Montag, 12. April 2010

Mediale Ablenkungsmanöver und deutsche Eliten

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Unter dem Titel “Deutschlands Eliten haben sich radikalisiert“ brachte der Tagesspiegel am 6.4.2010 ein Interview mit dem Soziologen Michael Hartmann „über Debatten um Hartz-IV-Empfänger, Mittelschichten und die reicher werdenden Reichen“.

Alle in diesem Zusammenhang bekannten Namen tauchen auch in diesem Interview wieder auf: Westerwelle, Sarrazin, Sloterdijk, dazu die Medien, die ihre Botschaften verbreiten.

Nach Ansicht Hartmanns ist Deutschlands Elite homogener geworden, indem sich die politische der wirtschaftlichen angeglichen hat. Als Begründung für die immer radikalere Kritik am „armen Rand der Bevölkerung“ sieht er Verteilungskämpfe und analysiert sie so:

Der Kuchen ist schlicht kleiner geworden. In den 70er und 80er Jahren gab es mehr zu verteilen, da war man bereit, auch an das ärmere Drittel der Gesellschaft abzugeben. Jetzt aber geht es darum festzulegen, wie die Kosten der Finanzkrise verteilt werden. Und da heißt es dann: Die Hartz-IV-Empfänger verjubeln unsere Steuern.

--- Wollen Sie sagen, Missbrauch gibt es nicht? ---

Sicherlich gibt es den, aber selbst fünf bis zehn Prozent Missbrauchsfälle würden bei den infrage kommenden Summen den Kohl nicht fett machen. Das Getöse um die Frage, ob Hartz-IV-Empfänger Sozialschmarotzer sind oder nicht, lenkt davon ab, was am anderen Ende der Gesellschaft passiert. […]
Und richtig gewonnen hat in dieser Zeit das eine Prozent an der Spitze […]. Sie haben in fünf Jahren zehn Prozent dazugewonnen. Das heißt, dass dieser sehr kleine Teil der Bevölkerung, der nahezu ein Viertel des gesamten Vermögens in Händen hält, fast 150 Milliarden dazugewonnen hat. Darüber wird nicht geredet; dabei wäre es doch nahe liegend zu fragen, ob nicht sie ihren Anteil leisten müssten. Schließlich hat die staatliche Rettung der Banken vor allem ihr Geld gesichert.

--- Danach müsste die Masse der Steuerzahler fragen. ---

Das zu verhindern ist der Sinn all dieser Äußerungen. Die Mittelschichten sollen glauben, mit denen oben in einem Boot zu sitzen. [Hervorhebungen durch J.L.]

Ich danke Michael Hartmann für diese aufschlussreichen Worte!

Übrigens: In diesem Artikel wird auch eine der jüngsten Empfehlungen von Thilo Sarrazin wiedergegeben! Diesmal hat er Hartz-IV-Empfängern geraten, doch kalt zu duschen, wenn das Geld fürs warme Wasser nicht reicht. Ich hatte schon gedacht, er wollte ihnen aus eigener Anschauung Gesundheitstipps geben … Aber da lag ich leider daneben.

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