Montag, 17. Oktober 2011

Lieblingszitate CLXII: Laster und Tugenden

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Ein Zitat nach meinem Geschmack! Gefunden als "Schlussstein" im Publik-Forum 17/11 v. 9.9.2011:

Ein wohlgezügeltes Laster
ist manchmal mehr
wert als eine
missverstandene Tugend.

Marcel Jouhandeau

Die Cruise Missiles der Wall Street

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Zum beherrschenden Thema "europäische Finanzkrise" fand ich diese treffende und bissige Aussage in der MOZ v. 12.10.11 unter "Gesagt ist gesagt":

Die US-Ratingagenturen sind die wirkungsvollsten Cruise Missiles der Wall Street.

Ausgesprochen von DGB-Chef Michael Sommer über die Sprengkraft von Einschätzungen der Ratingagenturen zur Kreditwürdigkeit von Staaten und Unternehmen

Mein Motto für den Monat Oktober 2011: Wege zum Glück

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Z.Zt. sehe ich meine vielen Bücher durch, was von ihnen wirklich aufhebenswert ist und von welchen Titeln ich mich auch trennen könnte. Bei dieser Gelegenheit ist mir auch ein Buch des Psychosomatikers Arthur Jores in die Hände gefallen, das mich seit meiner Studentenzeit begleitet. Darin fand ich das folgende schöne Zitat wieder:


Glück erlebt der Mensch immer dann, wenn er sich in Übereinstimmung befindet mit dem Lebensgeschehen, das Leben in sich oder in anderen fördert. [a.a.O. S. 175]

Eigentlich wollte ich es bei diesem Kernsatz belassen. Aber da heute "Glück"sbücher verbreitet und beliebt sind, geradezu ein Modethema, kann Herr Jores gut darüber Auskunft geben, ob die heutigen Autoren wirklich originell sind oder vielleicht sogar Wesentliches auslassen. Ich zitiere deshalb auch noch die anschließenden Erläuterungen:

Glück erlebt der Mensch demnach in der gekonnten und um ihrer selbst vollzogenen Leistung, im Spiel, im Tanz. Glück erlebt er, wenn er das Leben einer Pflanze, eines Tieres oder seines Nächsten fördert. Glück erlebt er in der Liebesbeziehung und in der Zeugung neuen Lebens. Dieses wären die aktiven Seiten, aber Glück kann der Mensch auch in der Passivität erleben. Schon zu all den oben genannten Glückserlebnissen ist er nur fähig, wenn er in den genannten Handlungen einen Teil seines eigenen Ichs überwindet und sich selbst verliert. Wenn er es nicht tut, dann ist das, was ihm gegben wird, Lust, aber nicht Glück. Glück erlebt der Mensch weiter in dem Genuß der Natur, in dem Genuß eines Kunstwerkes und schließlich wohl die höchste Form des Glückserlebens, die nur wenigen Menschen möglich ist, in der mystischen Versenkung, in dem Erlebnis des Einswerdens mit dem Schöpfer. Zum Glück gehört also ein Teil Selbsthingabe. Ichverstrickung macht glücksunfähig, Überwindung der Ichverstrickung ist aber [...] auch der Weg, der zur Gesundheit führt. Geld ist nur dann ein Glücksbringer, wenn es genutzt wird zur Entfaltung auf bis dahin verschlossenen Gebieten. [a.a. O. S. 175-76; wenn ich mich richtig erinnere, war A.J. bekennender Katholik!]

Gefunden in: Arthur Jores: Der Mensch und seine Krankheit. Grundlagen einer anthropologischen Medizin. 3., erw. Aufl. - Stuttgart: Klett 1962.

Wenn man das so liest, liegt der Zeitbezug nahe: alle, die z.Zt. an den Kapitalmärkten zocken und ihre Gier ausleben, werden dadurch evtl. reicher, mächtiger, wahrscheinlich gieriger (Gier macht weiteren Hunger, aber nicht satt!), mit Sicherheit aber nicht glücklich. Ist das jetzt nur die Rationalisierung der Neidgefühle eines Habenichts? Wohl nicht, denn vor etwa 20 Jahren hat mich einmal das Börsengeschehen fasziniert (als Kleinstkapitalist); ich weiß, wieviel "Libido" für bereicherndere Dinge im Leben mir wieder zur Verfügung stehen, nachdem ich mich radikal aus diesem Bereich gelöst habe.