Freitag, 13. November 2009

Eitelkeiten alternder berühmter Männer

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Ein merkwürdiger Artikel war das, den ich unter den vielen Berichten über die Gedenkveranstaltungen anlässlich des Mauerfalls in der MOZ am 10.11.2009 zu lesen bekam:


„Mauerspecht“ Sarkozy gibt Fragen auf. Frankreichs Staatspräsident will bei der Grenzöffnung dabei gewesen sein – aber es gibt Zweifel / Paris zum Jubiläum in Feierstimmung.


In Berlin war er wohl in jenen Tagen, aber so frühzeitig, als einer der ersten, wie er jetzt behauptet? Ganz ehrlich, wen interessiert es denn wirklich, wann sich der Berlin-Tourist Nicolas Sarkozy privat in jenen Tagen an der Mauer aufhielt und sich sein Stück Gedenkstein herausmeißelte? Gibt es keine bedeutsameren Fragen, denen sich Herr Sarkozy nunmehr in offizieller Funktion zuwenden könnte? Er steht doch auch so schon dauernd im Mittelpunkt, wozu braucht dieser Mann noch soviel „narzistische Zufuhr“ durch solche „ollen Kamellen“? Das könnte er sich doch für seine späteren Memoiren aufbewahren, wenn er, „außer Dienst“, Zeit für solche Selbstbeweihräucherungen hätte. Langweilig und für mich eher abstoßend.


Aber nicht nur Franzosen können Derartiges! Wenn ich mich in Deutschland umsehe, fallen mir umgehend die Namen von Thilo Sarrazin und Peter Sloterdijk ein. Beide geistern auf ihre Weise durch die deutsche Presselandschaft: Der eine als hemdsärmeliger Provokateur, der unverblümt und undiplomatisch soziale (Halb-)Wahrheiten verkündet, für die er zwar Kritik aber auch erstaunlich viel Beifall erhält, der andere durch die Verbreitung ungewöhnlicher gesellschaftlicher Vorschläge („Reiche sollten nur noch freiwillig Steuern schenken …“), verpackt in eine selbst geschaffene Sprachwelt, wodurch diejenigen, die in der Diskussion mithalten können, schon ihren höheren Bildungsgrad beweisen. Seine dennoch hohe öffentliche Aufmerksamkeit scheint in seinen Kreisen aber auch Neid hervorzurufen neben allen sachlichen Diskussionspunkten, die zu beurteilen ich nicht kompetent genug bin, und so wird jetzt heftig in den Zeitungen um ihn gestritten. Wer etwas auf sich hält, äußert sich zu ihm, so scheint es mir als absolutem Außenseiter. (Ob das auch der Auflage seines neuesten Buches gut tut? Besser könnte doch kein Marketing sein!)


So schaffen sie es, sich aus dem Kuchen der allgemeinen Aufmerksamkeit auch ohne erkennbar größere soziale Leistung ein überdimensioniertes Stück herauszuschneiden. Ein wenig trifft sie dabei „der Neid der Besitzlosen“, aber ist es wirklich erstrebenswert, eine solche „Glorie auf wackligen Füßen“ nötig zu haben? Freude bereitet es allerdings besonders den Medien, die dadurch „Futter“ für Themen haben, auf die die Menschen gerne anspringen. Echte Sachthemen sind ja viel dröger …

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