andere Menschen haben, die Welt nur noch aus dieser eingeengten Perspektive betrachten und keinerlei Verantwortung für ein gelingendes Miteinander übernehmen wollen, aber alle diejenigen, die diese Idylle stören und andere Wünsche und Bedürfnisse haben, am liebsten auf den Mond schießen würden. Mein Mütchen gekühlt für diesen Morgen ...

Freitag, 21. Juni 2019

"feuern"

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Gerade habe ich in der Zeitung gelesen, dass Trump einige Leute "gefeuert" haben soll, die in seinem Machtbereich an Umfragen beteiligt waren, die z.Zt. für Trumps Wiederwahl übereinstimmend ungünstige Ergebnisse zeigen. Grandios kleinkariert ...

Immerhin dürfen sie weiterleben... Das ist nicht selbstverständlich bei Diktatoren, die sich die Welt in ihrem Sinne (vorübergehend) "verbiegen". In Nordkorea sollen nämlich einige Köpfe gerollt sein - wohl tatsächlich mit Hinrichtungen -, als die letzte Verhandlungsrunde mit Trump kein Ergebnis gebracht hat.

Es ist offenbar tatsächlich ein Vorurteil, in der Menschheitsgeschichte gäbe es eine allmähliche Evolution hin zu mehr Klugheit und Menschlichkeit...

Da dies meine frühere Erwartung war, könnte ich den heutigen Eintrag auch unter meine Rubrik "Dinosauria" subsumieren.    

 

Mittwoch, 19. Juni 2019

Trump, ein grandioser Populist


Den folgenden Beitrag verdanke ich der Bundeszentrale für Politische Bildung, die über ihren Dienst  eurotopics-d@mailman2.bdp.de täglich eine Presseschau über wichtige Berichterstattungen, speziell von europäischen Zeitungen anbietet.

 

Heute veröffentlichte sie den folgenden Beitrag von Martin Liby Troein, der mir die Augen geöffnet hat über Trumps Strategie – und die Strategien von populistischen Herrschern insgesamt.  Anlass war Trumps Ankündigung vor einer großen Versammlung von Anhängern, für die nächste Präsidentenwahl wieder zu kandidieren. Dabei verdammte er die Demokraten aufs schärfste und beschwor den Untergang der USA, sollte er nicht wiedergewählt werden.

 

Ich zitiere:

 

 

Populistischer Dauerzustand


Eigentlich befindet sich der US-Präsident permanent im Wahlkampf, stellt Dagens Nyheter fest:

„Neue Gesetze und Verordnungen sind nicht der Kern der Politik des Präsidenten. Sie kreist vielmehr um wilde Attacken und grandiose Ankündigungen. Am liebsten auf Twitter. ... Wobei dieses Verhalten nicht mal besonders merkwürdig ist. Donald Trumps Versprechen - und die eines jeden Populisten - richten sich nicht auf die Lösung von Problemen aus, sondern auf einen Konflikt mit Gruppen, die seine Wähler nicht mögen. Das wird durch eine permanente Kampagne bedient, nicht durch Sachpolitik."


Noch ein Kaleidoskop!

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Am 8.6. 19 hatte ich bereits eine Sammlung verschiedener Zitate hier in meinem blog veröffentlicht. Jetzt habe ich noch weitere gefunden, die mir auch gut gefallen und die ich durchs Aufschreiben vor dem Aus-den-Augen-Verlieren bewahren möchte!

Sie strammen wiederum aus dem am 8.6. erwähnten Kalender oder sind "Schlusspunkte" aus verschiedenen Heften des Publik-Forums.

Du lächelst -
und die Welt
verändert sich.

Buddhistische Weisheit

Wenn alles still ist, geschieht
am meisten.

Sören Kierkegaard (1813 - 1855)

Die Geschichte lehrt dauernd ,
aber sie findet keine Schüler.

Ingeborg Bachmann (1926 - 1973)

Geduld ist das Vertrauen, 
dass alles kommt,
wenn die Zeit reif ist.

Fernöstliche Weisheit

Optimist:
Einer, der Kreuzworträtsel mit
dem Kugelschreiber ausfüllt.

Marcel Achard (1899 - 1974)   

Kluge Sprüche

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Jedes Ungeheuer
gebiert
seine Kontrahenten
oder Nachfolger.
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Ein Dinosaurier in Berlin-West

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Ein "gutes" Thema für meine Dinosauria-Sammlung!

Gestern fuhr ich bis zum Bahnhof Zoo und lief dann weiter zu einem Vortrag zur Urania, also mitten durch das alte Zentrum von Westberlin, so wie ich das in der Vergangenheit schon oft getan habe. Denn seit 1982 lebte ich früher in Berlin, zeitweilig ganz zentral in der Bleibtreustraße.

Aber ist das jetzt noch "mein" Berlin? Natürlich existieren noch alle Straßenzüge, auch alle in der Vergangenheit "stilbildenden" wichtigen Gebäude stehen noch an ihrem Fleck, der Bahnhof, die Gedächtniskirche, das Europacenter, das KDW. Daneben gilt aber: Die frühere "Traufhöhe" für Gebäude als Richtschnur ist passe´, alles Neuere orientiert sich eher am Modell "Manhattan"! Das passt sicherlich zu einer Metropole heutigen Zuschnitts, aber das damals auch vorhandene urbane Leben verschwindet weitestgehend, traurig für einen alten Dino... Ich fühle mich hier nicht mehr so wohl wie früher und habe kaum noch Lust, durch die Stadt zu schlendern, das war einmal...

Allerdings wird dies noch "getoppt" durch einen wirklich schrecklichen Anblick: Die Amri-Panzersperren an der Gedächtniskirche zeigen den Wahnsinn, der über unsere Welt hereingebrochen ist und auch vor meinem persönlichen Umfeld nicht mehr Halt macht. Kann man zwischen diesen Pollern noch schlendern und einen Weihnachtsmarkt genießen? Auch das Vergangenheit!

Ich lebe zunehmend aus der Erinnerung und übertünche damit die oft nur wenig ersprießliche Gegenwart (und die möglicherweise noch beängstigendere Zukunft).

Montag, 17. Juni 2019

Homöopathie-Schelte



In der letzten Zeit habe ich immer häufiger von Angriffen auf die Homöopathie gelesen. Da ich selbst mit mir und meinen Söhnen sehr gute Erfahrungen mit dieser Behandlungsform gemacht habe – in der Betreuung durch einen engagierten Arzt, der gleichzeitig im notwendigen Falle auch schulmedizinisch behandelte – widerspricht dies aber meinen eigenen Erlebnissen.

Kürzlich fand ich in der MOZ erneut einen vehementen Angriff auf diese Behandlungsform.
(Hajo Zenker: Eine Frage des Glaubens. Medizin. Homöopathie ist ein Millionengeschäft, das von Vertrauen lebt. Umso empfindlicher reagiert ein Pharmaunternehmen auf Kritik und mahnt eine Ärztin ab – Dazu ein Interview mit der Ärztin und Homöopathie-Kritikerin Natalie Grams. – Beides in MOZ, 11.6.2019)

Das hat mich veranlasst, an die MOZ einen Leserbrief zu schreiben, den ich hier veröffentlichen will:

Liebe MOZ,

Homöopathie-Schelte ist „in“, irgendwie muss diese alternative Methode gestandene Naturwissenschaftler kränken! Mag ja sein, dass ein häufiger Heilaspekt auch „Einbildung“ ist, warum nicht, wenn es den Menschen dann besser geht als mit hoch dosierten Medikamenten!

Es gibt aber auch andere Wirkzusammenhänge, die sich nicht so leicht abwerten lassen: Mein kleiner Sohn litt in seinen ersten Lebensmonaten unter einer schrecklichen Verschleimung. Die Klinikärzte waren ratlos: ihre Medikamente hätten jegliche Schleimbildung unterbunden, auch diejenige, die offenbar funktional erforderlich ist. Unser damaliger homöopathischer Arzt forschte etwas für uns und fand dann ein Mittel, das den klebrigen Schleim innerhalb kurzer Zeit verschwinden ließ. Einbildung im 1. Lebensjahr?! Das Argument kann wohl nur schwer treffen!

Ebenso wenig im folgenden Bereich: Soweit ich weiß, gibt es gute Erfolge von homöopathischen Behandlungen in der Veterinärmedizin. Vielleicht sollten Sie das einmal herausfinden. Placebo – Effekte bei Hunden und Katzen, Pferden und Schweinen? Das würde mich als Psychologe doch sehr verwundern.

Mit freundlichen Grüßen        J.L. 


Der Hauptvorwurf gegenüber der Homöopathie besteht ja in der Behauptung, auftretende Erfolge seien nur auf den Placebo-Effekt zurückzuführen, denn die Medikamentenwirkung sei – in der üblichen großen Verdünnung – völlig indiskutabel.

Dass jenseits aller Placebo-Behauptungen auch Heilerfolge mit organischer Heilung möglich sind, habe ich bereits in meinem Leserbrief formuliert. Dabei fehlt dort noch eine weitere eigene, sehr eindrucksvolle Erfahrung: Bei einem Sturz hatte ich einen Nerv im linken Oberarm verletzt und konnte meinen Arm nicht mehr heben. Nach umfänglichen Untersuchungen in einer Klinik (einschl. MRT)  wurde mir eröffnet, wenn ich großes Glück hätte, dann könnte der Nerv wieder zusammenwachsen, das könne aber im günstigsten Falle Monate dauern. Ein von mir aufgesuchter angeblich naturkundlich orientierter Neurologe wollte mir Cortison verordnen. Mein Homöopath war entsetzt, forschte für mich und fand schließlich ein Medikament, das mir in drei Wochen wieder zu meinen normalen Funktionen verhalf – auch hier kann Einbildung wohl kaum der Heilfaktor gewesen sein…

Was die hohen Verdünnungen betrifft, durch die angeblich kein Wirkstoff mehr in den Präparaten enthalten sei, bin ich mit meinem nur kleinen Wissen überfordert, eine exakte Erklärung zu geben. Jedenfalls geht es um keine Medikamentenwirkung wie im traditionellen medizinischen Kontext. Eher, dass homöopathische Medikamente auf der Ebene arbeiten, den Körper mit heilenden Informationen zu versorgen, nicht mit fehlenden Stoffen. Und diese Informationshaltigkeit wird mit jedem Verdünnungsgrad (dem „Schütteln“ bzw. Potenzieren der Lösung) verstärkt. So sind die höchsten Verdünnungen am informationsreichsten und helfen am meisten. Eine andere Weltsicht!  
    

Samstag, 15. Juni 2019

Neue Dinosauria

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Lange habe ich nichts mehr unter dieser Rubrik geschrieben, dabei war sie „Gründungsmitglied“ und Namensgeberin meines blogs.

Heute will ich über augenfällige Veränderungen in meinem Lebensumfeld berichten, die  mich etwas „alt“ aussehen lassen. Entweder haben sie einen modischen Charakter oder  sind aber von veränderten Bedingungen in meinem Umfeld verursacht. Strukturell sind dabei alle Neuerungen, die eine auf Dauer veränderte Welt eingeläutet haben, zu der ich nur noch teilweise gehöre und die mir in vielen Punkten oft fremd ist bzw. mich häufig auch überfordert.


Das sind insbesondere die neuen Medien, die sich durch das Internet entwickelt haben, Handys, alles, was die heutige Informationsgesellschaft in ihrer oft brutalen Schnelligkeit ausmacht. In der U-Bahn zähle ich, dass von den mir Gegenübersitzenden mindestens 2/3 mit ihrem Smartphon beschäftigt sind. Kaum einer redet mit seinem Nachbarn, ist also in der augenblicklichen Situation sozial isoliert,  gleichzeitig spielen aber gerade „soziale Dienste“ eine riesige (und nicht immer positive) Rolle. Ich bin nicht bei Facebook, fühle mich da ausgeschlossen. (Und twitter überlasse ich gern Herrn Trump.)  Junge Leute verbringen aber einen großen Teil ihrer Freizeit in diesen Netzwerken.

Wer heute aufwächst, lebt offensichtlich ganz selbstverständlich mit diesen Medien. Es gäbe sicherlich eine gewaltige Implosion, wenn diese Dienste ihren Betrieb einstellten! (Ich habe einmal eine launige Geschichte verfasst, in der wegen erkannter Strahlenkrankheiten der Funkverkehr eingestellt werden musste …)

Insgesamt fühle ich mich in diesem Bereich „abgehängt“, bin aber sonst durchaus „Nutznießer“ des Internets geworden und schreibe meine Mails und meinen blog!

Diese neuartige, alles umfassende „Digitalisierung“ ist eine strukturelle Änderung in ein anderes Leben als früher, sicherlich unumkehrbar, und wird auch das Miteinander weiterhin wesentlich prägen.

Daneben gibt es aber auch „Moden“, die m. E. zwar eine starke Repräsentation im Leben der Menschen haben, genauso gut aber wieder abklingen können (und werden!) und dadurch keine langfristig neue Lebensweise bewirken, Wirkungszeit auf Widerruf! Sie sind mir z. T. sehr fremd, nie habe ich so gelebt.

Da meine  ich z. B. die vielen Tätowierungen / Tattoos, mit denen sich heute eine große Zahl von Menschen „schmückt“. Abgesehen von der Geschmacklosigkeit vieler großflächiger „Bilder“ – bis hin zu „rechten Bekenntnissen“ - , die mir schon aus ästhetischen Gründen zuwider sind: Was werden die Menschen in Jahren denken, wenn sie ihnen nicht mehr gefallen? Können sie sie noch einmal loswerden? Was machen sie, wenn sie so alt wie ich werden und ihre Haut „schrumpelt“ und lässt die Bilder verwackeln? Einen weiteren Aspekt finde ich daneben noch bedeutsam: Tattoos sind kleine Körperverletzungen (wie auch Nasenringe etc.), eine Form von Autoaggression! Sie spiegeln für mich somit auch die gestiegene Gewaltbereitschaft in der Bevölkerung wider, hier sich selbst gegenüber.

Ich wünschte, es bliebe bei einer Mode, die in einigen Jahren wieder abklingt  (wie z. B. die Jeans mit aufgeschnittenen Knien). Eine kulturelle Bereicherung kann ich in ihnen nicht sehen.

Eindeutig eine Mode ist ja auch das, was die Menschen mit ihren Haaren machen. Aber im Gegensatz zu den Tattoos muss das ja keinen Bestand haben, wenn man es mal nicht mehr mag. All die grünen und lila Haare, mit denen Mädchen und Frauen heute herumlaufen, die sonst gar nicht nach „Punk“ aussehen! Wollen sie provozieren – oder gefällt es ihnen wirklich?

Kulturell bedingt dagegen sind oft die Haartracht und die Bärte von Männern, mir fremd, aber offensichtlich üblich in den Ländern, aus denen die Migranten-Friseure in meiner Stadt herstammen. Wer es mag, gut, ich kann bei meinem altmodischen Haarschnitt bleiben und mein Bartwuchs würde für dunkle Büsche ohnehin nicht mehr reichen. Mal sehen, wie die Haarmode bei Männern in 10 Jahren aussieht, ob es da eine Vermischung der Stile gibt oder weiterhin unterschiedliche Grundformen nebeneinander.

Zum Beschluss noch eine Beobachtung. Ich weiß hierbei nicht, ob ich das evtl. schon früher einmal aufgeschrieben habe: In meiner Studentenzeit hätte ich Menschen, die mit sich allein sprechend durch die Straßen laufen, noch gemäß meinen Kenntnissen aus der Psychopathologie-Vorlesung als „auffällig“ oder „psychisch gestört“ eingeschätzt. Solche Menschen gibt es sicherlich auch noch heute, aber wahrscheinlicher spricht derjenige gerade über ein Mikro zu einem entfernten Menschen übers Internet… (Allerdings ist es oft bei entsprechender Lautstärke eine neue Form von Rücksichtslosigkeit, da alle zuhören müssen, die in der Nähe sind.)      

 

Freitag, 14. Juni 2019

Die Top-Lehrer Brandenburgs in diesem Jahr

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Unter diesem Titel berichtete die MOZ am 24.5.2919 über die Vergabe des diesjährigen  Lehrerpreises in Brandenburg. Dieses Thema hat mich schon in früheren Jahren zur Kritik angeregt, vielleicht habe ich sogar schon einmal in diesem blog darüber geschrieben. Jedenfalls habe ich einen Leserbrief verfasst, der sogar abgedruckt worden ist:

MOZ, 13.6.2019 (Leserbriefseite):

Für herausragende Arbeit geehrt
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Lehrer Man sollte lieber Teams oder ganze Schulen für besonders gute Bildungsproekte prämieren.

Zu "Die Top-Lehrer Brandenburgs in diesem Jahr" (Ausgabe vom 24.Mai)

Ich kenne den harten Berufsalltag, gerade von engagierten Lehrkräften, deshalb gratuliere ich allen Preisträgern. Aber bei einer Olympiade gibt es wenigstens eine Silber- und Bronzemedaille. Hier aber gehen alle anderen im Kollegium leer aus. Das fördert das Konkurrenzdenken und kann die Stimmung beeinträchtigen. Ich kenne Kollegien, die deshalb an diesem Wettbewerb nicht teilnehmen wollen.

Überthaupt: Der Lehrer als Einzelkämpfer ist bei den heutigen Vorstellungen einer zeitgemäßen Schulpädagogik ein Auslaufmodell. Sollte man nicht lieber Teams oder ganze Schulen prämieren, die besonders gute Projekte, z.B. im Bereich Integration, Inklusion und Unterstützung von Migrantenkindern durchgeführt haben?

Jürgen Lüder  

  

Donnerstag, 13. Juni 2019

Papst Franziskus zur Problematik sozialer Medien

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Als "Satz des Tages" fand ich in der MOZ v. 11.6.19 folgendes Zitat:


Papst Franziskus, Oberhaupt der katholischen Kirche, beklagte in seiner Pfingstpredigt eine sich ausbreitende "Kultur der Beleidigung": 

 "Je mehr wir soziale Medien nutzten, desto weniger sozial verhalten wir uns."

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Dienstag, 11. Juni 2019

Mein Weltbild gerät ins Strudeln

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Z. Zt. erlebe ich häufiger, wie neue Entwicklungen und auch historische Forschungsergebnisse meine liebgewordenen Vorlieben und Einstellungen in Frage stellen und mich verunsichern, ob ich meine alten Meinungen beibehalten kann. Das kenne ich so von früher nicht! Da war ich eher stolz darauf, mir über meine nun doch schon umfangreiche Lebenszeit klare individuelle Vorstellungen erworben zu haben, was ich ethisch vertretbar, "gut" und "böse" finde, welche ästhetischen Vorstellungen mich leiten, wenn ich Kunstwerke betrachte, natürlich auch meine Bewertung von politischen Ereignissen.

Ein sehr ärgerliches Beispiel ist für mich dabei die augenblickliche Diskussion um "Antisemitismus" in Deutschland! Ich verurteile schärfstens alle übergriffigen Formen, die ihre bekannten rechtslastigen Ursachen haben. Wie sollte es anders sein, wo ich doch als Student auf drei Polenreisen immer wieder Auschwitz gesehen und niemals wieder die damaligen Bilder vergessen habe! Eine prägende Erfahrung für mein weiteres Leben! In den letzten Jahren beeindruckten mich aber besonders Initiativen in Israel, die  die Verständigung zwischen Israelis und Palästinensern suchen, z.B. eine Gruppe, die - von beiden Seiten - Todesopfer in den dortigen Auseinandersetzungen zu beklagen hat.  Friedensarbeit im Gegensatz zur aggressiven offiziellen Siedlungspolitik! Wer aber solche Initiativen unterstützt und Kritik an der augenblicklichen ultrarechten Politik Israels formuliert, gerät z.Zt. in die Schusslinie in Deutschland, nämlich in den Verdacht, ein "Antisemit" zu sein. Eine beschämende Entwicklung! Vielleicht werde ich dazu noch mehr schreiben.

Ganz anders und ein wirkliches Problem ist für mich dagegen, was jetzt über den Maler Emil Nolde bekannt geworden ist. Es steht jetzt wohl fest, dass er wirklich ein Antisemit und glühender Hitler-Anhänger gewesen ist, ganz im Gegensatz zu allen  früheren Bewertungen, die ihn eher als verfehmten Maler mit Malverbot in der NS-Zeit dargestellt haben. Ich habe immer seine Bilder mit ihren rauschhaften Farben oder wunderbaren Blumen geliebt und bin mehr als einmal nach Seebüll "gewallfahrtet". Das soll nun alles falsch sein!? Seine Nähe zum Naziregime finde ich verwerflich - aber was mache ich mit den Bildern, die mir immer sehr viel bedeutet haben? Die Einheit von Werk und Schöpfer ist für mich in diesem Fall zusammengebrochen. Muss aber mein ästhetisches Empfinden darunter leiden?  Und alle Seh-Erfahrungen mit Noldes Bildern? Das finde ich eine komplizierte Fragestellung.

(Ich beziehe mich hier auf den Artikel von Tobias Timm in der ZEIT 15/2019 mit dem Titel: Dunkelbraune Idyllen. Der Maler Emil Nolde verehrte Hitler noch glühender, als bislang bekannt war. Sollte die Kanzlerin ihren Nolde abhängen?)

Samstag, 8. Juni 2019

Kaleidoskop guter Gedanken

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Vor mir liegen Kalenderzettel! Und zwar Seiten aus einem Kalender, der zu jedem Tag einen (mehr oder weniger) klugen Ausspruch eines bekannten Zeitgenossen / einer bekannten Zeitgenossin  anbietet. Einige habe ich aufgehoben, sie haben mich in irgendeiner Weise besonders angesprochen. Bevor sie in einer meiner zahlreichen "Ablagen" verschwinden, will ich sie lieber hier einfach zitieren!


Wer nachtragend ist,
hat viel zu schleppen. 

Spruchweisheit


Dumme Gedanken hat jeder,
aber der Weise verschweigt sie.

 Wilhelm Busch (1832 - 1908)


Wer über jeden Schritt
lange nachdenkt, der steht
sein Leben lang auf einem Bein.

Buddha (Siddhartha Gaudama)


Eine schwere Zeit ist wie ein 
dunkles Tor. Trittst du hindurch,
trittst du gestärkt hervor.

Hugo von Hofmannsthal (1874 - 1929)


Erfahrungen sind Maßarbeit.
Sie passen nur dem, der sie macht.

Carlo Levi (1902 - 1975)


Wenn du etwas wagst, wächst dein Mut.
Wenn du zögerst, deine Angst.

Mahatma Gandhi (1869 - 1948)


Sag einer Person, dass sie mutig ist,
und du hilfst ihr, es zu werden.

Thomas Carlyle (1795 - 1881)


Willst du einen Freund
gewinnen, sei selbst einer.

Herbert Louis Samuel (1870 - 1963)

Es ist nicht von Bedeutung,
wie langsam du gehst, solange
du nicht stehenbleibst.

Konfuzius

Viele kleine Menschen, die an vielen kleinen Orten
viele kleine Dinge tun, werden das Anlitz dieser Welt verändern.

Sprichwort der Xhosa (südliches Afrika)




Der letzte Ausspruch macht Mut, besonders wenn ich ihn als Gegenpol zu meinem anderen blog-Eintrag vom heutigen Tag sehe!! Möge es so sein!! 



 

      

   

      
  

Ein neues Pfingstwunder braucht die Welt

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Pfingsten - wenn ich mich recht erinnere, ist das in der biblischen Überlieferung der Tag, an dem plötzlich die Betroffenen für sie bisher völlig fremde und unverständliche Sprachen verstehen und in ihnen  reden konnten.


Ein solches Wunder bräuchte wieder die Welt, heillos zerstritten, vielerorts in Kämpfe verwickelt, selbst in Nachbarschaften oft in Fraktionen geteilt, die sich feindselig gegenüberstehen und sich befehden. (Man muss nur einmal eine aktuelle Sitzung des Bundestages anhören, besonders die Zwischenrufe ...)

Alle haben recht, nur die Angehörigen der jeweiligen gegnerischen Gruppe nicht. Nur wenige sind bereit, auch einmal einzulenken und nach Gemeinsamkeiten zu suchen. War das schon immer so und ich habe es früher nur verklärt wahrgenommen - oder ist es der "Zeitgeist", der in meiner Wahrnehmung "damals" mehr auf Toleranz und Kompromissbereitschaft gepolt war? Wie gesagt, es wirkt alles so verrannt, dass ein "Wunder" zwar kaum zu erwarten, aber sehr nötig wäre. Oder wenigstens ein paar kleine Schritte auf die "Widersacher" zu.