Mittwoch, 16. Juni 2010

Wieder einmal: Griechenland

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Meine Startseite im Internet ist T-Online wegen meines einschlägigen Vertrags mit der Telekom. Normalerweise klicke ich dann sofort weiter, manchmal schaue ich aber doch auf die aktuellen Schlagzeilen: "Griechen schaffen Geld ins Ausland" war es am 15.6.2010.

Ich zitiere noch einmal ausführlicher:

Aus Sorge vor einem Staatsbankrott schaffen zahlreiche Griechen ihr Geld ins Ausland. In den ersten vier Monaten des Jahres sind nach Angaben der griechischen Zentralbank (Bank of Greece) 18,5 Milliarden abgeflossen.

Allein im April verringerten sich die Geldeinlagen bei griechischen Banken von 268,8 Milliarden Euro, wie aus Informationen der Notenbank laut Medienberichten in Athen hervorgeht. Die Tendenz halte auch im Mai und Juni an. Die Gelder fließen nach den Angaben vornehmlich ins benachbarte Zypern sowie nach Großbritannien - wo vermögende Griechen in den vergangenen Monaten vor allem im Großraum London Immobilien kauften. (dpa-AFX)

Unkommentiert ist dies eine wunderbare Nachricht, um, wie in den vergangenen Wochen gang und gebe, "die Griechen" ob ihres Schlendrians, ihrer verantwortungslosen Kassenführung und ihrer erpresserischen Art, die "tüchtigeren" europäischen Staaten für ihre Schulden aufkommen zu lassen, anzuklagen und schlecht zu machen: "Die Ratten verlassen das sinkende Schiff!"

Was ist tatsächlich passiert? Hier wurde vom Pressedienst eine verkürzte Schlagzeile verwendet, die dann tatsächlich all die obigen Vorurteile bedient. Richtig müsste die Botschaft lauten: "Die Reichen in Griechenland retten ihr Geld ins Ausland." Dann wird ein Schuh daraus!

Nirgendwo habe ich bisher gelesen, dass in Griechenland Reiche und Super-Reiche herangezogen worden sind, um einen größeren Beitrag zur Verringerung der Griechischen Staatsschulden zu leisten, das ist wie bei uns in Deutschland. Es gibt nur gewaltige soziale Kürzungen bei den weniger Betuchten, gegen die seit Wochen die Gewerkschaften Streiks organisieren. Diese Schonung könnte sich natürlich noch einmal ändern, und so bringen die Vermögenden ihr Geld in Sicherheit, bevor sie etwas abgeben müssen... Wie sollte die Mehrzahl der "kleinen Leute" wohl Milliarden bewegen? Sie müssen wahrscheinlich eher ihre Sparbücher plündern, soweit vorhanden, um nach den vehementen Einkommensabsenkungen über die Runden zu kommen.

In der gewählten Formulierung bleibt an allen - in der Überzahl völlig unbeteiligten - Griechen etwas hängen. Das empfinde ich nicht nur als unfair, sondern schon regelrecht als "Meinungsmache".

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