Dienstag, 22. September 2009

Dinosauria IX: Die Erotik des Internets

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Dies ist einer der „schärfsten“ Cartoons der letzten Jahre, genial und mittlerweile auch wahrscheinlich wahr (und da unter Copyright, traue ich mich nicht, ihn als Bild in meinen blog zu stellen):

Es ist eine sternenklare Nacht, Vollmond dazu, eine Zeit für Pärchen und romantische Gefühle … Ein Katzenpaar sitzt nebeneinander auf einer Bank unter einem Baum. Sie sehen sich aber nicht an, denn auf dem Schoß halten sie jeweils einen Laptop, in der Hand ein Handy. Eifrig bedienen sie die Geräte. Sagt der Kater zu seiner Freundin: „Kannst du dir vorstellen, vor ein paar Jahren saßen noch welche ohne Handy hier, ohne Laptop, ohne Internet!“ Antwortet ihm diese: „Die haben wahrscheinlich Händchen gehalten und dumpf den Sternenhimmel angestarrt!“

Vor ein paar Jahren entdeckte ich diesen Cartoon von Johann Mayr in irgendeinem Kalender und amüsierte mich. Hatte er nicht schön die Idiotie des ständigen Internet-Gebrauches herausgearbeitet, der Welt neben der Welt, die aber für manche Menschen die wirklichere zu werden scheint? Ich wähnte mich aber sicher, denn gerade diesen Bereich romantischer Gefühle hielt ich für völlig tabu und auf ewige Zeiten gesichert…

Dann erlebte ich in der Schule neue Kolleginnen und Kollegen, die morgens als erste Tat ihren Computer einzuschalten schienen und ihn erst kurz vor dem Einschlafen wieder ausschalteten (diesen Eindruck hatte ich jedenfalls nach ihren Erzählungen), daneben jugendliche Schüler, die in jeder freien Minute irgendetwas mit ihren Handys veranstalteten, andere, die damit Fahrrad fuhren oder spazieren gingen und dabei wie selbstverständlich in großer Lautstärke mit ihren fernen Liebsten zu reden schienen. Ich wollte ihnen gar nicht zuhören, oft aber ließ sich das kaum vermeiden, obwohl es meistens höchst banal und langweilig klang; so etwas war halt nicht für fremde Ohren bestimmt, früher einmal …

Deshalb glaube ich mittlerweile, der Johann Mayr hat völlig Recht, sein Bild ist der Wirklichkeit abgelauscht und nur ich bin nicht mehr so „up to date“, sondern ertappe mich erneut in meinem uralten, langsam untergehenden Dinosaurier-Dschungel. Einige Erdzeitalter später wird er von Archäologen frei gebuddelt werden und meine Überreste und die meiner Kultur werden als Spuren aus der „vorhandyanischen Epoche“ ausgestellt werden, der Erdepoche, deren Lebewesen untergingen, weil sie sich in den neuen Vernetzungen verhedderten und sich deshalb nicht mehr aus dem Urwald-Sumpf befreien konnten. Bekannter weise sind aber Moorleichen sehr haltbar und eine Freude von staunenden Kindern in einschlägigen Museen …

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