Donnerstag, 14. Januar 2010

Vom Sinn psychologischer Forschung

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Der amerikanische Psychologie-Professor Laurence Steinberg hat den Forschungspreis der Jacobs-Stiftung in Zürich erhalten, und zwar für seine Erkenntnisse darüber, dass sich Jugendliche in ihrer Gehirnentwicklung noch fundamental von Erwachsenen unterscheiden. So konnte er hirnphysiologisch nachweisen, dass bei den jungen Leuten durch die Anwesenheit von Gleichaltrigen, also wenn sie sich in ihrer Clique befinden, Hirnareale aktiviert werden, die sie besonders zu riskanten und verbotenen Verhaltensweisen anregen. Bei Erwachsenen tritt dies in dieser Form nicht mehr auf. Sie können die Konsequenzen ihres Tuns besser einschätzen und lassen sich nicht so leicht von anderen Personen aus dem Konzept bringen.

Offenbar haben seine Forschungen dazu beigetragen, das Jugendlichen-Strafrecht in den USA zu entschärfen und sind ein Argument dafür gewesen, dass dort 2005 (endlich!!!) die Todesstrafe für Minderjährige abgeschafft wurde.

Im ZEIT - Interview äußerte er sich zur Frage jugendlichen Fehlverhaltens in folgender Weise: „Ein Teil des Problems ist doch, dass wir jugendliche Gewalttäter wie kleine Kriminelle behandeln und viel weniger als Heranwachsende, die etwas falsch gemacht haben.“

Das Preisgeld von immerhin 1 Million Schweizer Franken will er in weitere Forschungen zu der Fragestellung investieren, ob seine Ergebnisse nur bezogen auf Jugendliche der USA gelten, oder aber universell für diese Altersgruppe zutreffen.

Was mir an Steinberg imponiert, ist, dass es ihm offenkundig bei seinem Forschen nicht um irgendwelche „akademischen Weihen“ geht, sondern um eine Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen, für die die psychologische Wissenschaft dienstbar gemacht werden soll:

„Natürlich geht es mir als Wissenschaftler um gute, fundierte Forschung. Sinnvoll wird sie für mich aber erst dann, wenn sie einen klaren Bezug zum Alltagsleben der Menschen hat.“

Hut ab vor so viel Verzicht auf den Elfenbeinturm!

(Quelle: Suche nach Verbotenem. Mit seiner Forschung hat der Psychologe Laurence Steinberg das Jugendstrafrecht in den USA verändert. Im Interview erklärt er, warum Jugendliche ganz anders sind als Erwachsene. Interview: Jeanette Otto. – In: DIE ZEIT Nr. 51 v. 10.12.2009. S. 70.)

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