Dienstag, 22. September 2009

"Schwarzbuch Deutschland" - Ein Leserbrief an das Publik-Forum

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Im Publik-Forum 13/2009 rezensierte Josef Ohler das


Schwarzbuch Deutschland. Das Handbuch der vermissten Informationen. Hg. von Gabriele Gillen und Walter van Rossum. – Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 2009.


unter dem Titel „Die Mär der hohen Steuern – Werden in den Medien wichtige Fakten unterschlagen?“ (S. 58)


In knapp 40 Einzelartikeln von 33 Autoren werden aktuelle politische Nachrichten und Analysen geliefert, die in der durchschnittlichen Presse nur schwer zu finden sind. Diese Informationsmöglichkeit wird vom Rezensenten sehr gelobt (und ich werde zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal über dieses Buch auf meinem blog berichten). Allerdings verwehrt er sich heftig dagegen, diese Informationen als „vermisst“ zu charakterisieren, da alle in einschlägigen Medien bereits zu finden gewesen seien. Dieser Vorwurf der Herausgeber sei reine Polemik.


Mag er ja formal Recht haben. Die Realität sieht m.E. aber eher so aus, das im Bewusstsein der „durchschnittlichen“ Menschen, die diese Medien eher nicht nutzen, kaum etwas davon angekommen ist und deshalb dieses Buch einschließlich Presseschelte gerade zum richtigen Zeitpunkt im Wahljahr 2009 erschienen ist. Deshalb habe ich seinerzeit einen Leserbrief ans Publik-Forum geschrieben.



Anlässlich dieses Artikels schrieb ich am 27.7.2009 den folgenden Leserbrief:


Sehr geehrte Damen und Herren,


in der Rezension „Die Mär der hohen Steuern“ kommentiert Josef Ohler das „Schwarzbuch Deutschland“, hg. Von Gabriele Gillen und Walter van Rossum.


Offenbar schwankt der Rezensent zwischen zwei schwer zu vereinbarenden Absichten. Einerseits möchte er – gemäß dem Anliegen des Buches – offenbar weitere Aufklärungsarbeit leisten und die Leser des Publik-Forums über Nachrichten „gegen den Mainstream“ informieren, andererseits möchte er aber eine Ehrenrettung des Journalismus in Deutschland vollbringen und spricht den Herausgebern des Buches weitgehend die Berechtigung ab, mehr kritischen Journalismus einzufordern, da er ja existiere.


Wirft Herr Ohler da nicht zwei Tatsachen zusammen, die man gerechter Weise besser trennen sollte?

Wir leben in keinem so autoritären Land mit Zensur, dass nicht alle Formen von auch kritischen Meldungen irgendwo erhältlich wären – für diejenigen, die entweder gezielt nach ihnen suchen oder ohnehin schon immer zu der kleinen Gruppe von „kritischen Geistern“ oder (noch schlimmer) „Nestbeschmutzern“ gehört haben!!


Dann ist aber Schluss! Was Herr Ohler verschweigt, ist die Macht der „offiziellen Nachrichten des Mainstreams“, die öffentlichkeitswirksam sind und das Denken der Menschen in der Überzahl eingefärbt haben. Kommt da von kritischen Nachrichten wirklich etwas an? Ich bezweifele das.


Wenn ich betrachte, welchen überragenden Erfolg bei den Europawahlen gerade die FDP eingefahren hat, nachdem durchaus kritische Nachrichten über den „Erfolg“ ihrer neoliberalen Wirtschaftskonzepte in der Finanzkrise veröffentlicht worden waren, ist mir nur deutlich, dass kritische Meldungen bisher meist „verpuffen“ und in Deutschland nur wenig Wirkungsmacht haben.


Die gilt es zu stärken! Da reichen „ein paar linksliberale und linke Zeitungen“ nicht aus …


Mit freundlichen Grüßen J.L.



Und im Publik-Forum 17/2009 erschien er in folgender verkürzter Form:


Verpuffte Nachrichten


Josef Ohler rezensiert das „Schwarzbuch Deutschland“. Was er verschweigt, ist die Macht der „offiziellen Nachrichten des Mainstreams“, die öffentlichkeitswirksam sind und das Denken der Menschen in der Überzahl eingefärbt haben. Wenn ich betrachte, welchen überragenden Erfolg bei den Europawahlen gerade die FDP eingefahren hat, nachdem durchaus kritische Nachrichten über ihre neoliberalen Wirtschaftskonzepte in der Finanzkrise veröffentlicht worden waren, wird mir deutlich, dass kritische Meldungen meist verpuffen. Da reichen „ein paar linksliberale und linke Zeitungen“ nicht aus.

J.L., Fürstenwalde

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