Samstag, 15. Juni 2019

Neue Dinosauria

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Lange habe ich nichts mehr unter dieser Rubrik geschrieben, dabei war sie „Gründungsmitglied“ und Namensgeberin meines blogs.

Heute will ich über augenfällige Veränderungen in meinem Lebensumfeld berichten, die  mich etwas „alt“ aussehen lassen. Entweder haben sie einen modischen Charakter oder  sind aber von veränderten Bedingungen in meinem Umfeld verursacht. Strukturell sind dabei alle Neuerungen, die eine auf Dauer veränderte Welt eingeläutet haben, zu der ich nur noch teilweise gehöre und die mir in vielen Punkten oft fremd ist bzw. mich häufig auch überfordert.


Das sind insbesondere die neuen Medien, die sich durch das Internet entwickelt haben, Handys, alles, was die heutige Informationsgesellschaft in ihrer oft brutalen Schnelligkeit ausmacht. In der U-Bahn zähle ich, dass von den mir Gegenübersitzenden mindestens 2/3 mit ihrem Smartphon beschäftigt sind. Kaum einer redet mit seinem Nachbarn, ist also in der augenblicklichen Situation sozial isoliert,  gleichzeitig spielen aber gerade „soziale Dienste“ eine riesige (und nicht immer positive) Rolle. Ich bin nicht bei Facebook, fühle mich da ausgeschlossen. (Und twitter überlasse ich gern Herrn Trump.)  Junge Leute verbringen aber einen großen Teil ihrer Freizeit in diesen Netzwerken.

Wer heute aufwächst, lebt offensichtlich ganz selbstverständlich mit diesen Medien. Es gäbe sicherlich eine gewaltige Implosion, wenn diese Dienste ihren Betrieb einstellten! (Ich habe einmal eine launige Geschichte verfasst, in der wegen erkannter Strahlenkrankheiten der Funkverkehr eingestellt werden musste …)

Insgesamt fühle ich mich in diesem Bereich „abgehängt“, bin aber sonst durchaus „Nutznießer“ des Internets geworden und schreibe meine Mails und meinen blog!

Diese neuartige, alles umfassende „Digitalisierung“ ist eine strukturelle Änderung in ein anderes Leben als früher, sicherlich unumkehrbar, und wird auch das Miteinander weiterhin wesentlich prägen.

Daneben gibt es aber auch „Moden“, die m. E. zwar eine starke Repräsentation im Leben der Menschen haben, genauso gut aber wieder abklingen können (und werden!) und dadurch keine langfristig neue Lebensweise bewirken, Wirkungszeit auf Widerruf! Sie sind mir z. T. sehr fremd, nie habe ich so gelebt.

Da meine  ich z. B. die vielen Tätowierungen / Tattoos, mit denen sich heute eine große Zahl von Menschen „schmückt“. Abgesehen von der Geschmacklosigkeit vieler großflächiger „Bilder“ – bis hin zu „rechten Bekenntnissen“ - , die mir schon aus ästhetischen Gründen zuwider sind: Was werden die Menschen in Jahren denken, wenn sie ihnen nicht mehr gefallen? Können sie sie noch einmal loswerden? Was machen sie, wenn sie so alt wie ich werden und ihre Haut „schrumpelt“ und lässt die Bilder verwackeln? Einen weiteren Aspekt finde ich daneben noch bedeutsam: Tattoos sind kleine Körperverletzungen (wie auch Nasenringe etc.), eine Form von Autoaggression! Sie spiegeln für mich somit auch die gestiegene Gewaltbereitschaft in der Bevölkerung wider, hier sich selbst gegenüber.

Ich wünschte, es bliebe bei einer Mode, die in einigen Jahren wieder abklingt  (wie z. B. die Jeans mit aufgeschnittenen Knien). Eine kulturelle Bereicherung kann ich in ihnen nicht sehen.

Eindeutig eine Mode ist ja auch das, was die Menschen mit ihren Haaren machen. Aber im Gegensatz zu den Tattoos muss das ja keinen Bestand haben, wenn man es mal nicht mehr mag. All die grünen und lila Haare, mit denen Mädchen und Frauen heute herumlaufen, die sonst gar nicht nach „Punk“ aussehen! Wollen sie provozieren – oder gefällt es ihnen wirklich?

Kulturell bedingt dagegen sind oft die Haartracht und die Bärte von Männern, mir fremd, aber offensichtlich üblich in den Ländern, aus denen die Migranten-Friseure in meiner Stadt herstammen. Wer es mag, gut, ich kann bei meinem altmodischen Haarschnitt bleiben und mein Bartwuchs würde für dunkle Büsche ohnehin nicht mehr reichen. Mal sehen, wie die Haarmode bei Männern in 10 Jahren aussieht, ob es da eine Vermischung der Stile gibt oder weiterhin unterschiedliche Grundformen nebeneinander.

Zum Beschluss noch eine Beobachtung. Ich weiß hierbei nicht, ob ich das evtl. schon früher einmal aufgeschrieben habe: In meiner Studentenzeit hätte ich Menschen, die mit sich allein sprechend durch die Straßen laufen, noch gemäß meinen Kenntnissen aus der Psychopathologie-Vorlesung als „auffällig“ oder „psychisch gestört“ eingeschätzt. Solche Menschen gibt es sicherlich auch noch heute, aber wahrscheinlicher spricht derjenige gerade über ein Mikro zu einem entfernten Menschen übers Internet… (Allerdings ist es oft bei entsprechender Lautstärke eine neue Form von Rücksichtslosigkeit, da alle zuhören müssen, die in der Nähe sind.)      

 

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