Dienstag, 29. Juni 2010

Therapeutische Reminiszenzen IV

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Diese Rubrik habe ich am 7. Juni erläutert. Heute folgt die 3. Fortsetzung.

Ehrgeiz


- Gesunder Ehrgeiz ist an sachlichen Aufgaben orientiert.

- Neurotischer Ehrgeiz hingegen strebt die Überlegenheit über andere an; wahrscheinlich gehören noch eine Reihe anderer Eigenschaften/Affekte hinzu, wie Neid und Eifersucht.

- Der Musterschüler hat vermutlich weniger Ehrgeiz als der Klassenclown, der die Mitarbeit verweigert.

- Am problematischsten ist unbewusster Ehrgeiz, der besonders störend ins Leben eingreift, so z.B. bei Männern eine überhöhte Forderung an Männlichkeit, die sich dann etwa an „Frauenerfolgen“ bemisst.


Stimmungsschwankungen


Stimmungsschwankungen, für die nur schwer eine Ursache anzugeben ist, gehören zum Leben eines jeden gesunden Menschen. Eher ist es für einen neurotischen Menschen zutreffend, dass er ohne Schwankungen ständig eine gleich bleibende Stimmung hat, allerdings eine charakteristisch beeinträchtigte! Zum geschickten Umgang mit Stimmungsschwankungen gehört es, z.B. zum Beginn einer neuen Aufgabe einen stimmungsmäßig geeigneten Zeitpunkt abzuwarten. „So wie ein Zirkusreiter zum Aufspringen abwartet, bis das Pferd wieder an ihm vorbeiläuft.“


Masochismus in der Partnerschaft I


Wie erhält man am sichersten keine Liebe von anderen:

- Wenn man immer brav ist.

- Wenn man sich unterzieht und sich nicht wehrt.

- Wenn man sich ständig unterordnet.

Liebe erhält man nur dann, wenn man ein echtes Gegenüber ist.


Masochismus in der Partnerschaft II


- Der Masochist zieht sein Selbstwertgefühl aus einer moralischen Überlegenheit und fühlt sich in dieser Hinsicht dem Partner haushoch überlegen.

- Nach einer längeren Phase des „Gebens“ kann auch ein Gefühlsumschlag kommen, sich ausgenutzt zu fühlen.

- Durch das Verhalten des Masochisten fällt es dem Partner schwer, ihm gegenüber Achtung aufzubringen. Durch sein oben bereits genanntes Überlegenheitsgefühl bringt aber auch der Masochist dem anderen gegenüber nicht genügend Achtung auf.


Sucht


Sucht ist etwas, was ich zwischen mir und der Realität einlege.


Depression und Leiblichkeit


Bei der Depression klaffen Leib und Seele auseinander, während sie bei Freude zusammenspielen.

Ein Depressiver spürt seinen Leib nicht, seine allgemeine Missstimmung kann sich auch in andauernder Müdigkeit äußern.

Frust der Seele lässt sich auch über Körperliches wieder ausgleichen, bzw. körperliche Pflege und Bewegung können ein Ansatzpunkt zur Überwindung einer Depression sein.


Fähigkeit zur Auseinandersetzung


Ohne Auseinandersetzungen lassen sich keine Partnerschaft und keine Freundschaft führen, erst recht keine Schulklasse als Lehrer leiten. Mit „auseinandersetzen“ ist hierbei die Umgangsform gemeint, ohne Aggressionen/Affekte seinen Standpunkt zu verdeutlichen und sich um die Durchsetzung eigener Interessen im Gespräch zu bemühen. Es lässt sich nur schwer isoliert trainieren; wächst man innerlich insgesamt, so kann man jedoch mit stärkerem Selbstwertgefühl und geringerer Empfindlichkeit freundlicher und sachlicher in Auseinandersetzungen gehen. Vermeidet man Auseinandersetzungen, so kann z.B. der Wunsch nach Distanzierung zunehmen, das Gefühl für den anderen verschwinden bzw. sich untergründig Feindseligkeit anstauen.

[Fortsetzung folgt]

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