Freitag, 26. März 2010

Dinosauria XVII: Frühlingsgefühle, das Röhren der Platzhirsche und Überlegungen zu berechtigtem Stolz

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Wahrscheinlich werden meine Leserinnen und Leser die Komposition meines neuen Themas sehr eigenartig finden. Alles gehört aber tatsächlich zusammen! Die Gedanken dazu rumoren schon länger in mir und das schöne Frühlingswetter hat - endlich! - auch einen konkreten Anlass dafür geschaffen: Solange Schnee lag und die Straßen zeitweilig spiegelglatt waren, fuhren alle Autofahrer "wie auf Eiern", wer will schon irgendwo seinen Lack ankratzen ... Jetzt, wo die Sonne lacht, röhrt es wieder überall auf den Straßen und die "Rennfahrer" erobern die Innenstadt mit ihren tollen Zwischenspurts zurück, auch wenn die Geschwindigkeit "offiziell" eingeschränkt ist. Wenn die Leute dann erst einmal auch noch ihre Motorräder aus dem Winterschlaf entmotten, wird es noch eine Spur lebhafter werden.

Irgendwie scheine ich damit ein echtes Problem zu haben. Warum kann ich es den - meist jungen - Leuten nicht gönnen, voller Stolz mit ihren Autos allen anderen mal zu zeigen, "was eine Harke ist" und so richtig schön markig aufzutreten? Wo es doch offensichtlich ist, dass sie es bitter nötig haben, denn sonst täten sie es nicht, zumal es nur eine "gekaufte" Leistung ist und keine, die auf wirklichem Können beruht? Ich habe mich aber schon immer in meinem Leben mit Angebern schwer getan und mochte auch die "Sieger" nicht, die ihren Ruhm nur auf die Niederlagen anderer stützten. Mir war immer alles das suspekt, was Menschen erhöht, wenn andere dafür die sozialen Kosten tragen, als (Zwangs-)Publikum oder als Unterlegene, die ihren Tribut entrichten müssen. Da bin und bleibe ich ein unverbesserlicher moralischer Puritaner...

Bleibt die Frage, was denn dann aber ein "berechtigter Stolz" wäre, wenn es so etwas überhaupt gibt. Ich will in Frühlingslaune ein wenig philosophieren: Der Beifall anderer ist wahrscheinlich hilfreich, aber nur dann werde ich wirklich mit mir selbst zufrieden sein und vielleicht sogar Stolz empfinden, wenn ich von meinem eigenen Tun tief in mir selbst überzeugt bin und mich selbst auch darin bestätigen kann. Es kann sich dabei um eine besondere Leistung, aber ebenso auch um eine schöne Eigenschaft handeln. Förderlich dürfte es zusätzlich sein, wenn alles einen sozialen Bezug hat und mein Tun für mich und andere irgendwie einen Fortschritt bedeutet. Aber auch ein noch so kleines Kunstwerk, nur für mich selbst geschaffen, kann mich stolz machen, wenn ich es selbst als gelungen ansehe, unabhängig davon, ob es für andere überhaupt interessant ist. Alles was mir jetzt gelingt, nachdem ich es mir bislang nicht zugetraut hatte, ist ein berechtigter Grund für Stolz! Wahrscheinlich sind derartige "Siege" über mich selbst auch die einzigen wirklich nachhaltigen Siege, denn bei ihnen gibt es tatsächlich nur mich selbst als Sieger und keine Unterlegenen, die vermutlich nur die nächste Chance abwarten würden, sich für meinen Triumpf zu rächen und mich durch meine dann eintretende Niederlage so zu demütigen, wie sie sich selbst zuvor von mir gedemütigt gefühlt haben. Solcher Stolz ist nicht bedroht und hat keine sozialen Kosten!

Das alles ist mir eingefallen, obwohl ich mich anfangs ja nur über die lauten Autos, ihre quietschenden Reifen und die oft zusätzlich aus den geöffneten Fenstern herausdröhnenden markigen Bässe geärgert hatte ... Das ist für mich auch eine Form von Selbsterforschung und hat in der Vergangenheit meistens dazu geführt, dass ich derartigen Erlebnissen gegenüber etwas toleranter werden konnte. Etwa in dem Sinne: Ich grinse in mich hinein, zucke die Schultern, schüttele ein wenig den Kopf und rege mich nicht weiter auf, lasse alles an mir abperlen und fühle mich nicht ständig provoziert. Eine Vorübung für mehr Gelassenheit, ein weiter Weg, aber sehr lohnend ... Außerdem: Mit zunehmender Taubheit werden mich die Bässe weniger stören, ihre Bewunderer allerdings werden noch vor mir richtig taub sein. Ob sie das schon begriffen haben?

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