Samstag, 17. April 2010

Freundschaft

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Die Psychologie Heute widmet ihr Mai-Heft 2010 diesem schönen Thema. Damit ist es ganz real und noch kein Stoff für meine eher wehmütigen „Dinosauria“- Reminiszenzen, wie ich schon eher befürchtet hatte.

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass der Herausgeber Heiko Ernst meiner Generation zugehörig ist, noch von „altem Schrot und Korn“ und deshalb skeptisch gegenüber all den hübschen Kommunikationskanälen wie z.B. Facebook. Er sieht nämlich durch all diese Dienste eine „dramatische Verflachung“ des Freundschaftsbegriffs, denn „in den communities, bei denen suggeriert wird, man gehöre irgendwie irgendwo dazu, wird unablässig getextet, gepostet und getwittert und gechattet. Aber es ist eine gefühlte, keine reale Verbundenheit, die da erzeugt wird. Wie sollte es auch anders sein – wir können nicht mit 40 oder 60 „Freunden“ eng sein.“

Wirkliche Freundschaft hingegen entstehe „durch Teilen, nicht durch Mitteilen. Sie braucht, um im modernen Medienjargon zu bleiben, vor allem face time: echte Begegnungen, geteilte Erfahrungen, langsam erzählte Geschichten statt broadcasts an alle. Das erfordert Zeit, Geduld und Präsenz. Nur unter diesen Bedingungen entsteht die Vertrautheit, die auch im Zeitalter der social media das Alleinstellungsmerkmal von Freundschaft bleibt.“

Ich hoffe sehr, dass Heiko Ernst und all die Experten, die in dieser Zeitschrift Artikel zum Freundschafts-Thema beigesteuert haben, Recht behalten und meine Skepsis unbegründet ist. Denn: Was wäre, wenn irgendwann eine Generation aufwächst, die „Freunde“ nur noch im Sinne von Facebook kennt? Das wäre dann nämlich ihre reale Erfahrungsebene, alle anderen schönen Berichte hingegen nur noch literarische Zeugnisse, das zugrunde liegende Phänomen ausgestorben, alles gehörte, wie gesagt, zu den „Dinosauria“! Das wäre schon eine bittere Realität, nur dadurch abgemildert, dass ich sie nicht mehr erleben müsste. Aber vielleicht bin ich ja auch nur ein zu eingefleischter Pessimist. Wäre ja immerhin schön …

[Alle Zitate von Heiko Ernst entstammen seinem „Editorial“ zu Psych. Heute, 5/2010, S. 3.]

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