Sonntag, 22. Januar 2012

Wer herrscht wirklich über die Welt? - Leserbrief an den SPIEGEL

.
Ich habe nach längerer Pause wieder einmal einen Leserbrief geschrieben! Und zwar las ich in einer schon etwas älteren SPIEGEL-Ausgabe einen spannenden Artikel über die überhand nehmende Staatsverschuldung in aller Welt und die mehr oder weniger erfolgreichen Versuche, sich davon frei zu kämpfen. Die Bevölkerung schwächerer Länder bleibt dabei offensichtlich auf der Strecke, wenn man an die barbarischen Kürzungen von Sozialleistungen in Griechenland denkt. Und wer profitiert davon? Die Schulden entstehen nicht aus dem Nichts, das geliehene Geld ist nicht beim "lieben Gott" ausgeborgt, sondern bei knallharten Finanzprofis, die dafür eine Gegenleistung sehen wollen. Wahrscheinlich haben sie schon längst die Macht auf dieser Welt übernommen und treiben die Regierungen vor sich her ... Wer sich ihnen wirklich wirksam entgegenstellen möchte, hat vermutlich schwerwiegende Folgen zu befürchten. Von derartigen Problemen steht allerdings in diesem SPIEGEL-Artikel nicht ein Wort! Das hat mich nicht ruhen lassen, so dass ich heute doch noch diesen späten Leserbrief formuliert habe. Aber der Sachverhalt scheint Methode zu haben und ist weiterhin leider brandaktuell.


An: leserbriefe@spiegel.de am 22.1.2012

Betrifft: Ihren Artikel „Staatsfinanzen. In der Schuldenfalle.“ In: SPIEGEL 1/12 v. 2.1.2012


Sehr geehrte Damen und Herren,

meine heutige Zuschrift ist leider nicht mehr sehr aktuell, weil ich den betreffenden SPIEGEL erst sehr viel später gelesen habe. Da es sich m. E. aber um ein grundsätzliches Problem der Berichterstattung zum Thema „Schuldenkrise der Staaten“ handelt, möchte ich dennoch an Sie schreiben.

Die Staatsverschuldung, von der Sie berichten, erreicht in der Tat gigantische Ausmaße. Aber wo ein Schuldner ist, muss es auch einen Gläubiger geben, der im Gegenzug Ansprüche an die Staaten in ebenfalls gigantischem Ausmaß anhäuft. Um dafür gerade zu stehen, dürfte bereits die „Allmende“ weitestgehend verpfändet sein, sich nicht mehr in den Händen der Allgemeinheit befinden, sondern quasi bereits anonymen (?!) Kapitalgebern gehören, denen wir alle anwachsende Zinsen zahlen müssen. Soll und Haben sind volkswirtschaftlich ausgeglichen, warum verweisen Sie nie auf derartige banale Sachverhalte und verschweigen systematisch das Herrschen einer Finanz-Oligarchie, die ihre Macht immer stärker über die Welt ausbreitet? Denn über die Gläubiger und ihre Macht verlieren Sie nicht ein Wort. Sind das aber nicht gerade auch die Banken und Superreichen, die durch die diversen Rettungsaktionen der dadurch hoch verschuldeten Staaten gerade erst „gerettet“ worden sind? Ein perverses Spiel! Warum klären Sie nicht über derartige Zusammenhänge auf? Mangelndes Wissen kann es wohl kaum sein – und Absicht?!

Mit freundlichen Grüßen Jürgen Lüder

Keine Kommentare: