Mittwoch, 6. Januar 2010

Dinosauria XI: Klettverschlüsse

.
Ein Nachruf auf den guten alten Reißverschluss wird dies noch nicht, es gibt ihn weiter in vielfältigsten Formen und er ist weitgehend unverzichtbar.

Ich kenne ihn aber auch noch als pädagogische Herausforderung, und da dürfte seine Bedeutung doch nachgelassen haben: Ich erinnere mich an einen Praktikanten-Besuch in einer brandenburgischen GB-Schule, gut 10 Jahre oder länger mag es her sein. Die Praktikantin hatte als Aufgabe, mit einem kleinen geistig behinderten Mädchen das Schleife Binden zu üben und musste mir ihre Erfolge bei meiner Hospitation vorführen. Die anleitende Lehrerin zeigte stolz auf eine Vorrichtung, an der täglich alle Schritte dieser Kunst geübt werden konnten. Wer von uns normalen Erwachsenen hatte sich je klar gemacht, wie viele einzelne Handgriffe notwendig sind, bis eine Schleife sitzt! Für das kleine Mädchen ein Martyrium, aber etwas schief und mit viel Hilfe hatte sie es dann doch geschafft (und meine Praktikantin atmete auf, Hospitation bestanden!).

Dieses „Feinmotorik-Abitur“ kann heutzutage entfallen, sicherlich auch zur Erleichterung vieler Kita-Erzieherinnen und der dazugehörigen Mamas (und in gewisser Zahl auch Papas). Da mein kleiner Sohn Paul Jakob gewaltige feinmotorische Schwierigkeiten hatte, waren auch für uns Klettverschlüsse ein Segen. Eine wunderbare Erfindung!

Sonst habe ich meine „Dinosauria-Beiträge“ immer eher wehmütig bis achselzuckend oder sogar verärgert abgefasst. Bei diesem „Abgesang“ kommt als neue Nuance Erleichterung hinzu! (Oder gibt es noch Menschen, die den kulturellen Verfall beklagen, dass Kinder heute so viel leichter und mit weniger Mühe beim Anziehen fertig werden und die Kulturtechnik des Schleifebindens erst später erwerben müssen? Aber es gibt ja sogar wohl schon entsprechende Schuhe für Erwachsene; nur wer es wirklich „schick“ haben will und sich nicht als Feinmotorik-Muffel „outen“ möchte, kommt um das Binden nicht herum …)

Keine Kommentare: