Montag, 5. Oktober 2009

Christlicher Erntedank kontra weltliche Habgier

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Ein ehemaliger Kollege von mir, gleichzeitig Pfarrer einer kleinen Gemeinde in einem Nachbardorf, hatte uns zum Erntedankfest eingeladen. Den Predigt-Text kannte ich nicht, aber ich bin auch nicht sonderlich bewandert in der Bibel. Ich fand ihn aber aus verschiedenen Gründen sehr ausdrucksstark und will ihn deshalb hier in meinen blog aufnehmen:


Lukas-Evangelium, 12. Kapitel


Warnung vor Habgier


13. Es sprach aber einer aus dem Volk zu ihm: Meister, sage meinem Bruder, dass er mit mir das Erbe teile.

14. Er aber sprach zu ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbschlichter über euch gesetzt?

15. Und er sprach zu ihnen: Seht zu und hütet euch vor aller Habgier; denn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat.


Der reiche Kornbauer


16. Und er sagte ihnen ein Gleichnis und sprach: Es war ein reicher Mensch, dessen Feld hatte gut getragen.

17. Und er dachte bei sich selbst und sprach: Was soll ich tun? Ich habe nichts, wohin ich meine Früchte sammle.

18. Und sprach: Das will ich tun: ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen, und will darin sammeln all mein Korn und meine Vorräte.

19. und will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut!

20. Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und wem wird dann gehören, was du angehäuft hast?

21. So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott.


Aus:

Die Bibel. Nach der Übersetzung Martin Luthers. - Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft 1991.



„Und die Moral von der Geschicht’“? Besonders vor dem Hintergrund der soeben abgelaufenen Wahlen ist es hochinteressant, wieweit gerade die Vertreter der Parteien, die das „C“ als Ehrenzeichen in ihrem Namen tragen, bibelfest sind und sich nach „Gottes Wort“, so wie hier angegeben, verhalten oder sich doch lieber wieder von Kapitalinteressen leiten lassen. (Dafür pochen sie dann bei anderen Themen, wo es ihnen besser ins Konzept passt, um so mehr auf ihre christlichen Wurzeln …)


Ich habe hingegen eine Hochachtung vor Sozialethikern beider großer Konfessionen, besonders vor dem Jesuiten Friedhelm Hengsbach, die diese soziale Seite der Bibel in den Vordergrund stellen. Von Hengsbach weiß ich, dass er von Seiten seiner eigenen Kirchenleitung viel Kritik dafür einstecken musste. Diese christliche Soziallehre hat meine große Sympathie, auch wenn meine Wege sonst ganz anderswo verlaufen. (vgl. aber auch meinen blog v. 25.8.09)

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