Freitag, 19. November 2010

Bossing

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Vor geraumer Zeit habe ich mich satirisch mit den
markantesten Übergriffen und Fehlern von Chefs beschäftigt, auch um die Schatten meiner eigenen Vergangenheit verblassen zu lassen. (vgl. meine blogs v. 11.5.2009, 15.5.2009 und 20.5.2009). Gleichwohl bleibe ich sensibel für dieses Thema und fand deshalb den Kommentar von Norbert Copray über die Ereignisse um Michael Offer und Wolfgang Schäuble sehr aufschlussreich. Bemerkenswert, wie Michael Offer reagiert hat! Seinen Hut nehmen! Das finde ich mutig. Allerdings spricht es dafür, dass er um seine finanzielle/soziale Absicherung wohl nicht gar zu sehr besorgt sein dürfte. Denn wer von den "niedrigeren Chargen" kann sich einen solchen Schritt schon leisten, ohne seine Familie im Regen stehen zu lassen!? (Quelle: Publik-Forum newsletter 7/2010 v. 11.11.2010).

Weil mir dieser Text sehr gut gefallen hat, führe ich ihn hier als Zitat auf:


Attacke

Schäuble bosst

Wolfgang Schäuble, deutscher Bundesinnenminister, attackiert öffentlich in der Bundespressekonferenz seinen Pressesprecher Michael Offer. Die unfaire Attacke war ehrabschneidend und verletzend. Es gab seitens Schäuble keine wirkliche Entschuldigung und keine Rehabilitation seines loyalen Pressesprechers. Schäuble hat ihn abgekanzelt und erkennen lassen, dass er das auch noch lustig findet.

Bossing ist das, was hier alle Welt sehen konnte und kann. Ein unfaire Attacke dieser Art kann auch als Dolchstoßattacke ausgeführt werden: unerwartet, schnell und mit enormem Gesichtsverlust. Michael Offer ist von seinem Amt zurückgetreten. Die einzig richtige Reaktion auf seinen plötzlichen Gesichtsverlust und die Ministerattacke. Das sollten auch andere tun, wenn sie in ähnlicher Weise vor anderen unfair angegriffen werden. Dann muss man das Spielfeld verlassen.

Einige wollen Schäubles Verhalten entschuldigen. Da wird seine Querschnittslähmung ins Spiel gebracht, das Attentat auf ihn, die Schmerzen, die Medikamente, der enorme Zeit- und Entscheidungsdruck, der auf Politikern lastet. Das mag alles sein, doch für jeden Chef gilt: Niemand erhält durch irgendetwas das Recht, einen anderen Menschen herabzusetzen – öffentlich zumal. Niemand erhält durch eigenes Leid und Weh das Recht, sich bei attackierten Menschen nicht zu entschuldigen und ihren guten Ruf nicht wieder herzustellen. Und niemand sollte in einer herausgehobenen Führungsrolle sein, der nicht selbstkritisch eigenes Verhalten reflektieren, korrigieren und wiedergutmachen kann.

Norbert Copray

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