Montag, 5. März 2012

Kabarett im realen Leben

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Ebenso könnte man mein kürzliches Erlebnis mit der Deutschen Rentenversicherung auch als Realsatire bezeichnen! Dabei finde ich das Konzept unserer solidarischen Rentenversicherung eigentlich sehr gut, es gibt nichts Besseres! Nur viel "Reklame" gegen sie aus dem Munde derjenigen, die alles in unserem Lande am liebsten privatisieren würden, um auch an der Altersversicherung der Bevölkerung mitverdienen zu können. Ebenso haben auch viele "Reformen" der letzten Jahre zu einem Vertrauensverlust in ihre Wirksamkeit geführt. Aber es ist und bleibt ein gutes System!

Daran rüttele ich nicht, aber dennoch sind meine Erlebnisse mit der DR komisch und gleichzeitig bedrückend, vielleicht auch nur, weil ein so großes System in Bürokratismus ausarten kann und die einzelnen Menschen aus dem Blick verliert.

Nach diesen vielen Vorbemerkungen jetzt endlich mein Erlebnis: Viele Jahre nach meiner Scheidung hat das Familiengericht nun doch noch den Versorgungsausgleich mit meiner früheren Ehefrau durchgeführt, in dem die Rentenansprüche für die gemeinsame Ehezeit angeglichen wurden, eine komplizierte Angelegenheit, weil es gleichzeitig um "Ost"- und "West"-Rentenpunkte ging. Im Endeffekt büße ich etwa 70 € monatlich ein, bei der geringen Höhe meiner Rente nicht unerheblich, aber was hilfts ... und es ist ok so.

Zwei Monate nach dem Gerichtsbeschluss flatterte mir nun ein Brief der Deutschen Rentenversicherung auf den Tisch, nicht die erwartete konkrete Berechnung meiner korrigierten Bezüge, sondern nur ein Computerbrief ohne Unterschrift, in dem ich allgemein über die Verrechnung dieser Wertpunkte aufgeklärt wurde und mir die Möglichkeit eingeräumt wird, diese Absenkung durch eine freiwillige Zusatz-Einzahlung wett zu machen, mit Angabe der Kontonummer für meine Überweisung.

Wenn ich alles richtig verstanden habe, könnte ich demnach jetzt gegen den kleinen Obolus von nur 24.000 € alles wieder gerade biegen und meine alte Rentenhöhe sichern. Ein Millionär würde diesen kleinen Betrag wahrscheinlich müde lächelnd aus der Portokasse bezahlen - oder doch lieber wieder Abstand nehmen, weil ihm die Rendite etwas zu mickrig wäre: Ich muss wohl weit über 90 Jahre alt werden, um diesen Betrag wieder einzuspielen. Schön, dass mir die Rentenversicherung eine solche Lebenserwartung zutraut! Bei meinem etwas geringeren Vermögen allerdings klingt das alles aber eher wie ein Hohn (oder eben eine Satire!), auch wenn alles systemimmanent völlig korrekt sein dürfte und versicherungstechnisch "up to date". Aber mit einem Computerbrief ohne Kommentar arme Mitmenschen in solcher Weise zu überfallen, spricht dafür, dass die Rentenversicherung ihre Standardbriefe einmal überdenken sollte und vielleicht doch eine Benutzerfreundlichere Öffentlichkeitsarbeit betreiben könnte... Mir hat es jedenfalls zuerst die Sprache verschlagen, dann aber eben auf die Idee gebracht, eine Vorlage fürs Kabarett zu schreiben ...

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