Sonntag, 8. November 2009

Dieter Dombrowskis Inszenierung im Potsdamer Landtag : Ein Leserbrief an die MOZ

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In der Märkischen Oderzeitung (MOZ) erschien gestern als großer Aufmacher der Artikel „Eklat bei Platzeks Wiederwahl – 54 Abgeordnete wählen den Ministerpräsidenten / CDU-Generalsekretär Dieter Dombrowski erscheint in Häftlingsuniform“. Dazu zwei große Fotos: links Dieter Dombrowski in Stasi-Häftlingskleidung, rechts Matthias Platzek mit Blumenstrauß. Neues aus Brandenburg!


Soweit, so gut bzw. ungut, denn das Thema „Linke“ und „Stasi“ erhitzt die Gemüter, es geht um Grundüberzeugungen und die Frage, ob Menschen etwas dazulernen können oder bis zu ihrem Lebensende still sein sollten; dabei werde ich allerdings den sehr unschönen Eindruck nicht los, dass daneben auch noch ganz andere „Süppchen gekocht“ werden.


Diesen Eindruck hat bei mir besonders der Kommentar von Ulrich Thiessen in derselben Ausgabe der MOZ verstärkt. Ich zitiere einige Passagen aus seinem Text:


CDU tief in der Schmollecke

[…]

Der gestrige Tag hat gezeigt, dass die CDU noch nicht in ihrer Rolle als Opposition angekommen ist. Auch wenn der Verlust der Regierungsbeteiligung groß und die Art und Weise, wie man von den Sozialdemokraten den Stuhl vor die Tür gestellt bekam, verletzend gewesen sein mag, Beleidigtsein ist keine politische Kategorie.


Man mag Verständnis für die persönliche Betroffenheit von CDU-Generalsekretär Dieter Dombrowski und seine Abneigung gegen Rot-Rot haben. Schließlich musste er jahrelang im Cottbusser Stasi-Gefängnis sitzen. Seine Inszenierung, mit Sträflingskleidung die Vereidigung des Ministerpräsidenten zu stören, war aber eine Respektlosigkeit gegenüber dem Parlament. Und man muss Dombrowski auch daran erinnern, dass er vor drei Jahren sehr zum Ärger seines damaligen Parteichefs Schönbohm in Cottbus für ein Bündnis seiner Partei mit der Linken eingetreten war. […]


Das alles hat mich veranlasst, heute folgenden Leserbrief an die MOZ zu schicken:


An die MOZ 8.11.2009

redaktion@moz.de


Betrifft: Leserbrief zu Ihrer Berichterstattung über Dieter Dombrowski v. 7.11.2009


Sehr geehrte Damen und Herren,


Dieter Dombrowski hat es geschafft! Sein Bild überstrahlt auf Ihrer Titelseite den Anlass Ihres Artikels, die Wiederwahl von Matthias Platzek. Offenbar hat er von NGOs wie Greenpeace oder Attac gelernt, denen es immer wieder gelingt, durch spektakuläre Aktionen die Aufmerksamkeit der Presse auf sich zu ziehen. Gekonnt! Bei seinem Lebensschicksal ist es dabei durchaus verständlich, dass Dieter Dombrowski seine Haft in DDR-Zeiten sehr getroffen hat und es ihm deshalb schwer fällt, eine versöhnlichere Haltung einzunehmen.


Wenn ich dann aber bei Ihrem Kommentator Ulrich Thiessen auf S. 2 lese, dass derselbe Dieter Dombrowski vor drei Jahren zum Ärger seiner eigenen Partei ein Bündnis mit den Linken angestrebt hat, bleibt für mich nur noch der Eindruck von Medienrummel und Scheinheiligkeit übrig. Das ist dann allerdings ein Trauerspiel!

Mit freundlichen Grüßen


Jürgen Lüder

Fürstenwalde

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