Mittwoch, 25. November 2009

Wir Pädagogen-Sklaven

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Einmal in seinem Leben pädagogisch „aktiviert“, als Lehrer, Dozent, Erzieher, Weiterbildner, Mama und Papa aus Überzeugung (die allerdings manchmal erst aus der Notwendigkeit erwächst) – es lässt einen nicht mehr frei und hängt einem wahrscheinlich bis zum Lebensende an. Und macht sicherlich einen Unterschied zu anderen Menschen, die in anderen Lebensbereichen ihre Prioritäten suchen. Finanziell eher wackelig (Erzieher zu werden kann ich mit gutem Gewissen keinem jungen Menschen empfehlen, für den Karriere und hohes Einkommen wesentliche Werte sind), trösten sich alle Pädagogen mit dem Bewusstsein, eine besondere Tat zu vollbringen und durch die Erziehung und Belehrung ihrer jeweiligen Zöglinge (die ja durchaus auch schon ein höheres Alter erreicht haben können und dann besonders dankbare „Opfer“ sind, die disziplinarisch keine Probleme mehr machen), einen Beitrag zur allgemeinen Wohlfahrt zu erbringen, der eh’ so wertvoll ist, dass das eher mickrige Entgelt nicht so schmerzt. Jeder kann aus diesen Zeilen ersehen, dass ich „vom Fach“ bin…


Mit diesem Zusatzlohn „auch ich gehöre zu dieser besonderen Gruppe von Menschen“ versehen, der mich mein eher schmales Portemonnaie immer ertragen ließ, habe ich bis vor kurzem gut gelebt. Aber dann hat mich mein lesewütiger kleiner Sohn geschockt. Er ist auf Erdkunde und Geschichte spezialisiert. So las ich ihm vor wenigen Tagen aus seinem „bunten Wörterbuch Geschichte“ etwas über die Kultur der alten Griechen vor.


Ich musste meine Brille zweimal putzen, aber dort stand doch wirklich (mit wunderhübschen Bildern illustriert):



Die Schüler


Nur die Jungen der reichen Bürger gingen zur Schule. Dort wurden sie auch in Sport und Musik unterrichtet. Die Mädchen blieben zu Hause.


Der Sklave, der das Kind zum Unterricht begleitete, hieß Pädagoge.


Nun wissen wir’s! Es ist heraus! Abgesehen von der elitären Bildung für wenige (aber wer heute etwas auf sich hält – und es sich leisten kann -, gibt ja auch wieder sein Kind auf eine Privatschule, um es vor überfüllten staatlichen Klassen und ?!? fragwürdigen Mitschülern zu retten…) und des Umstandes, dass da in Griechenland noch ein großes Betätigungsfeld für Feministinnen gewesen wäre, ist die dienende Rolle des Pädagogen ja hervorragend beschrieben. Pädagogik-Sklaven aller Länder, befreit euch und fordert eine bessere Bezahlung und gesellschaftliche Anerkennung eurer Knochenarbeit!!!


(Das Zitat habe ich entnommen dem Buch: Dein buntes Wörterbuch Geschichte. Idee: Emilie Beaumont. Text: Marie-Renée Pimont. – Köln: Fleuros Vlg. 2005. S. 28.)

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