Dienstag, 27. November 2012

Mein Motto für den Monat Dezember 2012: JETZT !

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Die Beste Zeit einen Baum zu pflanzen war
vor 20 Jahren.
Die nächstbeste Zeit ist JETZT !

afrikanisches Sprichwort

Dieses schöne Zitat verdanke ich der Einladung zur Feier des zwanzigjährigen Jubiläums der Einführung von Streetwork in meiner Heimatstadt. Leider konnte ich daran nicht  teilnehmen, ehre die getane Arbeit aber durch das Zitieren dieses ermutigenden Mottos auf der Einladungskarte!

Freitag, 9. November 2012

Mein Motto für den Monat November 2012: Was bleibt


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In diesem Sinne eines "Neustarts" will ich mich nicht mit vielen "Nacharbeitungen" aufhalten, lasse einfach ein paar Monate aus der Systematik ausfallen und beginne mit dem laufenden Monat neu!

Das folgende Zitat verdanke ich meiner Frau, die mir ein älteres GEO-Heft mit einer wunderbaren Bilddokumentation zum Thema "Freundschaft, Glück, Geborgenheit" zeigte. Aus dem Begleittext von James McBride der folgende kurze Auszug!


Irgendwann müssen wir alle aus diesem Leben scheiden. Ob wir dann das Gefühl haben, in diesem Leben erfolgreich gewesen zu sein, hängt nicht davon ab, was wir der Welt durch unseren Beruf gegeben haben, sondern wie viel Zuneigung und Liebe wir nach unserem Tod zurücklassen. Wärme, Freundschaft, Geborgenheit zu geben: Das ist der demokratischste Akt überhaupt. [...]  

Das ist es, woran wahre Größe gemessen wird. Das ist die wahre Freiheit.



Gefunden in: James McBride: Freundschaft. Glück. Geborgenheit. – In: GEO 11/November 2001. S. 18 – 42. Zitat S. 42. [Über das M.I.L.K. – Fotoprojekt „Moments of Intimacy, Laughter and Kinship“]


In eigener Sache: Neustart

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Mein letzter Eintrag liegt schon eine Weile zurück. Das ist schade, denn mein blog war immer ein hervorragendes Medium, mir selbst meine Meinungen und Interessen zu verdeutlichen und anderen mitzuteilen. An diese guten Erfahrungen möchte ich heute anknüpfen und einen "Neustart" versuchen, "Perlen" aus der Flut von interessantem Material aussuchen und von Zeit zu Zeit veröffentlichen.

Ich habe mich über die vielen Leser gefreut, die mich auch in meiner "Ruhephase" auf meinem blog besucht haben. Danke!

Montag, 2. Juli 2012

Mein Motto für den Monat Juli 2012: wirkliche Hilfe

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Ein Tropfen Hilfe ist besser
als ein Ozean voll Sympathie.

Kalenderspruch

gefunden in einem kleinen Büchlein "Von Herzen Dank" aus dem Coppenrath-Vlg.

Donnerstag, 28. Juni 2012

Lieblingszitate CLXVIII: Nein!

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Nichts ist schwieriger zu ertragen, und nichts erfordert mehr Charakter, als sich im offenen Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen:
Nein!

Kurt Tucholski

Bemerkenswert der Fundort für dieses Zitat! Es stand im STERN 40/2011 v. 29.9.11 in dem Artikel "Erschöpft und ausgebrannt" über Burnout-Kranke in unserem Lande. Klar, nur wer aufgrund seines Zustandes bereit ist, zu den üblichen Leistungsanforderungen unserer Gesellschaft Nein zu sagen und einen anderen Weg zu versuchen, hat eine Chance auf einen echten Neuanfang. Wahrscheinlich hat Tucholski es seinerzeit etwas politischer gemeint, aber auch sich dem üblichen Selbstausbeutungstrend zu widersetzen und andere Werte anzustreben, ist zunächst zwar ein sehr individueller Weg, der aber von zunehmend mehr Menschen gegangen wird und dadurch vielleicht auch etwas für die Allgemeinheit ändert. 

Samstag, 9. Juni 2012

Ein Mensch wird 70 - Anregungen von Eugen Roth


Meine Cousine, in diesem Jahr 70 geworden, schickte mir dieses launige Zitat von Eugen Roth, das sie im Deutschlandfunk am 8.6.2012 gehört hatte. Mir fehlen da zwar noch ein paar Jahre, aber ich kann mich bestens einfühlen und bin offen für alle wichtigen Mitteilungen, die mich auf das vorbereiten, was mir bevorsteht. Deshalb möchte ich Eugen Roth heute in meinen blog setzen. 
 

24. Januar 1965: Der Schriftsteller Eugen Roth anlässlich seines 70. Geburtstages im DLF:

Eugen Roth: 

Ein Mensch hat's nunmehr Schwarz auf Weiß,
dass er als Siebziger ein Greis.
Ihm selber scheint es wie ein Traum,
war er doch eben 60 kaum!
Zum Glück ist er so weit gesund
und hätt' drum keinen Klagegrund,
stünd's nicht seit der Antike fest:
Senectus ipsa morbus est.
Wenn andere tiefere Gedanken 
um ihre Jubeljahre ranken 
und, was besonders heute häufig, 
sich wichtig nehmen lebensläufig, 
so macht's der Mensch auch am Geburts- 
wie sonst an anderen Tagen kurz: 
Er grüßt, auch wenn er's oft nicht ist, 
die Leserschaft als Humorist. 
Sie ist's, die ihm das Beste bot, 
ihr dankt von Herzen Eugen Roth!

(Quelle: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/sendezeichen/1773852/)

Montag, 4. Juni 2012

Arabische Revolution: Ende eines Traums?

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Zu diesem herausragenden Thema des letzten Zeitabschnitts habe ich im Publik-Forum 4/2012 v. 24.2.2012 einen hervorragenden und ermutigen Essay des Publizisten Hamed Abded-Samad unter der obigen Überschrift gefunden.

Er stellt die dortigen Ereignisse in einen größeren Zeitrahmen und zieht weltgeschichtliche Parallelen mit anderen Revolutionen, die sich z.T. erst Jahrzehnte später zu ursprünglich angestrebten Zielsetzungen nach langen Irrwegen und Rückfällen geführt haben, wie z.B. die Französische Revolution von 1789 und die deutschen Versuche von 1848.

Bitter für die "Leute der ersten Stunde" dürfte dabei aber immer sein, dass ohne ihr Engagement und ihren Mut in manchmal lebensgefährlichen Situationen nichts in die Gänge gekommen wäre, dass sie aber nach ersten Erfolgen oft von der breiten Bevölkerungsmehrheit wieder "weggefegt" wurden bis hin zur Einfluss- oder sogar Bedeutungslosigkeit. So geschehen in den neuen Bundesländern nach 1989, als sich die Aktivisten des Umbruchs nach den ersten Wahlen nur noch in Splitterparteien wiederfanden, während die große Mehrheit den Kohlschen Versprechungen glaubte und keine eigenständigen Veränderungen wünschte. Ähnlich - wenn auch unter sonst wahrscheinlich in keiner Weise vergleichbaren Bedingungen - muss es den mutigen Menschen in Ägypten ergangen sein, die den Untergang der alten Herrschaft ertrotzt haben und sich jetzt von den Muslimbrüdern regiert sehen.

Da sind dann die Ausführungen von Hamed Abdel-Samad sehr ermutigend, aus denen ich hier zitieren möchte:

[...]

Gescheitert? Ein Jahr nach Beginn der Arabischen Revolution ist kein Land der Region da, wo es sich die Bevölkerung gewünscht hätte. [...] Und in Ägypten scheinen die Menschen eine Form der Bevormundung gegen eine andere getauscht zu haben. Dort herrschen die Islamisten über das Parlament und der Militärrat über die Ressourcen des Landes. Die Jugend der Revolution bleibt außen vor. [...]

Und dennoch ist es voreilig, von einem Scheitern der Revolution zu reden. Denn die jungen Menschen, die diese Revolution initiiert haben, sind, auch wenn sie nicht die Mehrheit der arabischen Bevölkerung ausmachen, sehr stark und aktiv. Ihnen fehlen nur die Strukturen und die politischen Erfahrungen. [...]

Selbstverständlich ist die Islamisierung in Ägypten und Nordafrika beunruhigend, nur hat sie nicht das letzte Wort. Ich sehe sie als einen Umweg auf dem Weg zur Demokratisierung. [...]

Das politische Erdbeben in Arabien hat einen innerarabischen Kampf der Kulturen zustande gebracht: zwischen Facebook und Kamel,zwischen der Demokratiebewegung und der Militärherrschaft, zwischen Liberalen und Islamisten. Dieser Kampf kann zerstörerisch, aber auch fruchtbar sein. In beiden Fällen ist er unvermeidbar. Er pflügt die versteinerte Erde und bringt alles hervor, was unter der Decke der Diktatur versteckt war: die Kreativität der jungen Menschen und den Mut der Frauen, aber auch die Krankheiten der arabischen Welt, die nun ausbrechen - Intoleranz, Gewalt, Fanatismus und die politische und wirtschaftliche Planlosigkeit.

[...] Revolutionen sind weder gut noch schlecht an sich. Sie sind keine Lösungen für die Krankheiten einer Gesellschaft, sondern Motoren der Geschichte. Sie zerstören viel und verändern viel - jenseits der Erwartungen der Revolutionäre und der Konterrevolutionäre. So bleibt das erste Jahr der Arabischen Revolution nur die Eröffnungsszene in einem langen Schauspiel. [...]


Möge er recht behalten!

Sonntag, 3. Juni 2012

Noch einmal die Griechen ...

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Über Griechenland und die Schuldenkrise ist schon so viel geschrieben worden, auch ich habe mich schon darüber ausgelassen.

Hier aber ist noch einmal ein Artikel, der meine mittlerweile gebildete Meinung bestätigt und die neoliberalen Zumutungen für die griechische Bevölkerung als Folge der verordneten Sparmaßnahmen mit ihren sozialen Ungerechtigkeiten besonders treffend "aufs Korn" nimmt. Ich möchte ihn deshalb in Teilen zitieren, auch wenn er nicht mehr ganz aktuell ist (März 2012).

Wolfgang Kessler kommentierte unter dem Titel "Schrumpfkur für die Armen. In Griechenland müssen die kleinen Leute die faulen Kredite der Reichen zurückzahlen. Die Deutschen interessiert dies kaum" im Publik-Forum 5/2012 v. 9.3.2012 :

[...] Der Tenor ist einheitlich: Die Griechen haben jahrelang über ihre Verhältnisse gelebt, jetzt sollen sie zahlen.

Was allerdings [von Merkel und co.] gefeiert wird, sind soziale Einschnitte, die die Falschen bestrafen. [...] Diese Sparmaßnahmen treffen die Griechen überaus hart, allerdings nicht jene, die über ihre Verhältnisse gelebt haben.

Auch die meisten Griechen bestreiten nicht, dass ihre "Elite" die Schuldenkrise ihres Landes maßgeblich mit verursacht hat. Seit Jahren sind Staat und Regierung quasi im Besitz weniger reicher Familien. Zusammen mit einer dünnen Oberschicht haben sie lange Zeit die günstigen Zinsen der Europäischen Zentralbank genutzt, um mit üppigen Krediten ihr Vermögen zu mehren und Prestigeobjekte zu finanzieren. Steuern haben sie nur selten entrichtet. Viele Jahre hat sich die Europäische Union nicht darum geschert, dass ihre Kredite die Taschen der reichen Grichen füllten. Jetzt fordern die europäischen Politiker die Kredite von den Ärmeren zurück. 

Die Deutschen haben zudem lange von Griechenlands Schulden profitiert: Solange keine Schulden erlassen werden, kommen die Gläubiger in den Genuss hoher Zinsen für die griechischen Staatsanleihen. [...] Die Bundesregierung hat Griechenland immer wieder zu immensen Rüstungskäufen gedrängt - gegen den angeblichen Todfeind Türkei. [...]

So sage denn niemand, es gebe keine Alternativen zu dem gegenwärtigen Sparprogramm für Griechenland. Die Steuern bei Vermögenden und Besserverdienenden konsequent eintreiben, deren Kapitalflucht mit Kontrollen verhindern und den Rüstungshaushalt scharf beschränken - das würde dem hoch verschuldeten Griechenland mehr bringen als alle Sparmaßnahmen. [...]

Doch statt die "griechische Elite" in die Pflicht zu nehmen, halten Angela Merkel und Nicolas Sarkozy an ihrer Schrumpfkur für die ärmeren Griechen fest. [...]

Nun ja, in Frankreich hat ein beachtlicher Wechsel an der Spitze stattgefunden. Ob daraus Veränderungen in der Griechenland-Strategie resultieren werden, bleibt noch abzuwarten. Vernünftig wärs ja ...

Samstag, 2. Juni 2012

Lieblingszitate CLXVII: Auf der Suche nach dem eigenen Weg

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Das folgende schöne Zitat fand ich als "Schlussstein" im Publik-Forum v. 23.3.2012 (Nr. 6/2012):


Du willst deinen Weg 
finden?
Verlasse deinen Weg!


Johannes Cassianus (360 - 435)

Donnerstag, 31. Mai 2012

Mein Motto für den Monat Juni 2012: Der höchste Lohn

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Diesen schönen Ausspruch verdanke ich meiner Frau, die ihn in einem Bilderkalender für dieses Jahr entdeckt hat:

Der höchste Lohn für unsere Bemühungen ist nicht das,
was wir dafür bekommen, sondern das, was wir dadurch werden.

John Ruskin


Donnerstag, 17. Mai 2012

Leserbrief "Es kreißte der Berg und gebar eine Maus ..."

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Bedingt durch den Schulbesuch meines kleinen  Sohnes Paul Jakob verfolge ich nun schon seit geraumer Zeit das Thema "Inklusion" in Brandenburg, denn seine Allgemeine Förderschule stand lange Zeit auf der Schließungsliste des Ministeriums. Nach vielen Protesten im Lande wird jetzt eine weniger direkte Strategie verfolgt und erst einmal in einem Pilotprojekt ausprobiert, ob normale Grundschulen mit verbesserter Ausstattung überhaupt in der Lage sind, inklusiv zu arbeiten und behinderten Kindern gerecht zu werden. Mißtrauisch geworden, verfolge ich aber alle Schritte im Lande kritisch und hinterfrage sie.

Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich nämlich manch Versprechen als "Bohren eines dünnen Brettes", so denke ich leider auch über die aktuellen Ereignisse:

Zunächst möchte ich einen Artikel der MOZ v. 29.4.2012 zitieren, der über die Wahl einer Schule meiner Heimatstadt Fürstenwalde in den Kreis der Pilotschulen in Brandenburg berichtet:

Gemeinsam lernen

Fürstenwalde (IsI) Die Sonnengrundschule nimmt Teil am Pilotprojekt "Schule für alle" des Brandenburger Bildungsministeriums. [...] 84 Schulen im ganzen Land, elf davon in Oder-Spree, erproben im kommenden Schuljahr den Ausbau inklusiver Bildungsangebote. An den Pilotschulen lernen Kinder mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf gemeinsam. Pro Klasse werden maximal 23 Schüler unterrichtet. Im Rahmen des Projektes werden insgesamt  rund 100 zusätzliche Lehrer bereitgestellt.

Das hat mich nicht ruhen lassen, folgenden Leserbrief an die MOZ am 1.5.2012 zu richten:

Sehr geehrte Damen und Herren,

Sie berichten vom Erfolg der "Sonnengrundschule", am Pilotprojekt "Schule für alle" teilnehmen zu dürfen. Nach den heftigen Protesten gegen die Inklusions-Planungen  des Ministeriums (Schließung der Allgemeinen Förderschulen) war dieses Projekt zur vorsichtigeren Erprobung inklusiver Beschulung  ersonnen worden. Meine Gratulation an die Schule, die sich ja schon lange um die integrative Betreuung von behinderten Kindern verdient gemacht hat.

Beim genaueren Lesen lässt sich dann der "Pferdefuß" aber nicht mehr verstecken: Rein statistisch entfällt auf jede teilnehmende Pilot-Schule gut eine Lehrerstelle zusätzlich. Ist das die großzügige Unterstützung des Ministeriums für alle zusätzlichen Arbeiten der Schulen? Es kreißte der Berg und gebar eine Maus ...

Freundliche Grüße                     Jürgen Lüder


Wie soll das gehen? Die Klassenstärken sind immer noch für diese Zusammensetzung in schwindelnder Höhe, und die neue Lehrkraft darf von Klasse zu Klasse hüpfen, gerade in mehrzügigen Schulen. Oder ist sie nur zum Einsatz in den neuen ersten Klassen gedacht, die nach dem neuen Modell gebildet werden? Dann wäre es evtl. noch vertretbar, aber nirgendwo war von dieser Regelung die Rede.

Mein Motto für den Monat Mai 2012: Lesen macht stark!

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Dieses Zitat gehört schon zu meinen "uralten Lieblingen"! Ich habe es bereits vor 32 Jahren aus einem Jugendbuch über das Lesen abgeschrieben. Es ist es wert!

 
 
Je mehr man liest, je mehr man lernt.

Sprichwort


Gefunden in: Kurt Franz: Lesen macht stark. dtv junior 7919.

Mein Motto für den Monat April 2012: Wahre Kultur


Als ich soeben den Entschluss gefasst hatte, endlich einmal wieder etwas für meinen blog zu schreiben, hatte ich gleich zwei Probleme:


1. Bin ich mit meinem Motto für den April verdammt spät dran. Aber den April auslassen mag ich auch nicht. So bitte ich alle meine Leserinnen und Leser, die mir auch in diesem Jahr treu geblieben sind, um Entschuldigung und gelobe Besserung!


2. Fand ich es gar nicht einfach, ein Zitat zu finden, das mit der derzeitigen Situation oder dem April in einem wirklich sinnvollen Bezug steht. Also habe ich das gelassen und einfach eins ausgewählt, das mir sehr gut gefällt. Meine Leserinnen und Leser mögen beurteilen, ob ich einen guten Geschmack habe!





UMBERTO ECO





Gefunden in: „Unwiderstehlicher Zauber“. Der italienische Romancier und Semiotiker Umberto Eco über Listen als Ursprung der Kultur, die Leidenschaft des Sammelns und Aufzählens und die Tragik des Internets. [Interview von Susanne Beyer und Lothar Gorris mit Umberto Eco.] – In: SPIEGEL  45/2009 v. 2.11.2009. S. 164 – 165. Zitat S. 165.

Montag, 12. März 2012

Narreteien

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Diesen Text hatte ich am 23. Februar „in Arbeit“, dann ist er liegen geblieben. Zwar war er in seiner ursprünglichen Aussage schon auf diesen engen Zeitrahmen zugeschnitten, seine Aussagen sind aber leider weiterhin brandaktuell, so dass ich mich entschlossen habe, ihn auch mit dieser zeitlichen Verzögerung doch noch zu veröffentlichen. Meine Leser und Leserinnen mögen selbst beurteilen, ob das angemessen ist …


Aschermittwoch war gestern: Die offiziellen „närrischen Tage“ sind zu Ende, die Zeit, in der es erlaubt und vorgesehen ist, dass die Narren und Jecken etwas über die Stränge schlagen dürfen, Spaß, Ärger und Kritik an „denen da oben“ in derber bis ironischer Weise ausgelassen ausgesprochen werden können, bis dann alle wieder (brav ?!) zur Tagesordnung übergehen.

Mit uralten Narren beschäftigt sich hingegen z. Zt. mein kleiner Sohn, dem ich abends die Geschichten vom Wortverdreher (eigentlich in Wirklichkeit „…Versteher“!) Till Eulenspiegel vorlese.

Allen diesen Narren gemeinsam ist, dass sie einen Weg gefunden haben, Ärger, Unmut und bissige Scherze über ein Ventil zu entladen, das „den anderen“ einen Spiegel vorhält ohne wahrscheinlich nachhaltig zu verletzen. Halt ein närrisches Treiben …

Die wirklichen Narreteien dieser Welt aber sind aber nicht mehr nur bissig ironisch, sondern Furcht erregend, schrecklich und bittere Wahrheit und gehen auch nicht nach ein paar Tagen wieder vorüber, sondern bedrohen uns, unser Leben und den Frieden dauerhaft. Dabei sind sie, intellektuell betrachtet, wesentlich dämlicher als die derben bis geschliffenen Scherze eines Eulenspiegels, liegen eher auf dem Niveau der einfältigen und dummen Schildbürger, nur dass sie konkret eine massive Bedrohung darstellen, denn in unser Welt regiert die MACHT, nicht der Verstand, und strebt danach, um jeden Preis an der Macht zu bleiben, und sei’s um den Preis, dass wir alle vor die Hunde gehen.

Ich will dafür den Beweis antreten. Dafür benötige ich nur eine Ausgabe der MOZ, nämlich die vom 21.2.2012 und die Schlagzeilen ihrer Titelseite. Ich stelle vor:

1. „Putin verspricht starkes Russland. 600 Milliarden Euro für Rüstung geplant“

Ob Putin sich nach seiner Wiederwahl etwas beruhigt hat? Diese im Artikel angekündigten Schritte sind sicherlich auch dem Wahlkampf geschuldet; wie auch immer, sind sie „starker Tobak“, dem Gestrigen verpflichtet, ein Nachwehen des Kalten Krieges und bedrohlich, denn Militär wird ja nicht nur für Maßnahmen des Katastrophenschutzes bereitgehalten…

Ich zitiere aus dem Artikel, enthalte mich allerdings der Aufzählung der geplanten neuen Waffen:

„Russland reagiere damit auch auf den von USA und NATO geplanten Raketenabwehrschirm, den er als Bedrohung ansieht. „Unsere Sicherheit kann nur garantiert sein, wenn das Land wirklich stark wird“, betonte Putin. Er zog eine Parallele zum Angriff Hitler-Deutschlands auf die Sowjetunion: Russland werde eine „Wiederholung der Tragödie von 1941“ nicht zulassen, als das Land „mangelnde Bereitschaft mit riesigen menschlichen Verlusten“ habe bezahlen müssen. Putin schloss auch den Einsatz der Streitkräfte zur Verteidigung von Rohstoffen nicht aus.“

Da läuft es mir schon kalt den Rücken hinunter, der Vergleich von 1941 mit der Jetztzeit ist schon von der Feindseligkeit (und Feindseligkeitserwartung) her kaum noch zu überbieten. Herr Putin beschwört ein Pulverfass wie in den schlimmsten Zeiten atomarer Bedrohung. Und ich war bisher so naiv, diese Zeit hätten wir nach Gorbatschow hinter uns gelassen …

2. „Benzinpreise klettern auf Rekordhoch“

Die aktuellen Muskelspiele in der Golfregion (der Iran drohte damals mit dem Stopp der Öllieferungen und mit der Schließung der Straße von Hormuz) sind nicht mehr in den Schlagzeilen (aber sicherlich weiterhin eine Bombe, die jeden Augenblick explodieren könnte), ich glaube aber nicht, dass die „Angstprämie“ auf den Ölpreis seither maßgeblich zurückgegangen ist. Wenn die Menschen dadurch abgehalten würden, überflüssige Touren mit dem Auto einzuschränken, hätte alles fast noch etwas Gutes. So aber bleibt der Eindruck der großen Abzocke.

3. „Berlin lehnt polnische Atompläne ab“

Die Polen scheinen aber weiterhin wild entschlossen, trotz Fukushima ihr eigenes Atomkraftwerk zu errichten. Irgendwo habe ich gelesen, sein Standort wäre so gewählt, dass es zu Berlin einen eher geringeren Abstand hat als Fukushima zu Tokio. (Und noch geringer zu Fürstenwalde, meiner Heimatstadt …) Kommentar überflüssig. Die Gestrigen haben eine sehr große Macht auf unserem Planeten, und notfalls erschlägt „die Ökonomie“ alle Vernunft und eine Lebensperspektive jenseits der Lebenserwartung der handelnden Ökonomen (nach mir die Sintflut) …

4. „Hilfspaket für Athen in greifbarer Nähe“

Dieses Thema wird noch lange nicht ausgestanden sein. Banken und Investoren haben zwar mittlerweile arg Federn lassen müssen, werden aber wahrscheinlich weiterhin schlimmstenfalls „gerettet“ von diversen Schutzschirmen, ebenso die Oberschicht in Griechenland. Die „kleinen Leute“ dort allerdings haben kaum eine Perspektive und dürfen das ausbaden, was die Geldeliten angerichtet haben.

5. „Linke attackiert Joachim Gauck“

Dies ist ein Thema, das ich sehr zwiespältig betrachte. Zwar ist es befreiend, dass die unendlichen Querelen um Christian Wulff beendet sind, aber was kommt jetzt? Nach der Meinung der anderen Parteien und vieler Kommentatoren sind es jetzt die Linken, die als „Narren“ in der Schmollecke stehen, sich bei der Kandidaten-Kür übergangen fühlen und jetzt zur Rache nicht mitmachen wollen und wieder einmal zu beweisen scheinen, dass man mit ihnen keine tragfähigen Koalitionen bilden könne …

Aber stimmt das wirklich? Die Bedenken, die ich gegenüber Joachim Gauck gelesen habe, leuchten mir ein, ich kann sie unterstützen:

Gauck habe seinerzeit die Hartz-IV-Gesetzgebung unterstützt und auch den Militäreinsatz in Afghanistan befürwortet. Mehr in der Jetztzeit spiele seine Unterstützung für Tilo Sarrazin („mutig“!) und die Abqualifizierung der Occupy-Bewegung, die gegen die Macht der Finanzmärkte kämpft („unsäglich albern“).

Das spricht alles nicht für wirkliche Größe und einen Abstand zum Ansinnen der Mächtigen und zu Auswüchsen von „Volkes Stimme“. Dabei könnten wir einen standfesten Bundespräsidenten, mit intellektuellem Niveau und einer Integrationskraft für unsere auseinanderstrebende Gesellschaft mit ihren verschiedenen „Problemgruppen“ nur zu gut gebrauchen …

Donnerstag, 8. März 2012

Denkverbote angesichts der demographischen Entwicklung

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Seit Jahren bin ich als "berufener Bürger" Teilnehmer ohne Stimmrecht im Sozialausschuss meiner jetzigen Heimatstadt in der Nähe von Berlin. Eine gute Informationsquelle! Zuletzt wurden wir ausführlich über die demographische Entwicklung allgemein und speziell in unserer Gemeinde in einem sehr ausführlichen Vortrag des Sachverständigen Wolfgang Rump unterrichtet.

Die Fülle der Fakten hat mich fast erschlagen, ich will hier nicht den Versuch wagen, konkrete Einzelheiten zu berichten, dafür gibt es bessere Quellen. Nur soviel: Meine Heimatstadt Fürstenwalde ist im nahen Umfeld von Berlin doch so gut aufgestellt, dass wir in den nächsten Jahrzehnten unsere Substanz und die Attraktivität fürs Wohnen bewahren können, keinen "Kahlschlag" befürchten müssen, wie er sich anderswo im Lande bereits ausbreitet. Der Vortragende charakterisierte es so, dass im uns umgebenden Landkreis LOS Regionen existieren, die schon jetzt aufgrund ihrer dünnen Besiedlung an Skandinavien erinnern, Tendenz zu weiterer Ausdünnung. Junge Leute ziehen weg, Läden werden immer seltener, der öffentliche Nahverkehr ist defizitär und wird weiter verringert, Ärzte werden knapp: Wer mag in einer solchen Gegend noch dauerhaft wohnen, wenn er nicht muss oder gerade die Einsamkeit sucht?

Brandenburg war auch schon in früheren Jahrhunderten unterbevölkert. Preußische Könige entwickelten daraufhin die Strategie, Menschen in allen Regionen Europas anzuwerben, um die Bevölkerung zu vermehren. Die berühmtesten Zuzügler waren die Hugenotten, aber auch ganz andere Personengruppen kamen! So ist unsere hiesige Bevölkerung über die Jahrhunderte hinweg aus einem richtigen "Schmelztiegel" entstanden.

Ähnliches dürfte wieder anstehen! Bisher war die "Wanderung" eher anders herum, weil viele Brandenburger in attraktivere Bundesländer umgezogen sind. Aber warum nicht auch unter anderen Menschengruppen werben? Die Welt ist so überbevölkert, dass es sicherlich Menschen gäbe, die gerne zu uns kämen ... Aber hier setzt das Denkverbot ein, dass ich in der Überschrift genannt habe. Immigranten, die nicht direkt unserem Kultur- und Sprachkreis entstammen, sind nicht beliebt in unseren Landen ... "Wir" wollen kein Einwanderungsland sein und schotten uns gegen die "Wirtschaftsflüchtlinge" aus anderen Erdteilen ab. Ich habe noch von keiner Studie gehört, die solche Möglichkeiten in Erwägung gezogen hätte. Wahrscheinlich denken die Verfasser nicht an solche Möglichkeiten (Denkverbot!) - oder sie fürchten, gegebenenfalls von ihren Kritikern "in der Luft zerrissen zu werden". Die Frage ist, ob wir uns dauerhaft den Luxus leisten können, derartige Möglichkeiten völlig auszuschließen - oder es wieder Wanderungsbewegungen in der Weltgeschichte geben wird, die uns aufgezwungen werden und denen wir uns deshalb nicht entziehen können. Das wäre ja auch nicht das erste Mal ...

Montag, 5. März 2012

Kabarett im realen Leben

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Ebenso könnte man mein kürzliches Erlebnis mit der Deutschen Rentenversicherung auch als Realsatire bezeichnen! Dabei finde ich das Konzept unserer solidarischen Rentenversicherung eigentlich sehr gut, es gibt nichts Besseres! Nur viel "Reklame" gegen sie aus dem Munde derjenigen, die alles in unserem Lande am liebsten privatisieren würden, um auch an der Altersversicherung der Bevölkerung mitverdienen zu können. Ebenso haben auch viele "Reformen" der letzten Jahre zu einem Vertrauensverlust in ihre Wirksamkeit geführt. Aber es ist und bleibt ein gutes System!

Daran rüttele ich nicht, aber dennoch sind meine Erlebnisse mit der DR komisch und gleichzeitig bedrückend, vielleicht auch nur, weil ein so großes System in Bürokratismus ausarten kann und die einzelnen Menschen aus dem Blick verliert.

Nach diesen vielen Vorbemerkungen jetzt endlich mein Erlebnis: Viele Jahre nach meiner Scheidung hat das Familiengericht nun doch noch den Versorgungsausgleich mit meiner früheren Ehefrau durchgeführt, in dem die Rentenansprüche für die gemeinsame Ehezeit angeglichen wurden, eine komplizierte Angelegenheit, weil es gleichzeitig um "Ost"- und "West"-Rentenpunkte ging. Im Endeffekt büße ich etwa 70 € monatlich ein, bei der geringen Höhe meiner Rente nicht unerheblich, aber was hilfts ... und es ist ok so.

Zwei Monate nach dem Gerichtsbeschluss flatterte mir nun ein Brief der Deutschen Rentenversicherung auf den Tisch, nicht die erwartete konkrete Berechnung meiner korrigierten Bezüge, sondern nur ein Computerbrief ohne Unterschrift, in dem ich allgemein über die Verrechnung dieser Wertpunkte aufgeklärt wurde und mir die Möglichkeit eingeräumt wird, diese Absenkung durch eine freiwillige Zusatz-Einzahlung wett zu machen, mit Angabe der Kontonummer für meine Überweisung.

Wenn ich alles richtig verstanden habe, könnte ich demnach jetzt gegen den kleinen Obolus von nur 24.000 € alles wieder gerade biegen und meine alte Rentenhöhe sichern. Ein Millionär würde diesen kleinen Betrag wahrscheinlich müde lächelnd aus der Portokasse bezahlen - oder doch lieber wieder Abstand nehmen, weil ihm die Rendite etwas zu mickrig wäre: Ich muss wohl weit über 90 Jahre alt werden, um diesen Betrag wieder einzuspielen. Schön, dass mir die Rentenversicherung eine solche Lebenserwartung zutraut! Bei meinem etwas geringeren Vermögen allerdings klingt das alles aber eher wie ein Hohn (oder eben eine Satire!), auch wenn alles systemimmanent völlig korrekt sein dürfte und versicherungstechnisch "up to date". Aber mit einem Computerbrief ohne Kommentar arme Mitmenschen in solcher Weise zu überfallen, spricht dafür, dass die Rentenversicherung ihre Standardbriefe einmal überdenken sollte und vielleicht doch eine Benutzerfreundlichere Öffentlichkeitsarbeit betreiben könnte... Mir hat es jedenfalls zuerst die Sprache verschlagen, dann aber eben auf die Idee gebracht, eine Vorlage fürs Kabarett zu schreiben ...

Mein Motto für den Monat März 2012: Auswirkungen innerer Fülle oder Leere

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Ein wunderbares Buddha-Zitat! Ohne inneren Reichtum ist auch die schönste Umgebung nur öd und leer. Und was ich lebe, wird lebendig in dieser Welt!

Was hier ist, ist überall.

Was nicht hier ist, ist nirgends.

Buddha

Motto in: Helga Schubert, Die Welt da drinnen, Fischer-Tb. 15 632

Aufgenommen in meine Sammlung am 14.4.2002.

Dienstag, 14. Februar 2012

Lieblingszitate CLXVI: Bonmot von Robert Gernhardt

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Dieses Bonmot hat auf denkwürdige Weise seinen ungewöhnlichen Weg in meinen Blog gefunden, da kann es deshalb stehen, auch wenn es vielleicht sonst nicht ganz in den aktuellen Kontext passt. Ich habe es nämlich in einem Schachbuch (!!!) gefunden. Schach, eine alte Leidenschaft aus meiner Kindheit, die mich immer wieder packt, wenn ich etwas darüber lesen oder Partien nachspielen kann. Und Schach ist mit viel Geist verbunden und es gibt sehr geistvolle Schachbücher! In diesem Fall "Todesküsse am Brett" von Martin Breutigam, in dem der Autor reizvolle Partiesituationen in kleine Essays einkleidet, die er manchmal mit Zitaten würzt.

Hier also Robert Gernhardt via "Todesküsse ...":

Der Künstler geht auf dünnem Eis.
Erschafft er Kunst?
Baut er nur Scheiß?

Respektlos und frech! Und doch mir aus der Seele gesprochen, dass es nicht automatisch Banausentum ist, wenn ich mit mancher modernen Musik und anderen Kunstwerken nicht immer etwas anfangen kann. Ob es an mir (wahrscheinlich) oder vielleicht aber auch an dem Künstler liegt, kann man ja voraussichtlich erst nach Jahrzehnten stichhaltig feststellen, je nachdem, ob das Kunstwerk dann in den "Kanon" anerkannter Kunstwerke aufgenommen wurde oder aber in Vergessenheit geraten ist. Da ich das wohl nicht mehr erleben werde, tröste ich mich mit Robert Gernhardt, der hier in der Nachfolge von Wilhelm Busch selbstkritische Wahrheiten verkündet.

(Genaue Quellenangabe: Martin Breutigam: Todesküsse am Brett. 140 Rätsel und Geschichten der Schachgenies von heute. - Göttingen: Vlg. Die Werkstatt 2010. Zitat Gernhardt auf S. 134.)

Sonntag, 12. Februar 2012

"Wutbürger" - Einschätzung von Andreas Dresen

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"Wutbürger" - ein Modewort des letzten oder der letzten Jahre.

Eine bemerkenswerte Einschätzung dieses Phänomens fand ich in der letzten Ausgabe des Publik-Forums 3/12 v. 10.2.2012, unter der Rubrik "Personen und Konflikte". Ich zitiere:

Andreas Dresen, Filmregisseur, wertet das Phänomen der "Wutbürger" als Ausdruck von wachsendem Egoismus. Deren Haltung grenze manchmal ans Absurde: "Der Strom kommt bei mir aus der Steckdose, aber ich will kein Kernkraftwerk und kein Windrad vor meinem Haus", beschrieb er die Einstellung.

Lieblingszitate CLXV: Seid unbequem! - Günter Eich

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Kommentar überflüssig! Dieses Gedicht fand ich abgedruckt im Jubiläumsheft "40 Jahre Publik-Forum", Beilage zu 3/12 v. 10.2.2012.


Wacht auf, denn eure Träume sind schlecht

Nein, schlaft nicht, während die Ordner der
Welt geschäftig sind!
Seid misstrauisch gegen ihre Macht, die sie
vorgeben für
euch erwerben zu müssen.
Wacht darüber, dass eure Herzen nicht leer
sind, wenn mit
der Leere eurer Herzen gerechnet wird!
Tut das Unnütze, singt die Lieder, die man
aus eurem Mund nicht erwartet!
Seid unbequem, seid Sand, nicht das Öl im
Getriebe der Welt!

Günter Eich

Das Kapital der Eliten

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Am 22.Januar veröffentlichte ich hier auf meinem Blog einen Leserbrief an den SPIEGEL "Wer herrscht wirklich über die Welt", in dem ich die vorherrschende Medien-Strategie anprangerte, zwar von der verantwortungslosen Über-Verschuldung von Staaten zu sprechen, den "auf der anderen Seite der Medaille" aber angehäuften Reichtum der Gläubiger zu verschweigen. Griechenland lässt grüßen! Dort werden die kleinen Leute ausgequetscht und verarmen, die Wirtschaft kollabiert, aber der Reichtum der Vermögenden und Krisengewinnler wird nicht angetastet und zur Finanzierung einer Sanierung des Gemeinwesens genutzt.

Wie schön, gleichgesinnte Gedanken zu entdecken! Hier in einem Leserbrief an das Publik-Forum 3/12 v. 10.2.2012, in dem Manfred Pietschmann daran erinnert, wie im kapitalistischsten aller kapitalistischen Ländern, den USA, Präsident F.D.Roosevelt im "New Deal" sein Land dadurch wieder stabilisierte und aus der Weltwirtschaftskrise herausführte, in dem er die Besitzenden zur Finanzierung seiner Reformen heranzog. Ich zitiere:


Das Kapital der Eliten
[...]

Seit der ersten Weltwirtschaftskrise sind die Instrumente bekannt, die man einsetzten sollte, um wieder in geordnete Bahnen zurückzukehren: Investitionen mit dem Kapital der Geldeliten! Die Brüningsche Notverordnung nach der ersten Weltwirtschaftskrise 1929 lässt grüßen: Auch damals verarmten große Teile der Bevölkerung. Das führte, wie wir alle wissen, in die Hände von Nazi-Hitler. Der Präsident der USA dagegen hat sich damals das notwendige Kapital von den Geldeliten geholt. Mit sehr hohen Spitzensteuer- und Erbschaftssteuersätzen wurde eine staatliche Beschäftigungspolitik, ein Neuaufbau der Infrastruktur und der sozialen Netze finanziert. Ein ungeheurer Aufschwung war die Folge. Kein Programm auf Pump, sondern Geld von den Besitzenden. Die jetzige Sparpolitik auf dem Rücken der kleinen Leute wird ins Verderben führen, sie ist falsch und ökonomisch unverantwortlich. Jetzt müssen die Geldeliten ran, denn Armut der Massen wird Europa zerstören und die EU wird zerbrechen.

Mögen sich diese prophetischen Worte möglichst nicht verwirklichen !!!

Ganz ähnlich positioniert sich z.Zt. attac! Der Leitartikel des Rundbriefs 01/12 ist überschrieben mit "Große Vermögen beschneiden. Öffentliche Daseinsvorsorge sichern". Werner Rätz aus dem Attac-Rat schreibt dazu u.a.:

Seit etwa vierzig Jahren kreist die kapitalistische Krise um ein einziges Problem. Es ist offensichtlich mit Händen zu greifen und doch scheint es kaum jemand zu begreifen. Die Frage heißt: Wohin mit dem vielen Geld der großen VermögensbesitzerInnen? Spätestens in der ersten Hälfte der 1970er Jahre war das so viel geworden, dass es zunehmend schwieriger wurde, Anlagemöglichkeiten mit zufriedenstellenden Renditen zu finden.

Seitdem dreht Regierungspolitik in aller Welt sich nur noch darum, die Profite der Investoren zu garantieren. Statt das Problem zu lösen, wird es auf diese Weise stetig verschärft. Immer weitere Teile des gesellschaftlichen Reichtums werden in Kapital, immer mehr Produktivkapital wird in Finanzinvestitionen umgewandelt. Ganze Lebensbereiche, die einmal der Versorgung der Menschen mit lebensnotwendigen Gütern und Dienstleistungen dienten, wie etwa das Gesundheitswesen, werden in Märkte verwandelt.

[...]

Dabei wären die notwendigen Schritte klar und einfach: Die großen Vermögen müssen radikal beschnitten, die öffentlichen Schulden gestrichen, das Geld muss in die Daseinsvorsorge gesteckt werden. Vor diesen scheinbar radikalen Schritten schrecken leider auch noch viele Menschen zurück, die tatsächlich unter der Krisenpolitik von Merkel und Co. leiden. [...]

Recht haben beide zitierten Verfasser! Es steht uns einiges bevor ...

Lieblingszitate CLXIV: Vom Wert des Papierkorbs

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Frisch entdeckt und in meinen Blog gestellt: Launige Worte von Kurt Tucholsky - hilfreich gegen alle Formen von Überflutung mit Müll jeglicher Art!


Die Basis einer
gesunden Ordnung ist
ein großer Papierkorb.

Kurt Tucholsky


gefunden als "Schlussstein" im Publik-Forum 3/12 v. 10.2.2012.

Donnerstag, 2. Februar 2012

Mein Motto für den Monat Februar 2012: Unsere kostbare Lebenszeit

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Lange habe ich keinen "Erich Kästner" mehr in meinen blog gestellt. Das ist bei seinen treffenden und dabei knappen Aussagen ein echtes Versäumnis. Ich bessere mich!



Mord und Totschlag

Denkt ans fünfte Gebot:
Schlagt eure Zeit nicht tot!


ERICH KÄSTNER


Zitiert nach: Erich Kästner: Kurz und bündig. Epigramme. 7. Aufl. – München: Deutscher Taschenbuch Vlg. 2004. (= dtv 11013). S. 26.

[In meiner Sammlung seit dem 30.12.1980.]

Donnerstag, 26. Januar 2012

So tickt Kapitalismus

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Keine Angst, dies wird keine theorielastige komplizierte Abhandlung, nur eine kleine Glosse darüber, wie ich in meinem Mikrokosmos Erfahrungen mit kapitalistischen Grundsätzen sammle!

Früher war ich ziemlich "unbefleckt" davon, aber seit einigen Monaten "handele" ich mit Büchern, d.h. ich nutze die Möglichkeit, über AMAZON gebrauchte Titel zu verhökern. Das ist einerseits eine kleine Aufbesserung für meinen schmal gewordenen Rentner-Etat, andererseits auch eine Entlastung für meine zukünftigen Erben, weil meine überbordenden Bücherregale sich so schon frühzeitig etwas leeren, außerdem ist es für mich auch so etwas wie ein Hobby geworden, in diesem für mich neuen Bereich als "Händler" einmal ganz andere Erfahrungen zu sammeln.

Schon bald hatte ich herausgefunden, dass es in diesem eher kleinen Markt (wer kauft schon gebrauchte Bücher ...) knallhart und gnadenlos kapitalistisch zugeht, wie ich schmerzlich erleben musste. Hier meine Eindrücke:

Habe ich Bücher im Angebot, die nicht in hoher Auflage gedruckt wurden und auch noch ein nachgefragtes Sachthema betreffen, kann ich gelegentlich ein gutes Geschäft machen. Meinen früheren Einkaufspreis allerdings erreiche ich fast nie. Was soll's, ich habe so manches Jahr Freude an den Büchern gehabt. Sie sind halt keine Kapitalanlage, solange es sich nicht um gesuchte Erstdrucke handelt.

Bei allen anderen Büchern habe ich allerdings keine Chance: Da tummeln sich offensichtlich die "großen Haie" dieser kleinen Branche, die gnadenlos durch ihre Billigstangebote alle anderen platt machen. Offensichtlich haben sie als Großanbieter günstigere Konditionen bei AMAZON, zahlen im Einzelfall geringere Gebühren und können es sich leisten, Bücher zum Spottpreis von 0,01 € auf den Markt zu werfen. Vermutlich leben sie dabei von der Versandkostenpauschale von 3,00 € pro Titel, durch die bei vielen, vielen versandten Büchern dann doch noch "ein paar Zerquetschte" übrig bleiben. Ich würde da schon Miese machen, weil die Gebühren, die AMAZON mir in Rechnung stellt, zuzüglich Porto und Verpackung von diesem Betrag nicht zu bestreiten sind. So werden kleine Mitbewerber ausgeschlossen und kaputt gemacht ... Die Preise sicherlich auch, denn warum sollte ich als Kunde mehr aufbringen, wenn ich es so billig haben kann!! Wie heißt noch der tolle Slogan? "Geiz ist geil!!"

Gut, dass diese Monopolisten meine selteneren Nischen-Bücher noch nicht im Angebot haben. Sonst könnte ich sie nur behalten - oder verschenken, denn es geht mir ja auch um mehr "Luft" im Regal.

Daneben tummeln sich all diejenigen, die wahrscheinlich ähnlich wie ich auf einen kleinen Obolus hoffen, den man natürlich dann am ehesten erreichen kann, wenn man einen niedrigeren Preis als die Konkurrenten anbietet. Ich ertappe mich immer wieder dabei, dass auch ich diesen Weg versuche und meine Mitbewerber, die vor mir Bücher ins Angebot gestellt haben, zu unterbieten suche. Halt ein Konkurrrenzkampf ... Nur einer kann siegen und das Geschäft machen ... Wie im realen Leben - aber es ist ja auch reales Leben, jedenfalls in der Form, wie unsere Ökonomie fast überall gestrickt ist. Affig finde ich es allerdings dann, wenn ich später feststellen muss, dass mich jemand damit auszustechen versucht, dass er z.B. ein Buch für 9,98€ offeriert, das ich für 10,00€ angeboten hatte ... Wer darauf reinfällt, --- gibt mir das Nachsehen!

Mein älterer Sohn meinte lapidar: "Das ist ja eine richtige Abwärtsspirale. Steig doch aus und mache diesen Blödsinn nicht mit!" Recht hat er schon - verkaufen möchte ich allerdings auch mal wieder einen Titel. Das beißt sich leider ...

So ist auch meine "Spielwiese" ein Gleichnis auf den Kapitalismus: Glücklich werden ist schwierig, Konkurrenz ist allgegenwärtig, Rücksichtnahme schmälert das Einkommen, wer wirklich groß werden will, braucht harte Bandagen und Kampfmethoden und muss die Kleinen aus dem Markt schmeißen, gnadenlos.

Was man nicht alles von AMAZON lernen kann!

Sonntag, 22. Januar 2012

Wer herrscht wirklich über die Welt? - Leserbrief an den SPIEGEL

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Ich habe nach längerer Pause wieder einmal einen Leserbrief geschrieben! Und zwar las ich in einer schon etwas älteren SPIEGEL-Ausgabe einen spannenden Artikel über die überhand nehmende Staatsverschuldung in aller Welt und die mehr oder weniger erfolgreichen Versuche, sich davon frei zu kämpfen. Die Bevölkerung schwächerer Länder bleibt dabei offensichtlich auf der Strecke, wenn man an die barbarischen Kürzungen von Sozialleistungen in Griechenland denkt. Und wer profitiert davon? Die Schulden entstehen nicht aus dem Nichts, das geliehene Geld ist nicht beim "lieben Gott" ausgeborgt, sondern bei knallharten Finanzprofis, die dafür eine Gegenleistung sehen wollen. Wahrscheinlich haben sie schon längst die Macht auf dieser Welt übernommen und treiben die Regierungen vor sich her ... Wer sich ihnen wirklich wirksam entgegenstellen möchte, hat vermutlich schwerwiegende Folgen zu befürchten. Von derartigen Problemen steht allerdings in diesem SPIEGEL-Artikel nicht ein Wort! Das hat mich nicht ruhen lassen, so dass ich heute doch noch diesen späten Leserbrief formuliert habe. Aber der Sachverhalt scheint Methode zu haben und ist weiterhin leider brandaktuell.


An: leserbriefe@spiegel.de am 22.1.2012

Betrifft: Ihren Artikel „Staatsfinanzen. In der Schuldenfalle.“ In: SPIEGEL 1/12 v. 2.1.2012


Sehr geehrte Damen und Herren,

meine heutige Zuschrift ist leider nicht mehr sehr aktuell, weil ich den betreffenden SPIEGEL erst sehr viel später gelesen habe. Da es sich m. E. aber um ein grundsätzliches Problem der Berichterstattung zum Thema „Schuldenkrise der Staaten“ handelt, möchte ich dennoch an Sie schreiben.

Die Staatsverschuldung, von der Sie berichten, erreicht in der Tat gigantische Ausmaße. Aber wo ein Schuldner ist, muss es auch einen Gläubiger geben, der im Gegenzug Ansprüche an die Staaten in ebenfalls gigantischem Ausmaß anhäuft. Um dafür gerade zu stehen, dürfte bereits die „Allmende“ weitestgehend verpfändet sein, sich nicht mehr in den Händen der Allgemeinheit befinden, sondern quasi bereits anonymen (?!) Kapitalgebern gehören, denen wir alle anwachsende Zinsen zahlen müssen. Soll und Haben sind volkswirtschaftlich ausgeglichen, warum verweisen Sie nie auf derartige banale Sachverhalte und verschweigen systematisch das Herrschen einer Finanz-Oligarchie, die ihre Macht immer stärker über die Welt ausbreitet? Denn über die Gläubiger und ihre Macht verlieren Sie nicht ein Wort. Sind das aber nicht gerade auch die Banken und Superreichen, die durch die diversen Rettungsaktionen der dadurch hoch verschuldeten Staaten gerade erst „gerettet“ worden sind? Ein perverses Spiel! Warum klären Sie nicht über derartige Zusammenhänge auf? Mangelndes Wissen kann es wohl kaum sein – und Absicht?!

Mit freundlichen Grüßen Jürgen Lüder

Dienstag, 10. Januar 2012

Lieblingszitate CLXIII: Zarter Spott vom Altmeister

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Dieses witzig-nachdenkliche Zitat fand ich in der ZEIT (51/2011) als Reklame! Und zwar handelt es sich um die Werbung für eine offenbar sehr anregende Anthologie aus dem RADIUS-Vlg. "Mit einem Engel durchs Jahr. Lyrik und Prosa für 366 Tage. Hg. v. Wolfgang Erk." Da durfte Altmeister Lichtenberg offensichtlich nicht fehlen!



Wer einen Engel sucht und nur auf die Flügel schaut,
könnte eine Gans nach Hause bringen.


Georg Christoph Lichtenberg

Sonntag, 8. Januar 2012

Mein Motto für den Monat Januar 2012: Gerechtigkeit im Leben

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Der berühmte Physiker Stephen Hawking wird heute 70! Meinen Glückwunsch! Wenn ich an ihn denke, weiß ich allerdings nicht recht, was mich mehr beeindruckt: seine Aussagen zur Physik, für die er in der Bevölkerung durch seine Texte viele Interessierte auch unter den "Nichtwissenden" gewonnen hat - oder seinen Umgang mit seiner schweren Krankheit, der er seit Jahrzehnten trotzt und dennoch bemerkenswert aktiv ist.

Gestern las ich zufällig in dem ihm gewidweten Artikel im Tagesspiegel v. 7.1.2012, den Ernst Peter Fischer unter dem Titel "Mister Universum" veröffentlicht hat. Und darin habe ich auch das noch felhlende Monatsmotto für den Januar gefunden, nichts mit Physik, nichts mit Religion, dafür eine sehr klare Aussage von Hawkings über das Leben und die Aufgaben, die sich jedem von uns stellen.


Man muss erwachsen sein, um zu begreifen, dass das Leben nicht gerecht ist. Deshalb kann man nur das Beste aus der Situation machen, in der man sich befindet.

Stephen Hawking

Ich wünsche meinen Leserinnen und Lesern ein gutes Neues Jahr und die Kraft und die Weisheit, die Aussage von Stephen Hawking auf sich zu beziehen und herauszufinden, was für Sie "das Beste" ist!