Dienstag, 22. September 2009

Noch einmal: "Schwarzbuch Deutschland"

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Bereits in meinem letzten blog war es das Thema:

Gabriele Gillen und Walter van Rossum (Hg.): Schwarzbuch Deutschland. Das Handbuch der vermissten Informationen. – Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 2009.

650 hoch informative Seiten für 24,90 €, vom Preis her ein Schnäppchen (gebunden!), vom Inhalt her hochkarätig! Ein sehr empfehlenswerter Kauf oder Weihnachtswunsch!

Zu einer Vielzahl aktueller und grundsätzlich wichtiger politischer Fragestellungen hat ein ganzes Konsortium einzelner Fachleute einen Bericht/Analyse/Stellungnahme geschrieben. Da offenbar 15 Seiten die obere Grenze war, musste jeder Autor seine Botschaften gut abwägen, um „im Limit“ zu bleiben, d.h. die Themen sind knapp verfasst und können schon alleine deshalb nicht langweilen.

Gemeinsam ist allen Beiträgen, dass ihre Autoren offensichtlich nicht dem bisherigen neoliberalen „Mainstream“ angehören und deshalb auch nicht mit den dort so beliebten „alternativlosen Argumenten“ arbeiten, sondern sich um Sachlichkeit bemühen.

Ich zitiere aus dem Klappentext:

Ein Großteil der Deutschen steht im Begriff, sich innerlich von der Demokratie zu verabschieden, wie Umfragen zeigen. Zunehmend verbreitet sich das Gefühl, von der Wirtschaft, der Politik und auch der herrschenden veröffentlichten Meinung einfach abgehängt zu werden. Kein Wunder: Hat irgendjemand über die Agenda 2010 abgestimmt, die Mehrwertsteuererhöhung, den Euro, eine europäische Verfassung? Wer hat diese Rentenpolitik gewählt, wer diese Finanzpolitik? Hatte der Wähler je eine Möglichkeit, über den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr zu entscheiden oder über die gekürzten Unternehmenssteuern? Mitnichten.

Schlimmer noch, so die Herausgeber dieses Buches: Wir werden noch nicht einmal umfassend informiert. In schöner Gleichförmigkeit beten uns die Medien immer dieselben Verlautbarungen und wirtschaftsliberalen Ideologien vor. Was in lebendiger Debatte zu diskutieren wäre, wird uns von vorneherein als Problemlösung verkauft. Mitwirkung unerwünscht.

Das muss sich ändern, zumal in einem Wahljahr. Zeit, sich damit zu beschäftigen, was tatsächlich schiefläuft im Staate Deutschland. Auch in diesem Handbuch der vermissten Informationen stehen nicht die letzten Wahrheiten. Aber die Autorinnen und Autoren versammeln Informationen und beschreiben Zusammenhänge, die in den öffentlichen Debatten selten vorkommen, obwohl, ja weil mit ihnen die vorherrschenden Meinungen kritisch hinterfragt werden könnten.

Man kann dieses Schwarzbuch konsultieren wie eine Enzyklopädie […] Man kann es aber auch im Zusammenhang lesen – als einen alphabetisch sortierten Bericht zur Lage der Nation.

Stichwörter:

- Alte Menschen
- Altersvorsorge
- Armut und Reichtum
- Ausländer- und Asylpolitik
- Außenpolitik
- Bahnprivatisierung
- Behinderte
- Bevölkerungsentwicklung
- Bildung (Schulen / Hochschulen)
- Bundeswehr und Verteidigung
- Datenschutz
- Deutschland AG
- Energie
- Europa (Lobbyisten / Lissabon-Strategie / Verfassung)
- Finanzmärkte
- Föderalismus
- Geschlechtergleichheit
- Gesundheitswesen
- Gewerkschaften
- Grundeinkommen
- Grundrechte und innere Sicherheit
- Kinder und Familie
- Korruption und Berater
- Kulturpolitik
- Lobbyismus
- Lohnnebenkosten
- Medien
- Mindestlöhne
- Neue Bundesländer
- Niedriglöhne
- Rechtsstaat
- Rüstungspolitik
- Sozialstaat
- Steuer- und Finanzpolitik
- Vermögensverteilung: Wer hat was?
- Wirtschaft

Ich wünsche diesem Buch eine hohe Auflage und weite Verbreitung!

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