Donnerstag, 4. März 2010

Mein sexistischer Computer

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Vorhin tippte ich für einen zukünftigen Eintrag das Wort "Pionierin" mit meinem Word-Schreibprogramm in den Computer. "Fehler" signalisierte das mitlaufende Rechtschreibprogramm und unterkringelte das Wort rot. Da ich seit Schulzeiten gut in Rechtschreibung bin und mich frei von Fehl und Tadel fühlte, war ich zunächst ratlos. Dann machte ich den Test mit dem "Pionier". Das schluckte mein Computer klaglos. So ein sexistischer Spitzbube! Oder hat er etwa recht? Ist dies eines der letzten Männerrefugien, in denen sie noch Artenschutz genießen (wollen)? Oder nur, weil ein Mann das RS-Programm programmiert hat und sich derartiges nicht vorstellen konnte?

Für mich sind das mittlerweile "olle Kamellen", nachdem mich meine damalige frauenbewegte Partnerin sehr engagiert und vorwurfsvoll schon vor 25 Jahren über die Ungerechtigkeiten der üblichen "Männersprache" mit ihren Diskriminierungen weiblicher Lebensformen und Leistungen aufgeklärt hatte. Ich gab mir fortan Mühe, einschlägige Redewendungen zu korrigieren, denn weiteren Ärger mit ihr wollte ich nicht mehr riskieren, außerdem hatte mich ihre "Bibel" der Frauensprache ohnehin überzeugt. Ich denke, es ist immer noch ein lesenswertes Buch:

Senta Trömel-Plötz: Frauensprache - Sprache der Veränderung. - Frankfurt a.M.: Fischer Tb. Vlg. 1982. (= Fischer-Tb. 3725)

Nach diesen feministischen Vorerfahrungen war ich dann allerdings als "Wessi" sehr erstaunt, dass sich Frauen "im Osten" für diese Fragestellungen viel weniger interessierten und sich weibliche Absolventinnen meiner damaligen Fachschule ohne irgendwelche Skrupel selbst als "Heilpädagoge" oder "Heilerziehungspfleger" bezeichneten und meine Einwände milde belächelten, eigentlich seien sie doch "Heilpädagoginnen" und "Heilerziehungspflegerinnen". Ich sehe jetzt alles nicht mehr so verbissen, aber es ist mir ohnehin eine Selbstverständlichkeit geworden, über die ich nicht mehr nachdenke, männliche und weibliche Formen zu verwenden.

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