Dienstag, 27. April 2010

Stirbt Deutschland aus? - "Meinungsmache" Teil II

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Demographie, Arbeitsplatzsituation und Gründe für geringe Geburtenquoten

Zu den Märchen und Mythen, mit denen wir ständig unter Druck gesetzt werden, gehört auch der stete Hinweis auf die Demographie, d.h. das angeblich drohende "Aussterben" der Deutschen, die daraus prognostizierten Konsequenzen für unseren Lebensstandard und die behauptete Notwendigkeit, auch hier den Gürtel enger schnallen zu müssen und vor allem: wegen der zukünftig gefährdeten Altersrenten kräftig in die private Vorsorge zu investieren. (Ein Bombengeschäft für die Versicherungswirtschaft ...)

Albrecht Müller sieht die wirklichen Bedrohungen eher in der Gegenwart:

Falls sich überhaupt etwas aus der Entwicklung der Geburtenziffern im Zeitablauf und aus ihrer Verschiedenheit von Region zu Region ablesen lässt, dann vielleicht dies: dass die wirtschaftliche Entwicklung, dass die Berufsperspektiven und vermutlich auch die Art der Arbeitsverträge und der Entlohnung entscheidende Faktoren für die Bevölkerungsentwicklung sind. Einem Dreißigjährigen mit einem befristeten Arbeitsvertrag und seiner Partnerin mit einem Mini- oder Ein-Euro-Job kann man verantwortungsvollerweise nicht zumuten, zwei oder drei Kinder zu kriegen. Und eine junge Familie, deren Vater in der Nacht von Sonntag auf Montag von Brandenburg nach Stuttgart und am Freitagabend wieder zurück fährt, wird sich sinnvollerweise nicht für viele Kinder entscheiden. (S. 315; Hervorhebung durch J.L.)

Mich erinnert das an einen Disput mit einem früheren Chef. Er wies meine Kritik an den ständigen befristeten Verträgen für Neueingestellte, die ich auch damals schon für einen Faktor für die "Kinderunlust" junger Kolleginnen und Kollegen hielt, mit den Worten zurück: "Aber, Herr Lüder! Wir haben doch alle schon einmal schwierige Zeiten durchgemacht und trotzdem unsere Kinder gut großgezogen!" - Ende der Debatte. Was soll man darauf noch erwidern? Die klare Analyse von Albrecht Müller spricht hingegen Bände und bestätigt meine Sicht.

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