Donnerstag, 4. November 2010

Loslassen

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Ich hatte in meinem post von gestern ("innerer Friede") angekündigt, dass ich mich in der nächsten Zeit mit dem Thema "Loslassen" beschäftigen möchte. Hier folgen meine ersten Überlegungen! Es sind sozusagen die Ergebnisse eines brainstormings mit mir selbst.

Wenn ich einmal etwas über "Loslassen" gelesen habe, so ging es im weitesten Sinne immer um die Bereiche "Besitz", "Macht" und "Einfluss", oft mit meditativ-religiösem Hintergrund. Ein mönchisches und asketisches Dasein strebe ich allerdings als Folge dieser Reflexion nicht an, aber auch so fühle ich mich von vielen anklingenden Themen betroffen. Aktuell sind mir besonders die folgenden Punkte eingefallen:

  • Die Vorstellung loslassen, andere müssten meine Ideen und Einstellungen ebenso vernünftig finden wie ich: Auch wenn andere sie nicht teilen, brauche ich mich ihrer nicht zu schämen und kann sie weiterhin der Welt zeigen.
  • Loslassen der Erwartung, alle müssten mich lieben und akzeptieren, weil ich doch so ein zuvorkommender Mensch bin: D.h. auch wenn es Leute gibt, die mich nicht leiden können oder denen ich zutiefst gleichgültig bin, bleibt mein Wert für mich erhalten und ist nicht von der Anerkennung aller Welt abhängig.
  • Loslassen von dem Wunsch nach "Rache" für Kränkungen in der Vergangenheit: Ich muss niemand mehr "offene emotionale Rechnungen" für Ereignisse von früher präsentieren. Gestern war gestern und ist vorbei. Geschehenes ist geschehen und läßt sich um keinen Preis mehr aus der Welt schaffen. Aber die Bedeutung, die ich allem beimesse, kann sich ändern. So z.B. zehrt Groll nur an mir selbst und verhindert Frieden mit mir selbst und anderen. Wenn ich ihn aufgebe, kann ich aber mit Frieden im Herzen aus dem Vergangenen für die Zukunft lernen, indem ich mich um ein Verstehen bemühe, dadurch den Wiederholungszwang auflöse und bessere Möglichkeiten für neue Situationen suche.
  • Loslassen von all den Plänen, die ich früher einmal gefasst hatte, jedoch nie umgesetzt habe: Wenn ich mir eingestehe, dass sie sich auch in meinem weiteren Leben höchstwahrscheinlich nicht mehr verwirklichen lassen, und mich von ihnen verabschiede, so nimmt das einen enormen Druck von mir. Ich kann wieder freier atmen und behalte meine Kraft für das, was ich tatsächlich noch in meinem Leben in die Tat umsetzen könnte.
  • Loslassen von der Vorstellung, das Füllhorn meines Lebens sei unerschöpflich: So habe ich als junger Mensch noch gedacht und in diesem beruhigenden Gefühl vieles an Taten in die Zukunft verlegt. Tatsächlich ist alles, was ich jetzt nicht tue, vorbei. Wer weiß, ob ich eine weitere Chance zum Handeln bekomme, denn meine Lebenszeit ist begrenzt (und schrumpft immer mehr).
  • Loslassen der Vorstellung, ich müsste Macht und Einfluss über andere Menschen ausüben, um mich stark, anerkannt und sicher zu fühlen: Ich darf mich aus diesem Konkurrenzkampf zurückziehen.
  • Loslassen von der Illusion, ich könne das Wohlbefinden erwachsener Kinder kontrollieren und steuern: Sie haben ihren eigenen Kopf und rebellieren gegen meine Versuche.
  • Loslassen von dem Bestreben, nahe Angehörige in meinem Sinne "zu ihrem Besten" modeln zu wollen, denn ich bringe sie nur gegen mich auf (und anders herum würde ich es mir auch mit Nachdruck verbitten): Ich kann versuchen, sie zu verstehen und ihnen dieses Verständnis zeigen, vielleicht auch einen Rat erteilen und meine Hilfe anbieten, alles aber immer nur auf Wunsch und zur freien Verfügung und ohne emotionale Verpflichtung, sonst geht es schief.
Soweit für heute! Weiteres wird vielleicht folgen, denn wenn erst einmal "mein Gehirn eingeschaltet" ist, arbeitet es einfach weiter, sucht und findet wahrscheinlich auch noch andere Bausteine zum Thema.

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