Mittwoch, 3. August 2016

Alter macht frei – oder könnte es jedenfalls!




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Diesen Text habe ich gerade wiederentdeckt und er gefällt mir gut, obwohl er jetzt schon 5 Jahre alt ist, also 2011 entstanden.  Die Ereignisse des 1. Absatzes sind längst eingetreten, das Folgende aber gilt weiterhin und ich habe es gegenüber der alten Fassung nur wenig korrigiert:

Es hat mich wieder ereilt! Vor wenigen Tagen bin ich 64 [tatsächlich bin ich heute 69!] geworden und frage mich, was das eigentlich so für mich bedeutet. Nun, mein Rentenbeginn (nach der Ruhephase meiner Altersteilzeit) rückt beängstigend näher, beängstigend deshalb, weil mein Portemonnaie dann wesentlich schlechter bestückt sein wird…

Daneben habe ich mich unter den Verwandten und Bekannten umgesehen, die mir schon ein paar Jahre voraus sind. Sehen, hören, laufen können die meisten weniger gut als früher, geschenkt, das ist unausweichlich. Ebenso wahrscheinlich die nachlassende Gedächtnisleistung. Mit meinem Kurzzeitgedächtnis habe ich ja selbst schon seit längerem meine Blessuren und Peinlichkeiten erlebt, finde aber mittlerweile meine Brille meistens wieder, weil ich sie diszipliniert nur noch an bekannte Orte lege, anderes regele ich mit einer Unzahl von Notizzetteln. So ist es, toi, toi, toi, bislang nur eine zunehmende Altersschwäche und noch kein Alzheimer … (Alzheimer finde ich die schlimmste Drohung, die ich mir vorstellen kann, obwohl die Betroffenen in einem späteren Stadium es wohl selbst kaum noch merken und ihre Umwelt mehr darunter leidet als sie selbst …)

Dann wird vom Alter noch berichtet, dass einige – die Glücklichen ! – milder und weiser und gütiger werden, andere aber – wahrscheinlich die größere Gruppe – unflexibel, starrer und schlimmstenfalls wehleidig oder verbittert auf die Wunden der Vergangenheit schauend. Das wollte ich zum Hauptthema dieses blogs nehmen.

Ich habe mich lange genug mit Tiefenpsychologie und Psychotherapie beschäftigt, um zu wissen, welche prägende Wirkung frühe Lebenserfahrungen auf das Erleben und den Charakter eines Menschen über seine gesamte Lebenszeit haben können. Und doch gibt es auch hier Unterschiede, wahrscheinlich gemäß den beiden Gruppen von Menschen, von denen ich soeben geredet habe.

Da gibt es diejenigen, die sich unentwegt in die uralten Wunden und Kränkungen, die sich irgendwann in ihrer Kindheit ereignet und manche Fortsetzungen im späteren Leben nach sich gezogen haben, regelrecht verbeißen und keinen Deut davon ablassen können. Ihre Freiheit, es in höheren Jahren einfach auch mal anders zu versuchen und höchstwahrscheinlich auch machen zu können (wer ist mit Älteren nicht auch nachsichtig!!), ist dadurch natürlich sehr gering und die Lebensfreude entsprechend eingeengt.

Dieser Gruppe fühle ich mich nicht zugehörig, aber mit der Milde und Weisheit ist es auch  bei mir noch nicht so ganz weit gediehen, aber vielleicht mit einem eigenen Weg, den ich die Haltung  von „Wurschtigkeit“ nennen möchte, die mir ungemein das Leben erleichtert. Lange habe ich mich mit den Problemen meiner Kindheit beschäftigt, mit meinen Eltern gehadert, mich selbst über vieles geschämt, denn ich wäre gern anders gewesen, ein besserer „Mitspieler“ mit den Kindern und Jugendlichen meiner Umgebung, nicht so einsam auf  meinem eigenen Stern. Irgendwie ist das jetzt aber alles sehr verblasst. Die Idee, einen Roman über meine Kindheit zu schreiben („Die Leiden des jungen JÜLÜ“), habe ich schon vor längerem verworfen, für wen sollte er interessant sein? Meinen Eltern gegenüber habe ich eine eher ferne, aber freundliche Erinnerung ohne Anklage. Auch den kleinen Jungen von damals, der ich einmal war, würde ich jetzt freundlich in den Arm nehmen und ihn trösten, nicht aber auch noch Vorwürfe machen. Er konnte es eben nicht besser und hatte es nicht leicht.

Darüber hinaus: Wer von meinen Mitschülern etc. sollte mir jetzt noch etwas vorwerfen oder mich abschätzig behandeln? Ich bin doch in ihrem Leben bestenfalls noch eine unscharfe Erinnerung, vielleicht noch als Spur eines „Spinners“ vorhanden, das wäre aber schon viel! Meine Haare werden auch allmählich grau, das Alter zeichnet mich ebenfalls, genauso wird es meinen Mitspielern von damals ergehen, die in meinem Gedächtnis aber noch als „junge Leute“ abgespeichert sind, so als würden sie ewig auf diesem Stand verharren. Da ich kaum einen jemals wieder gesehen habe, sind diese inneren Bilder nicht mit dem Lebensweg aller Betroffenen mit gewachsen und haben sich deshalb nicht an irgendwelche Veränderungen angepasst.

Dafür habe ich ein treffliches Beispiel, für das ich mich in meiner Jugend sehr geschämt habe: Ich war Mädchen gegenüber außerordentlich verklemmt – und höchst interessiert! Eine schwierige Mischung! Meine Erfolge waren entsprechend und alles war mir so peinlich, dass ich es als echte Befreiung erlebte, zum Studium aus meiner Heimatstadt weggehen zu dürfen. Ein Neuanfang, denn in der Uni kannte niemand mein früheres Leben. (Wirklich befreit hat mich das allein natürlich überhaupt nicht, was ich damals noch nicht wusste, war aber schließlich mein Einstieg in mein Lebensthema „Tiefenpsychologie und Psychotherapie“.)

In meinen Vorstellungen habe ich die  Erfahrungen mit Mädchen in meiner Kindheit und Jugend natürlich mit mir und den Gefährtinnen meiner Phantasien, Wünsche und seltenen holprigen Begegnungen so mit den Bildern von uns abgespeichert, wie wir jugendfrisch damals aussahen. Und Mädchen sind besonders hübsch in diesem Alter! Noch später wurde ich innerlich rot, wenn ich an diese Situationen dachte, so als wäre alles ganz frisch und spielte sich immer noch zwischen den unveränderten Gestalten aus meiner Vergangenheit ab. Weit gefehlt! Die damaligen Damen meines Herzens müssten mittlerweile auch alle mindestens 60 Jahre alt sein. Ich weiß Frauen dieses Alters durchaus zu schätzen, es gibt sehr kluge unter ihnen, mit einigen bin ich gut befreundet. Aber der erotische Liebreiz meiner Jugendtage ist dahin, auch bei mir, und sie lösen in mir freundschaftliche Gefühle aus, nur noch selten erotische wie in meiner Jugend! Dass niemand mich falsch verstehe: ich weiß Frauen außerordentlich zu schätzen, mit ihnen kann man meistens vernünftig reden, mit Männern ist das oft schon eher ein Kunststück…    

Dieses Zurechtrücken meiner Erinnerungen auf die wirklichen Zeitläufe hat mich sehr befreit! Ich darf mich mit heutigen Augen betrachten und muss nicht mehr den schamvollen Blick meiner Kindheit und Jugend einnehmen. Das heißt aber auch, dass ich freier über mich und meine heutigen Gefühle entscheiden darf. Wer sollte mir das Alte noch vorwerfen, wenn ich selbst es nicht mehr tue! Das nenne ich einen echten Zugewinn an Freiheit und Lebensfreude und eine der wenigen wirklich angenehmen und positiven Chancen des Älterwerdens!

Dienstag, 2. August 2016

Lieblingszitate: Curt Goetz denkt



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Allen ist das Denken erlaubt,

vielen  bleibt es erspart.



Curt Goetz

Leider weiß ich keine Quelle mehr für dieses launige Zitat.

Montag, 1. August 2016

Lieblingszitate: Hermann Hesse, eins mit dieser Welt

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Das folgende Gedicht von Hermann Hesse verdanke ich meiner Frau, die es im Internet gefunden hat. Deshalb habe ich keine genauere Quellenangabe. Wer sucht, der findet ...

Daß Gott in jedem von uns lebt,
daß jeder Fleck Erde uns Heimat
sei, jeder Mensch uns verwandt
und Bruder ist, daß
das Wissen um diese göttliche
Einheit alle Trennung in Rassen,
Völker, in Reich und Arm, in
Bekenntnisse und Parteien als
Spuk und Täuschung entlarvt -
das ist der Punkt, auf den wir
zurückkehren, wenn furchtbare
Not oder zarte Rührung unser
Ohr geöffnet und unser Herz
wieder liebefähig gemacht hat.

Hermann Hesse

Shalom-Preis für The Parents Circle Families Forum

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Am 30.7.16 berichtete ich hier auf meinem blog von der Friedensarbeit des PCFF und einer Ausstellung, die ich einige Tage vorher im Willy-Brandt-Haus in Berlin besucht hatte. Heute fand ich dann  im Publik-Forum 13/16 v. 8.7.16, dass diese Gruppe kurz zuvor einen Friedenspreis erhalten hat! Ich finde das Zusammentreffen beider Ereignisse so bemerkenswert, dass ich hier den kurzen Zeitschriftenartikel abtippe (Publik-Forum wird es mir gewiss nachsehen...):

Den Kreislauf der Rache durchbrechen 

Das israelisch-palästinensische Versöhnungsprojekt The Parents Circle Families Forum ist mit dem Menschenrechtspreis des AK Shalom für Gerechtigkeit und Frieden an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt ausgezeichnet worden. Die Israelin Robi Damelin und der Palästinenser Mazen Faraj haben den Preis entgegengenommen. Ihre Initiative besteht aus mehr als 600 israelischen und palästinensischen Familien, die alle einen Familienangehörigen durch den Konflikt verloren haben. Der Parents Circle setzt sich für Versöhnung und Frieden ein. Robi Damelins Sohn David wurde von einem palästinensischen Heckenschützen getötet. Sie sagt: "Ich möchte nicht, dass in seinem Namen Rache genommen wird." Der Vater des Palästinensers Mazen Faraj wurde von einem Angehörigen der israelischen Armee getötet. Seit er im Parents Circle aktiv sei, erkenne er in den Israelis nicht mehr Gegner, sondern Menschen, denen durch den Verlust eines nahen Menschen großes Leid widerfahren sei.

Der Parents Circle organisiert Dialogprogramme für Schüler sowie Jugendcamps. Auf seiner Facebook-Seite können Israelis und Palästinenser miteinander in Dialog treten. Die Texte werden in die jeweils andere Sprache übersetzt.

Der Shalompreis wird seit 35 Jahren  vergeben, er finanziert sich aus Spendengeldern. Das Preisgeld betrug in den vergangenen Jahren 20 000 Euro.

> www.ak-shalom.de

Lieblingszitate: Mahatma Gandhi



Auge um Auge –
und die ganze Welt
wird blind sein!

Mahatma Gandhi (1869 – 1948)

Gefunden als „Schlussstein“ im Publik-Forum 24/2012

Lieblingszitate: Rosa Luxemburg und die Ratschläge

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Mir imponieren nur die Ratschläge, die der Ratgebende selbst beherzigt.

Rosa Luxemburg (1870 - 1919)


gefunden als "Schlussstein" im Publik-Forum 13/2016 v. 8.7.2016