Dienstag, 5. Februar 2019

Worte


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Worte können Mauern sein
oder Fenster.

Dieses Zitat verdanke ich Marshall B. Rosenberg (1934 - 2015).

Ich habe es gefunden als "Schlussstein" im Publik-Forum 17/2018. 

Samstag, 2. Februar 2019

Mascha Kalékos Aktualität

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Meine Frau zeigte mir das folgende Gedicht von Mascha Kaléko, das mich sehr beeindruckt hat. In der Gedichtausgabe findet sich keine Zeitangabe außer der Kapitelüberschrift "im Exil". Da Mascha Kaléko Deutschland 1938 verlassen hat, beziehen sich ihre Aussagen natürlich auf Nazi-Deutschland und die damaligen Schrecknisse. Aber wie viel davon könnte man auch heute in unserer Umwelt finden!

Zeitgemäße Ansprache


Wie kommt es nur, daß wir noch lachen,
Daß uns noch freuen Brot und Wein,
Daß wir die Nächte nicht durchwachen,
Verfolgt von tausend Hilfeschrein.

Habt ihr die Zeitung nicht gelesen,
Saht ihr des Grauens Abbild nicht?
Wer kann, als wäre nichts gewesen,
In Frieden nachgehn seiner Pflicht?

Klopft nicht der Schrecken an das Fenster,
Rast nicht der Wahnsinn durch die Welt,
Siehst du nicht stündlich die Gespenster
Vom blutigroten Trümmerfeld -?

Des Tags, im wohldurchheizten Raume:
Ein frierend Kind aus Hungerland,
Des Nachts, im atemlosen Traume:
Ein Anlitz, das du einst gekannt.

Wie kommt es nur, daß du am Morgen
Dies alles abtust wie ein Kleid
Und wieder trägst die kleinen Sorgen,
Die kleinen Freuden, tagbereit.

Die Klugen lächeln leicht ironisch:
Ca c'est la vie. Des Lebens Sinn.
Denn ihre Sorge heißt, lakonisch:
Wo gehn wir heute abend hin?

Und nur der Toren Herz wird weise:
Sieh, auch der große Mensch ist klein.
Ihr lauten Lärmer, leise, leise, 
Und laßt uns sehr bescheiden sein.

(zitiert aus: Mascha Kaléko: In meinen Träumen läutet es Sturm. Gedichte und Epigramme aus dem Nachlaß. - dtv Bd. 1294. 30. Aufl. der Taschenbuchausgabe 2011. S. 37 - 38)