Donnerstag, 8. März 2012

Denkverbote angesichts der demographischen Entwicklung

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Seit Jahren bin ich als "berufener Bürger" Teilnehmer ohne Stimmrecht im Sozialausschuss meiner jetzigen Heimatstadt in der Nähe von Berlin. Eine gute Informationsquelle! Zuletzt wurden wir ausführlich über die demographische Entwicklung allgemein und speziell in unserer Gemeinde in einem sehr ausführlichen Vortrag des Sachverständigen Wolfgang Rump unterrichtet.

Die Fülle der Fakten hat mich fast erschlagen, ich will hier nicht den Versuch wagen, konkrete Einzelheiten zu berichten, dafür gibt es bessere Quellen. Nur soviel: Meine Heimatstadt Fürstenwalde ist im nahen Umfeld von Berlin doch so gut aufgestellt, dass wir in den nächsten Jahrzehnten unsere Substanz und die Attraktivität fürs Wohnen bewahren können, keinen "Kahlschlag" befürchten müssen, wie er sich anderswo im Lande bereits ausbreitet. Der Vortragende charakterisierte es so, dass im uns umgebenden Landkreis LOS Regionen existieren, die schon jetzt aufgrund ihrer dünnen Besiedlung an Skandinavien erinnern, Tendenz zu weiterer Ausdünnung. Junge Leute ziehen weg, Läden werden immer seltener, der öffentliche Nahverkehr ist defizitär und wird weiter verringert, Ärzte werden knapp: Wer mag in einer solchen Gegend noch dauerhaft wohnen, wenn er nicht muss oder gerade die Einsamkeit sucht?

Brandenburg war auch schon in früheren Jahrhunderten unterbevölkert. Preußische Könige entwickelten daraufhin die Strategie, Menschen in allen Regionen Europas anzuwerben, um die Bevölkerung zu vermehren. Die berühmtesten Zuzügler waren die Hugenotten, aber auch ganz andere Personengruppen kamen! So ist unsere hiesige Bevölkerung über die Jahrhunderte hinweg aus einem richtigen "Schmelztiegel" entstanden.

Ähnliches dürfte wieder anstehen! Bisher war die "Wanderung" eher anders herum, weil viele Brandenburger in attraktivere Bundesländer umgezogen sind. Aber warum nicht auch unter anderen Menschengruppen werben? Die Welt ist so überbevölkert, dass es sicherlich Menschen gäbe, die gerne zu uns kämen ... Aber hier setzt das Denkverbot ein, dass ich in der Überschrift genannt habe. Immigranten, die nicht direkt unserem Kultur- und Sprachkreis entstammen, sind nicht beliebt in unseren Landen ... "Wir" wollen kein Einwanderungsland sein und schotten uns gegen die "Wirtschaftsflüchtlinge" aus anderen Erdteilen ab. Ich habe noch von keiner Studie gehört, die solche Möglichkeiten in Erwägung gezogen hätte. Wahrscheinlich denken die Verfasser nicht an solche Möglichkeiten (Denkverbot!) - oder sie fürchten, gegebenenfalls von ihren Kritikern "in der Luft zerrissen zu werden". Die Frage ist, ob wir uns dauerhaft den Luxus leisten können, derartige Möglichkeiten völlig auszuschließen - oder es wieder Wanderungsbewegungen in der Weltgeschichte geben wird, die uns aufgezwungen werden und denen wir uns deshalb nicht entziehen können. Das wäre ja auch nicht das erste Mal ...

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