Dienstag, 22. September 2009

Wolfgang Schmidbauers Blick auf die Handy-Kultur

.

Bisher habe ich mich immer von meinem eigenen Standpunkt aus beklagt, wie die Weltgeschichte sich durch die Freuden der neuen Elektronik verändert hat und mich dabei mehr oder weniger abgehängt hat: Die einsichtsvolle Wehmut des Dinosauriers.


Jetzt aber habe ich eindrucksvolle Unterstützung erhalten, von einem der bekanntesten deutschen psychoanalytischen Autoren, nämlich von Wolfgang Schmidbauer. Auch er sieht Kritisches im Überhandnehmen von Handy und Internet. Dabei ist er zwar in etwa in meinem Alter, also durchaus gefährdet, ähnliche Empfindungen aufgrund seines Lebensalters zu entwickeln, aber ich halte ihn nach Kenntnis vieler anderer Schriften für so souverän, dass sein Urteil davon unabhängig sein dürfte.


Er hat wieder ein neues Buch verfasst, ein fleißiger Autor! Ich hatte zeitweilig den Eindruck, dass es jedes Jahr einen neuen Titel von ihm gab, aber genau habe ich es nicht verfolgt. Die Themen waren dabei immer „am Puls der Zeit“!


Wolfgang Schmidbauer: Ein Land – drei Generationen. Psychogramm der Bundesrepublik. – Freiburg i.Br.: Herder 2008.


In einer Buchbesprechung fand ich die folgende Beschreibung der Generation der Kinder, deren Eltern zu den 68ern gehören: Da ihre Eltern alles besser machen wollten als ihre eigenen, hätten sie ihre Kinder im Endeffekt jedoch eher verwöhnt, überbehütet und zu wenig auf das Leben vorbereitet. So sei eine Generation herangewachsen, die das Handy brauche als „erste Beziehungsprothese der Kulturgeschichte“, und ihre Angehörigen stünden in der Gefahr, zu „Eremiten der Elektronik“ zu werden.


Ich kenne das Buch noch nicht, aber schon diese Aussagen haben mich neugierig gemacht, mehr darüber zu erfahren und es mir zu besorgen.


[Die Hervorhebungen im letzten Absatz stammen von mir. – Bei der Buchbesprechung handelt es sich um „Wie bin ich der geworden, der ich bin?“ von Andreas Belwe, erschienen in Psychologie Heute, August 2009, S. 84 – 85.]

Keine Kommentare: