Donnerstag, 26. Januar 2012

So tickt Kapitalismus

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Keine Angst, dies wird keine theorielastige komplizierte Abhandlung, nur eine kleine Glosse darüber, wie ich in meinem Mikrokosmos Erfahrungen mit kapitalistischen Grundsätzen sammle!

Früher war ich ziemlich "unbefleckt" davon, aber seit einigen Monaten "handele" ich mit Büchern, d.h. ich nutze die Möglichkeit, über AMAZON gebrauchte Titel zu verhökern. Das ist einerseits eine kleine Aufbesserung für meinen schmal gewordenen Rentner-Etat, andererseits auch eine Entlastung für meine zukünftigen Erben, weil meine überbordenden Bücherregale sich so schon frühzeitig etwas leeren, außerdem ist es für mich auch so etwas wie ein Hobby geworden, in diesem für mich neuen Bereich als "Händler" einmal ganz andere Erfahrungen zu sammeln.

Schon bald hatte ich herausgefunden, dass es in diesem eher kleinen Markt (wer kauft schon gebrauchte Bücher ...) knallhart und gnadenlos kapitalistisch zugeht, wie ich schmerzlich erleben musste. Hier meine Eindrücke:

Habe ich Bücher im Angebot, die nicht in hoher Auflage gedruckt wurden und auch noch ein nachgefragtes Sachthema betreffen, kann ich gelegentlich ein gutes Geschäft machen. Meinen früheren Einkaufspreis allerdings erreiche ich fast nie. Was soll's, ich habe so manches Jahr Freude an den Büchern gehabt. Sie sind halt keine Kapitalanlage, solange es sich nicht um gesuchte Erstdrucke handelt.

Bei allen anderen Büchern habe ich allerdings keine Chance: Da tummeln sich offensichtlich die "großen Haie" dieser kleinen Branche, die gnadenlos durch ihre Billigstangebote alle anderen platt machen. Offensichtlich haben sie als Großanbieter günstigere Konditionen bei AMAZON, zahlen im Einzelfall geringere Gebühren und können es sich leisten, Bücher zum Spottpreis von 0,01 € auf den Markt zu werfen. Vermutlich leben sie dabei von der Versandkostenpauschale von 3,00 € pro Titel, durch die bei vielen, vielen versandten Büchern dann doch noch "ein paar Zerquetschte" übrig bleiben. Ich würde da schon Miese machen, weil die Gebühren, die AMAZON mir in Rechnung stellt, zuzüglich Porto und Verpackung von diesem Betrag nicht zu bestreiten sind. So werden kleine Mitbewerber ausgeschlossen und kaputt gemacht ... Die Preise sicherlich auch, denn warum sollte ich als Kunde mehr aufbringen, wenn ich es so billig haben kann!! Wie heißt noch der tolle Slogan? "Geiz ist geil!!"

Gut, dass diese Monopolisten meine selteneren Nischen-Bücher noch nicht im Angebot haben. Sonst könnte ich sie nur behalten - oder verschenken, denn es geht mir ja auch um mehr "Luft" im Regal.

Daneben tummeln sich all diejenigen, die wahrscheinlich ähnlich wie ich auf einen kleinen Obolus hoffen, den man natürlich dann am ehesten erreichen kann, wenn man einen niedrigeren Preis als die Konkurrenten anbietet. Ich ertappe mich immer wieder dabei, dass auch ich diesen Weg versuche und meine Mitbewerber, die vor mir Bücher ins Angebot gestellt haben, zu unterbieten suche. Halt ein Konkurrrenzkampf ... Nur einer kann siegen und das Geschäft machen ... Wie im realen Leben - aber es ist ja auch reales Leben, jedenfalls in der Form, wie unsere Ökonomie fast überall gestrickt ist. Affig finde ich es allerdings dann, wenn ich später feststellen muss, dass mich jemand damit auszustechen versucht, dass er z.B. ein Buch für 9,98€ offeriert, das ich für 10,00€ angeboten hatte ... Wer darauf reinfällt, --- gibt mir das Nachsehen!

Mein älterer Sohn meinte lapidar: "Das ist ja eine richtige Abwärtsspirale. Steig doch aus und mache diesen Blödsinn nicht mit!" Recht hat er schon - verkaufen möchte ich allerdings auch mal wieder einen Titel. Das beißt sich leider ...

So ist auch meine "Spielwiese" ein Gleichnis auf den Kapitalismus: Glücklich werden ist schwierig, Konkurrenz ist allgegenwärtig, Rücksichtnahme schmälert das Einkommen, wer wirklich groß werden will, braucht harte Bandagen und Kampfmethoden und muss die Kleinen aus dem Markt schmeißen, gnadenlos.

Was man nicht alles von AMAZON lernen kann!

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