Montag, 6. Juli 2009

Ein Genialer nährt Generationen von Nachfolgern

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Dies ist das Bild, das mir hauptsächlich vom Besuch des Potsdamer Fontane – Archivs geblieben ist! Unsere kleine Gruppe von Literaturfreunden aus Fürstenwalde besuchte Anfang Juni diese Forschungs- und Bildungsstätte, die ausschließlich dem Werk Fontanes und seiner weltweiten Rezeption gewidmet ist. Die engagierte Leiterin führte uns persönlich, informierte uns ausführlich über Fontane und die Arbeit ihres Archivs, zeigte uns die Räume in der wunderschönen alten Villa und ließ uns ahnen, welchen technischen Aufwand man heute betreiben muss, um konservatorisch alte Handschriften und Bücher vor dem Zerfall zu bewahren. Es schien so zu sein, dass die aufwändige Technik (vollklimatisierte Räume, die wir nicht betreten durften) soviel Geld „frisst“, dass für notwendige Personalstellen viel zu wenig übrig bleibt. (Ein guter Haushälter wird mir vorhalten, dass Personalkosten aus einem ganz anderen „Topf“ stammen, sicherlich wahr, aber schon ein Trauerspiel, wie an allen Ecken und Enden in diesem Lande staatlicherseits Dienste unterbesetzt bleiben. Bei der einmaligen Einweihung der Einrichtung konnte man vermutlich aber mit der Ehre, sie so fortschrittlich technisch ausgerüstet zu haben, in der Öffentlichkeit punkten …)


Schön, dass es diese Einrichtung gibt! Hoffentlich bleibt sie der Allgemeinheit noch länger erhalten (Personaletat).


Aber einige leicht „ketzerische Überlegungen“ konnte ich mir doch nicht verkneifen. Wirklich schöpferisch war Fontane, einer der genialen Geister unserer preußischen Vergangenheit. (Im Sinne meines blogs v. 3. Juli 09 hat natürlich auch er von anderen Menschen profitiert, das ist normal.) Alles, was danach kam, einschließlich von Erbstreitigkeiten der Fontane-Familie und daraus resultierenden Auktionen, in denen zum Leidwesen von Einrichtungen wie dem Fontane-Archiv mit kleinem Etat finanzkräftige Sammler für ihren Privatbesitz Originalschriften erwerben, ist das Wirken von „Epigonen“. Fontane nährt weiterhin Verlage, Wissenschaftler, Studenten und ihre Professoren, Mitarbeiter in einschlägigen Institutionen sowohl geistig als auch materiell. Ich denke, dass gerade der zweite Punkt von „Bildungsbürgern“ wie mir oft nicht mitgedacht wird. Wenn man es recht betrachtet, hat Fontane damit – ähnlich wie andere Geistesgrößen – der Nachwelt ein großes Geschenk gemacht!


Die spannende Frage an die Nachwelt in 100 Jahren ist, welche der jetzigen Geistesgrößen (bzw. derjenigen, die sich dafür halten) dann noch eine derartige Wirkung haben werden wie heutzutage Fontane.

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Meine Wortwahl mit dem „Nähren“ gefällt mir zunehmend: Wer wirklich Großes vollbringt, lässt auch die Nachwelt noch daran teilhaben und schafft Werte, die Bestand haben und auch noch späteren Generationen Nutzen bringen. Dafür gibt es auch ein neues Wort: Generativität!

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