Dienstag, 6. Oktober 2009

Mein 200. blog-Eintrag! Gleichzeitig: Lieblingszitate LXVIII

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Ein Jubiläum, nachdem ich meinen allerersten Eintrag am 13. April 2007 ins Internet setzte und am 12. September 2008 dann richtig mit dem Schreiben begonnen habe! D. h., ich habe meine bisherigen Beiträge innerhalb gut eines Jahres ins Netz gestellt. Ich hoffe, dass ich weiterhin so produktiv bleiben kann!


Einen großen Teil meiner Beiträge nehmen dabei Zitate ein, nicht nur aus Bequemlichkeit, sondern aus voller Überzeugung. Darum will ich „zur Feier des Tages“ eines meiner „absoluten Lieblingszitate“ in den blog setzen, Bert Brechts Keuner-Geschichte von der „Originalität“:



Originalität


Heute, beklagte sich Herr K., gibt es Unzählige, die sich öffentlich rühmen, ganz allein große Bücher verfassen zu können, und dies wird allgemein gebilligt. Der chinesische Philosoph Dschuang Dsi verfasste noch im Mannesalter ein Buch von hunderttausend Wörtern, das zu neun Zehnteln aus Zitaten bestand. Solche Bücher können bei uns nicht mehr geschrieben werden, da der Geist fehlt. Infolgedessen werden Gedanken nur in eigner Werkstatt hergestellt, indem der sich faul vorkommt, der nicht genug davon fertig bringt. Freilich gibt es dann auch keinen Gedanken, der übernommen werden, und auch keine Formulierung eines Gedankens, der zitiert werden könnte. Wie wenig brauchen alle diese zu ihrer Tätigkeit! Ein Federhalter und etwas Papier ist das einzige, was sie vorzeigen können! Und ohne jede Hilfe, nur mit dem kümmerlichen Material, das ein einzelner auf seinen Armen herbeischaffen kann, errichten sie ihre Hütten! Größere Gebäude kennen sie nicht, als solche, die ein einziger zu bauen imstande ist!


Zitiert nach: Bertolt Brecht: Kalendergeschichten. 131. – 155. Tausend. – Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1960. (= rororo 77). S. 131.


[In meiner Sammlung seit 1974.]

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