Donnerstag, 27. Mai 2010

Lieblingszitate CXXIV

.

Ob Goethe schon geahnt hat, was die Menschen lange nach ihm mit der Natur anstellen würden? Im Hinblick auf von Menschen erzeugten Umweltkatastrophen (Ölpest!) klingen seine Worte regelrecht prophetisch.



Aber die Natur versteht gar keinen Spaß, sie ist immer wahr, immer ernst, immer strenger, sie hat immer recht, und die Fehler und Irrtümer sind immer des Menschen.


GOETHE


Gefunden als Begleittext in der Darßer Arche, Zingst, auf der Ferienreise im Juli 2004.


Mittwoch, 19. Mai 2010

Lieblingszitate CXXIII

.

Es ist mal wieder ein Wilhelm - Busch - Zitat angesagt! Angesichts der vielen klugen Äußerungen zur Finanzkrise und den bislang ausgebliebenen Taten passt es vielleicht ganz gut auf unsere Politiker (obwohl sich nach neuesten Zeitungsmeldungen in allergrößter Not doch etwas zu bewegen scheint ...). Wilhelm Busch meinte aber wahrscheinlich uns alle damit. Recht hat er.


Vergebens predigt Salomo,

Die Leute machen’s doch nicht so.


Wilhelm Busch


Aus: Wilhelm Busch: Sämtliche Werke und eine Auswahl der Skizzen und Gemälde in zwei Bänden. Herausgegeben von Rolf Hochhuth. Im Bertelsmann Lesering. – Gütersloh: Mohn & Co. [o. J.] – Zweiter Band: Was beliebt ist auch erlaubt. Zitat ausgewählt aus den S. 866 – 885.

Dienstag, 18. Mai 2010

Vorbilder: Bettine von Arnim


Vielleicht wird es meine Leser/innen erstaunen, dass ich als Mann meine neue Rubrik "Vorbilder" mit der Vorstellung einer Frau beginne. Warum aber nicht! Bettine von Arnim hat einige Eigenschaften, die ich schon immer bewunderungswürdig fand: sie hat ihr Leben offensichtlich selbst gestaltet, dabei übliche Konventionen und Rollenvorstellungen nicht akzeptiert und wohl auch überwunden, und das zu einer Zeit, in der von "Frauenemanzipation" vermutlich noch niemand redete. Sie hat nicht vor Autoritäten gekuscht und mutig den Repräsentanten der Staatsmacht die Stirn gezeigt und unerwünschte Wahrheiten ausgesprochen. Sie hat sich bis ins Alter hin gewandelt und gerade im höheren Alter ihr Engagement für die Schwachen in der Gesellschaft entwickelt und zum Hauptthema ihrer Arbeit gemacht. Das ist doch was!!

Ein wenig war der Zufall aber doch an meiner Wahl beteiligt. Ich suchte für eine gute Freundin ein Geburtstagsgeschenk und stieß über eine Rezension auf die folgende Biographie von Bettine von Arnim:

Michaela Diers: Bettine von Arnim. - München: Deutscher Taschenbuch Vlg. 2010. (= dtv premium 24 772).

Aus den beiden Klappentexten des Buches habe ich den folgenden Text zusammengestellt, der z.T. wörtliches Zitat ist, z.T. von mir sinngemäß ergänzt:

"Wer wagt, selbst zu denken, der wird auch selbst handeln."

Für Bettine Brentano, 1785 - 1859, war das Schreiben Schicksal: Sie war die Enkelin einer Dichterin, die Schwester eines Dichters (Clemens Brentano) und die Frau eines Dichters, nämlich von Achim von Arnim, und hatte auch Kontakt zu Goethe. Als sie Achim von Arnim heiratete, erfüllte sie mit Liebe und Fürsorge ihre Pflichten als Ehefrau und Mutter. Doch war sie sich immer sicher, dass es noch ein anderes Leben geben müsse. Ihre kreative Energie, bisher durch Konventionen und Pflichten gefesselt, brach sich nach dem frühen Tod ihres Mannes Bahn und machte sie zur Publizistin und politisch engagierten Frau. Das brachte ihr auch viel Ärger ein, denn sie nutzte ihre priviligierte Position als Dame von Stand dafür, um die Zustände im Lande anzuprangern. Das tat sie sogar in einem Buch, das sie dem König widmete, der "not amused" war. Eine kluge, mutige und sehr moderne Frau!

Empfehlung: Lesen !!!






Montag, 17. Mai 2010

Kräftige Worte verhallen ...

.
Krankheitsbedingt war ich in der letzten Zeit sehr zögerlich mit neuen blog-Einträgen. Aber heute, beim Lesen der neuesten Ver.di Publik v. Mai 2010 konnte ich dann doch nicht widerstehen.

Dort wird ein Zitat von Frank Bsirske zur Griechenland-Krise gebracht. Kräftige Worte - aber werden Taten folgen? Soviele kluge und engagierte Leute haben in den letzten Tagen Stellung gegen die Finanzspekulation bezogen, selbst Politiker nehmen den Mund voll - und tun dann nichts. Einfach nichts. Kein großes Projekt, kein internationaler Zusammenschluss, noch nicht einmal eine wirkliche nationale Tat - außer dem jeweiligen Geldausgeben und Kreditversprechen. Frau Merkel wurde gestern in der Tagesschau (auf dem DGB-Kongress mit der dort erhobenen Forderung nach einer Finanztransaktionssteuer konfrontiert) so zitiert, von einer solchen Maßnahme hielte sie z. Zt. nichts, nur wenn alle G20-Staaten mitmachten, würde sie sich allerdings nicht verschließen ... Wer lacht da ?

Hier folgt Bsirske:

Die Spekulanten

ZDF MORGENMAGAZIN 5. MAI 2010

Wir erleben, dass Banken, die eben noch gerettet wurden durch Staaten, jetzt munter gegen ebendiese Staaten mit Instrumenten spekulieren, von denen Bundespräsident Horst Köhler sagt, sie seien finanzpolitische Massenvernichtungswaffen.

FRANK BSIRSKE, VORSITZENDER VON VER.DIE, ZUR GRIECHENLAND-HILFE DER BANKEN

Samstag, 15. Mai 2010

Neue Rubrik: Vorbilder

.
Schon seit längerem trage ich mich mit der Idee, eine neue Rubrik zu eröffnen und sie all denen zu widmen, von denen ich etwas Besonderes gelernt habe, die ich in irgendeiner Weise bewundere, die beispielhaft etwas geschrieben oder getan haben, Vorbilder also! Für mich, aber vielleicht nicht nur für mich!

Bisher haben oft gerade solche Leute Aufmerksamkeit von mir bekommen, über die ich mich besonders geärgert habe. Diesen Ärger will ich nicht klein reden, außerdem hat es mir gut getan, ihn zu äußern und dadurch ein Stück weit loszuwerden. Aber eine solche Orientierung wird schnell zu einem Fass ohne Boden und hat so wenig Zukünftiges!

Indem ich damit jetzt verstärkt auch Positives in meinem blog veröffentlichen möchte (wobei meine gesammelten Zitate allerdings auch schon überwiegend in diese Richtung gingen), werde ich im winzigen Umfang dazu beitragen, dass mehr "Geist" im Internet verbreitet wird und nicht nur der "Ungeist" der Ärgernisse über irgendwelche eingebildeten Leute, die in maßloser Überschätzung der Bedeutung ihrer Person anderen gegenüber übergriffig geworden sind.

Mittwoch, 12. Mai 2010

Dinos Diakonische Realsatire

.

Wahrscheinlich habe ich die Überschrift falsch gewählt und sollte realistischer so formulieren: Du bist wirklich ein Dinosaurier und hast keinen Zugang mehr zur Wirklichkeit, wie sie sich jetzt darstellt. Deine alten Wertvorstellungen und Einstellungen sind eben von Vor - Vorgestern und locken wirklich niemand mehr hinter dem Ofen hervor. Sieh es ein, sei still und begib dich in dein Schicksal. Jetzt sind andere dran, und die machen es eben ganz anders als du …


Anlass für diese sauertöpfischen Reflexionen ist meine Lektüre eines unserer einheimischen Reklameblättchens, des „Spreeboten“ v. 8.5.2010. In sehr ausführlicher Form widmet er sich der Verabschiedung unseres bisherigen Fürstenwalder Bürgermeisters Manfred Reim, der nach 20 Jahren (eine echte Leistung!) in den Ruhestand getreten ist und von Ulrich Hengst abgelöst wurde, der über viele Jahre sein Kämmerer war. (Über die Umstände der Wahl und die beschämend geringe Wahlbeteiligung habe ich mich auf dem blog schon vor einiger Zeit geäußert.)


Eine Reklamezeitung lebt von Werbung, und so sind die mehrseitigen Berichte über die Abschiedsveranstaltungen eingerahmt von Grußadressen ortsansässiger Firmen. In einer derartigen Spalte, unter Fleischereien, einem Optiker, der Kreishandwerkerschaft, Gabelstaplern, Ferienwohnungen, einer Autolackiererei und einem privaten Pflegedienst u. a. findet sich dann eine etwas größere Anzeige, deren Text ich hier vollständig zitieren möchte:



SAMARITERANSTALTEN


Ein frisches, junges Unternehmen: in dem Morgen nicht wie Heute ist – und in dem doch auch vom Gestern gelernt wird: Ein Unternehmen, in dem Arbeit und Engagement zusammenkommen, in dem Menschen auf sehr vielfältige Weise miteinander arbeiten:


Dieses frische, junge Unternehmen bedankt sich herzlich für 20 Jahre aufmerksame Begleitung bei Ihnen, Herr Bürgermeister Reim!


Dieses frische, junge Unternehmen ist gespannt auf engagierte Jahre mit Ihnen, Herr Bürgermeister Hengst!


Die Samariteranstalten. Frisch und jung seit 1892.


www.samariteranstalten.de . Tel. 03361/567-101


dazu das Logo der Samariteranstalten (mit dem winzigen Symbol der Diakonie, das aber nur von einem „Insider“ richtig gedeutet werden dürfte).



Für welche Branche steht nun dieses frische Unternehmen? Was wird in ihm hergestellt? Fotos, Frisuren, gute Laune? Oder anderes an Dienstleistungen? Darüber geben drei kleine Bildchen (nur dem Eingeweihten) Auskunft, recht unscharf, eines mit einem Gruppenfoto junger Leute, eines mit einer älteren Dame, evtl. im Rollstuhl, der eine freundliche jüngere Frau eine Pflanze reicht, das letzte mit einem Jungen und einer Betreuerin, die ihn vor einem Laptop zu irgendeiner Tätigkeit anleitet.


Jedenfalls ein Unternehmen mit Pep und Charme, funktionierender Öffentlichkeitsarbeit und einem neuen Werbetexter, der so alles in den richtigen Schwung bringt, denn am Markt muss man ein gutes Bild abgeben! Nach meinem Weggang als Dinosaurier ist wohl meine freigewordene Stelle mit einem echten Marketing-Experten besetzt worden, der sein Handwerk versteht!


Ganz im Ernst: Das Wort „Diakonie“ oder „diakonisch“ hätte dem Text wohl nicht geschadet. Immerhin haben frühere Generationen eine Menge Herzblut darin investiert. So ist der Text nur glatt und nichtssagend.


Und: Wenn sich diakonische Einrichtungen schon so marktkonform als „Unternehmen“ darstellen (und der Zweck eines Unternehmens war schon immer Effizienz auf wirtschaftlicher Ebene), dann fällt es mir sehr schwer einzusehen, warum Betriebe dieser Art eigentlich arbeitsrechtlich noch immer Sonderwege beanspruchen, durch die sie sich Gewerkschaften und Tarifversträge im üblichen Sinne weitgehend vom Halse halten können, das Streikrecht ihrer Mitarbeiter aushebeln und im Schnitt niedrigere Löhne zahlen als die soziale Landschaft drum herum. Wenn schon, denn schon …


Auf, auf, mit Frische und jungem Mut!

Dienstag, 4. Mai 2010

Lieblingszitate CXXII

.
Nicht Hass ist das Gegenteil von Liebe, sondern Gleichgültigkeit.

Elie Wiesel


gefunden im Publik-Forum 8/2010 in der Werbung für das Publik-Forum-Extra zum Thema "Mir doch egal. Über die Gleichgültigkeit".

Nachtrag zu Griechenland, Aktuelles

.
Dass wir wieder einmal "verzockt" werden und die "große Politik" vorgeführt wird wie weiland ein Tanzbär am Nasenring, steht in den Zeitungen höchstens "zwischen den Zeilen" und in ganz wenigen mutigen Kommentaren, nachdem zuletzt die griechische Regierung ihr hartes Sanierungsprogramm angekündigt hat und ihr Zahlungen, auch aus Berlin, zugesagt werden.

Da war gestern der Artikel von Markus Sievers in der Berliner Zeitung eine Wohltat, der auch andere Stimmen zu Worte kommen ließ ("Athen-Express", 3.5.2010). Ich zitiere:

Scharfe Kritik an der Bundesregierung kommt von der Linkspartei. Drei Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise agiere die "Zockerökonomie hemmungsloser denn je", sagt Fraktionsvize Ulrich Maurer. Diese Krise zeige überdeutlich, "dass die Regierungen nur noch Spielball der Spekulanten sind".

Und

Auch bei den 1.-Mai-Kundgebungen der Gewerkschaften stand Griechenland im Mittelpunkt. Bei seiner Ansprache in Essen verlangte DGB-Chef Michael Sommer eine harte Regulierung der Finanzmärkte. "Spekulanten wetten gegen ganze Staaten wie Griechenland oder Spanien. Sie wetten gegen den Euro. Sie wetten letztlich gegen uns", so Sommer. Das müsse aufhören.

Mit reinen Appellen ist allerdings nichts getan. Ob es dem DGB und allen einschlägigen Organisationen noch gelingen kann, den Unmut (und die Angst!) in unserem Lande zu bündeln und den Regierenden so stark auf die Füße zu treten, dass sie endlich gesetzliche Schritte gegen die Finanzspekulation einleiten?

Oder brauchen wir erst "griechische Zustände", damit die Menschen wie dort aufwachen, sehen, dass "der Dampfer" in eine ganz andere Richtung fährt als von uns beauftragt und die Allgemeinheit, man verzeihe mir den bösen Ausdruck, "verarscht" wird? Das Wort hat seit 20 Jahren einen sehr schlechten Ruf in Deutschland, dabei scheint es den Kern des Problems aber gut zu treffen und zu beschreiben: Mir kommt es vor wie der "Klassenkampf" der Spekulanten und Reichen gegen den Rest der Bevölkerung, nur dass diese das noch nicht bemerkt hat...

Montag, 3. Mai 2010

"Plünderer in weißen Kragen und Gucci-Schuhen"

.
nennt der Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman die Banker von "Goldman Sachs" in der International Harald Tribune. Dieses einprägsame Zitat verdanke ich ebenfalls der Berliner Zeitung v. 27.4.2010, wie schon das ausführliche Zitat in meinem vorhergehenden blog.

Unter dem Titel "Großbank auf der Anklagebank" berichtet die Zeitung über die Anhörung, vielleicht besser: das Verhör des Chefs der Großbank Goldman Sachs, Lloyd Blankfein, vor einem Untersuchungsausschuss des US-Senats zu dem Vorwurf, toxische Vermögenswerte zu komplexen Finanzprodukten gebündelt und als erstklassige Wertpapiere an Investoren verkauft zu haben. So weit nichts Neues, denn so weit schon allgemein bekannt. Mit diesen Papieren wurde schließlich die ganze Welt vermüllt und die Finanzkrise verstärkt.

Einen Zacken schärfer finde ich dann allerdings den folgenden Satz im genannten Artikel:
"Oft wetteten die Investbanken gegen Produkte, die sie selbst verkauft haben, und machten Extra-Gewinne auf Kosten ihrer Kunden." Kunststück, wenn man weiß, wo die "faulen Eier" verborgen sind, die man zuvor selbst hineingetan hat, kann man natürlich wunderbar auf fallende Kurse bei den einschlägigen Papieren spekulieren. Insidergeschäfte. Mich überkommt jetzt zwar nicht das große Mitleid mit den Geschädigten, aber das ist schon ein starkes Stück! Es erinnert mich ein wenig an den Brandstifter, der ein Haus anzündete, um als Feuerwehrmann bei der anschließenden Löschaktion den Ruhm als bester Retter einzuheimsen. Zum Glück für die einschlägigen Banker stinkt Geld nicht, sonst müssten sicherlich einige Bereiche in Amerika (und anderswo auch!?) wegen der Geruchspest vom Gesundheitsamt geschlossen werden.

Ich habe allerdings nicht verfolgt, welche Konsequenzen diese Anhörung für Herrn Blankfein und seine Bank hatte. Es ist wohl eher zu fürchten, dass es bei einem "Rüffel" blieb und keine weitreichenden Sanktionen folgten.

Die armen Griechen ...

.
Die Nachrichten überschlagen sich. Eines steht für mich fest: Es wird über die wahren Hintergründe bestimmt wieder viel gelogen - und: ich möchte nicht in der Haut eines durchschnittlichen Griechens stecken. Denn die Einsparungen, von denen in den Zeitungen steht, betreffen mal wieder die "kleinen Leute": Sparen bei den Staatsbediensteten, Sparen bei Rentenansprüchen, eine kräftige Anhebung der Mehrwertsteuer, die vor allem die Ärmeren trifft, die ihr Einkommen im Wesentlichen für den täglichen Konsum ausgeben müssen. Und wo spart die Finanzelite des Landes, Banken, Konzerne, Unternehmer und Reiche? Davon habe ich noch nichts gelesen.


Für mich "riecht es danach", als wäre diese dramatische Zuspitzung wieder das Produkt der Finanzspekulanten, die sich jetzt ein neues Betätigungsfeld für einen "schönen Reibach" ausgesucht haben: den Euro, und zunächst seine größte Schwachstelle, Griechenland. Kaum vorstellbar, dass die anderen Euro-Länder Griechenland "hängen lassen" und noch weitere kranke Kandidaten dem Scharmützel auf den Anleihe-Märkten aussetzen wollen. Die Gemeinschaft wird sich das schon etwas kosten lassen ... D.h. die Bevölkerungen der anderen Länder werden es durch ihre Steuerzahlungen irgendwie finanzieren, dass die Finanzspekulation kräftig absahnt. (Oder es gilt der 2. Absatz der unteren Ausführungen, dann bezahlt nur die Bevölkerung Griechenlands, auch nicht besser.)

Sehr erhellend für mich fand ich ich den folgenden Artikel in der Berliner Zeitung v. 27.4.2010: "Sieben Mythen über Griechenland - und was dran ist" von Stephan Kaufmann und Anna Sleegers. Ich zitiere daraus einige Teile:

1. Griechenland ist pleite.

[...] Griechenland bedient - wie auch Deutschland - seine alten Kredite mit neuen Krediten. Noch kann sich Athen an den Märkten verschulden. Das Problem ist nur: Die Spekulation auf eine Pleite des Landes hat die Zinsen so hochgetrieben, dass die Verschuldung prohibitiv teuer geworden ist. [...]

2. Deutschland zahlt für die Griechen

Durch die Kredite für Griechenland wird Deutschland nicht ärmer. Sondern reicher. Denn die Bundesregierung müsste die rund acht Milliarden Euro nicht aus dem Bundeshaushalt holen, sondern ihrerseits als Kredit aufnehmen. Dafür müssen zwar Zinsen gezahlt werden, aber deutlich weniger, als Griechenland für die Kredithilfen in Rechnung gestellt wird. Sofern Griechenland den Kredit zurückzahlt - woran es alles setzen wird, um nicht auf den Status eines Entwicklungslandes zurückzufallen - würde Deutschland also einen Zinsgewinn von mehreren hundert Millionen Euro machen.

[...]

5. Griechenland hat in der Währungsunion nichts mehr verloren

Wenn Griechenland die Drachme wieder einführte, wäre eine Entschuldung durch eine drastische Abwertung möglich, die gleichzeitig den Export ankurbeln würde. Zudem könnte das Land wieder eine eigene Geldpolitik betreiben. Besonders Euro-Kritiker machen sich für diese Lösung stark - wohlwissend, dass ein Austritt Griechenlands höchstwahrscheinlich das Ende der Währungsunion bedeuten würde. [...] Damit wäre der Spekulation gegen die restlichen Mitgliedsstaaten Tür und Tor geöffnet, der Euro würde zur Weichwährung. [...]

6. Die Griechen sollen erstmal ihre Hausaufgaben machen.

Sitzen sie schon dran. Und die Hausaufgaben sind schwer. Im laufenden Jahr soll das Haushaltsdefizit um satte vier Prozentpunkte sinken. Das bedeutet harsche Sparmaßnahmen und für die Bevölkerung heftigen Verzicht: Die Netto-Gehälter der Staatsbediensteten werden um etwa zehn Prozent reduziert. Nicht nur die Einkommen sinken, auch das Leben wird für die Griechen kostspieliger: Der Haupt-Mehrwertsteuersatz steigt von 19 auf 21 Prozent, Zigaretten und Benzin werden teurer. Das Sparprogramm ist so rigoros, dass selbst die EU-Kommission befand: Mehr ist erst einmal nicht drin. Denn sonst drohen einerseits Verarmung und soziale Unruhen. Gleichzeitig schrumpft die Wirtschaft aufgrund der Sparmaßnahmen allein im laufenden Jahr um etwa vier Prozent.

7. Der Markt fürchtet einen griechischen Staatsbankrott.

Der Markt ist kein Wesen, sondern die Summe der Anleger, die ihr Geld auf der Basis ihrer Annahmen und Erwartungen anlegen. Wer wirklich einen Staatsbankrott Griechenlands fürchtet, investiert natürlich nicht in griechische Staatspapiere. Alle anderen hoffen darauf, dass Hellas gerettet wird und sie riesige Zinsgewinne einstreichen können.

(Hervorhebungen im Text - außer den Kapitel-Überschriften - von J.L.)

Samstag, 1. Mai 2010

Mein Motto für den Monat Mai 2010

.

Das folgende Zitat entstammt dem Geburtstagsgeschenk einer lieben Freundin, auf meinen ausdrücklichen Wunsch hin ein Buch zum Thema „Altern“: Ingrid Riedel schreibt über eigene Erfahrungen mit dem Älter werden, irgendwann nennt man es ja wohl weniger charmant „altern“. Die Autorin ist schon einige Jährchen älter als ich, insofern habe ich vielleicht noch etwas „Bedenkzeit“ und „Aufschub“ … Nur habe ich mehrfach erleben können, das ein solches Denken illusionär ist, der Zeitpunkt von Veränderungen sehr plötzlich kommen kann und es deshalb gut ist, gewappnet zu sein. So lerne ich gerne von denen, die einen kleinen Vorsprung vor mir haben. Außerdem: Die innere Haltung, die Ingrid Riedel für diese Altersstufe empfiehlt, hat soviel Positives! Warum nicht gleich damit anfangen!



[Die innere Freiheit des Alterns]


Was sich nun entwickeln will, ist ein Leben im Jetzt von ganz neuer Qualität, das man nach einem Wort Meister Eckharts als ein „Leben ohne Warum“ verstehen könnte - ein Leben, das vom Sein getragen ist, nicht länger vom „Haben“ (Erich Fromm) und vor allem nicht länger von primär der Leistung, die man noch erbringen oder auch nicht mehr erbringen kann - , denn alles Haben und Habenwollen, alles Leisten und Leistenwollen ist von nun an der Vergänglichkeit preisgegeben. Zu leben um des Lebens willen, aus keinem anderen Grund, dies gilt es jetzt zu wagen, zu erlernen. Die kostbare Zeit ist kurz und ist es wert, dass man sie mit dem wirklich Lebens- und Erlebenswerten erfüllt.


Ingrid Riedel


In: Ingrid Riedel: Die innere Freiheit des Alterns. - Düsseldorf: Patmos 2009. S. 17 – 18.