Samstag, 27. Februar 2010

25.000 Deserteure.

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25.000 amerikanische Soldaten sind seit Beginn des Irak-Krieges desertiert! Ein Aderlass der Armee in Divisionenstärke! Es hat mich fast umgehauen, von dieser Zahl zu hören. Nie hätte ich die Zahl für so hoch gehalten, aber meine Überraschung (und Verärgerung!) hatte noch einen anderen Grund: Haben Sie jemals von diesem eindrucksvollen Phänomen in irgendeiner Zeitung, Fernsehen, Rundfunk oder anderen Medien gehört?? Offensichtlich besteht ein großes Bedürfnis einschlägiger Kreise, diese Zahl nicht "an die große Glocke zu hängen". Wie stünden die USA da, ebenso die anderen Länder, die Soldaten in den Irak entsenden, wenn der Weltöffentlichkeit bewusst würde, wieviele Soldaten schon "mit den Füßen darüber abgestimmt" haben, ob sie in diesem endlosen Konflkt selbst verheizt werden wollen oder schlimmstenfalls bei ihren Kampfeinsätzen auch Zivilisten töten?

Die nächste Front ist nicht weit entfernt: Auch der "Moloch" Afghanistan frisst zunehmend mehr Menschen, denen wahrscheinlich völlig gleichgültig ist, wie die große Politik diesen Konflikt benennt, ob es schon ein "Krieg" ist oder irgendein "Zwischenzustand", tot ist tot ... Und in diesem Zusammenhang wird die Frage ja auch für uns Deutsche hochaktuell, denn gestern hat der Bundestag den Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan in neuer Form gebilligt. Die LINKE hat dagegen protestiert und wurde aufgrund ihrer unüblichen Form von Demonstration von der Sitzung ausgeschlossen. Pazifistische Positionen waren in unserem Vaterland schon immer unbeliebt, gut, dass immer noch Menschen daran erinnern, dass es auch diese Möglichkeit gibt!

Ich verdanke meine Information der neuen Ausgabe des Publik-Forums 4/10 v. 26.2.2010, das in seiner Jugend-Beilage "Provo" diesen Tabu-Bruch beging. Hierin wird der 31jährige André Shepherd interviewt, der vor drei Jahren desertierte und jetzt in Deutschland politisches Asyl beantragt hat. In den USA würde er hoch bestraft.

Ich zitiere einige Aussagen aus dem Interview:

André, was waren die Gründe für Deine Desertion?: Ganz einfach, ich wollte nicht länger daran mitwirken, unschuldige Menschen, also die Zivilbevölkerung im Irak, zu töten. Wir einfachen Soldaten wurden und werden bewusst manipuliert und benutzt in diesem Krieg. Ich musste das alles beenden, weil ich mich geschämt habe für mich selbst und für mein Land. Wir Soldaten und Soldatinnen wurden in der Öffentlichkeit immer als die Wächter der Freiheit dargestellt. Aber ich fand heraus, dass wir von unseren Offizieren belogen wurden, und deshalb fühlte ich mich schuldig am Sterben vieler Menschen.
(Quelle: "ich will keine unschuldigen menschen töten - André ist aus dem Irakkrieg abgehauen - und nun hat er keine Heimat mehr". In: PROVO. Nr. 1/2010, S. 6 - 7. Zitat S. 6.)

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