Montag, 21. Juni 2010

Therapeutische Reminiszenzen III

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Diese Rubrik habe ich am 7. Juni erläutert. Heute folgt die 2. Fortsetzung.



Eigene Mängel als Entwicklungschancen


Jeder sollte über seine Mängel glücklich sein, denn sie sind der Ansatzpunkt für Wachstumsprozesse! Ohne Mängel wären wir „göttergleich“, damit starr und unlebendig. Es kann für einen Analysanden deshalb ein großer Schritt sein, seine Mängel zu entdecken. Mit denjenigen, die keine in der Therapie benennen, ist nur schwer zu arbeiten.

Liebe


Eine wichtige Voraussetzung für echte Liebesgefühle ist die Fähigkeit, sich auch abgrenzen zu können. Fehlt sie, kann das Liebesangebot des anderen auch als bedrohlich empfunden werden. Es kann dann wie eine Anforderung erlebt werden, von der man befürchtet, verschluckt zu werden.


Unter dem Deckmantel „Liebe“ können auch viele andere Gefühle und Charakterzüge versteckt sein, die ihr eherabträglich sind, wie z.B. Herrschsucht, Masochismus, Eitelkeit, Bequemlichkeit, Anspruchshaltung u. a.


Masochismus


Zum Masochismus gehören zwei Seiten einer Medaille: Auf der Handlungsebene unterzieht sich der Masochist, leidet und steckt mit seinen Möglichkeiten zurück. In der Phantasie/ in den eigenen Überlegungen jedoch leitet er gerade aus diesem Verhalten das Gefühl moralischer Überlegenheit her.


Deutungen


Eine gute Deutung leistet die Verknüpfung von bisher unverbunden erlebten Fakten und erhöht damit das Selbstverstehen. Derart mit Sinn behaftetes Wissen über sich selbst bleibt dann auch eher im Bewusstsein haften.


Originelle Leistungen


Etwas wirklich Originelles kann nur derjenige schaffen, der sich zuvor das vorliegende Wissen erarbeitet und in sich aufgenommen hat.

Wunderkinder haben mit diesem Lernprozess schon frühzeitig angefangen und zumeist auch später im Leben weiterhin Kultur und Wissen in sich aufgenommen.


Unterschiedliche Bedürfnisse in einer Partnerschaft


In einer mehr symbiotischen Beziehung spürt man seine eigenen Bedürfnisse und Grenzen und ebenso diejenigen des Partners nicht mehr. Andere Wünsche werden als bedrohlich erlebt. Gleichzeitig droht eine solche Beziehung langweilig zu werden.

In einer sich entwickelnden Partnerschaft hingegen sind Konflikte durch unterschiedliche Bedürfnisse der Partner unvermeidlich.

Jeder hat unterschiedliche Bedürfnisse, die er an den anderen herantragen muss. Ziel ist, sich auf gemeinsame Bedürfnisse zu einigen, gegebenenfalls auch etwas allein oder mit anderen zu tun bzw. auch sich abwechselnd auf die Bedürfnisse des jeweiligen anderen Partners einzulassen.

Hierdurch wird die Beziehung farbiger, naturgemäß aber auch konflikthafter. Dafür bekommen beide Partner mehr Kontur und jeder kann den anderen eher spüren.


[Fortsetzung folgt]




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