Montag, 27. April 2009

Meine neue Rubrik! - Dinosauria I


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Eines meiner ursprünglichen Ziele beim Verfassen dieses Blogs war es, auf Veränderungen im Denken und in der Lebensführung aufmerksam zu machen, die der jungen Generation gar nicht mehr auffallen. Das ist wahrscheinlich völlig normal, denn die Jungen erleben die Welt ganz selbstverständlich so, wie sie jetzt ist, nicht als geschichtlichen Prozess. Es ist Vorrecht und Fluch von uns „Dinosauriern“, durch unsere doch schon längere Lebensgeschichte mit einer anderen „Brille“ auf die Ereignisse zu sehen und bereits mehr als einen „Zeitgeist“ kennen gelernt zu haben.


Ich will da gar nicht weit in meiner Geschichte zurückgehen. Das folgende Beispiel ist sicher für jeden nachvollziehbar: Vor 16 Jahren nahm mich gelegentlich ein Kollege aus Berlin zu unserer Schule in Fürstenwalde mit dem Auto mit und zeigte mir dabei sein mobiles Funktelefon (so hieß es wohl damals noch). Es war noch recht unförmig, erinnerte mich an „Walkie-talkies“ von Polizisten, bei denen ich bis zu diesem Zeitpunkt ausschliedßlich derartige Geräte gesehen hatte. Mir leuchtete ein, wie praktisch dieses Gerät sein müsste, um bei einem der damals ständigen Staus auf der Autobahn rechtzeitig in der Schule Bescheid sagen zu können, dass wir später kämen. Heute haben ja schon fast Kindergartenkinder ihr eigenes Handy, für Schüler ab einer bestimmten Altersstufe jedoch dürfte sein Besitz mittlerweile aber wirklich ein soziales „Muss“ sein, um in irgendeiner Weise sich zugehörig fühlen und auch die üblichen Kommunikationsformen einhalten zu können. (Hilfe! Wer bringt mir bei, wie man SMSs schreibt?! – Sie reizen mich überhaupt nicht, aber gelegentlich scheint es erforderlich zu sein, diese Technik zu beherrschen – und das mit den groben Pfoten eines Dinosauriers!)


Kann ein Jugendlicher sich eine Zeit ohne Handys vorstellen? Ich glaube nicht. Die „Handysierung“ der Gesellschaft ist in einem atemberaubenden Tempo abgelaufen, flächendeckend, schneller als alle anderen technischen „Aufrüstungen“, die ich seit meiner Kindheit nach dem II.Weltkrieg miterlebt habe: Die Selbstverständlichkeit, ein Auto zu besitzen, Kühlschrank und Waschmaschine, Telefon und Fernsehen, auch einen Computer, das lief m.E. alles in langsameren Bahnen ab.


Aber nicht nur die technischen Geräte haben sich entwickelt, auch die Sprache ist anders geworden, wie ich finde, nicht gerade immer zu ihrem Besten. Das meine ich weniger aus ästhetischen Gründen, sondern weil z.T. massiv an ihren Inhalten „gedreht“ wurde. Wenn ich allein daran denke, mit welchem Verständnis für das Wort „Reform“ ich aufgewachsen bin und welche unsäglichen Versuche unternommen worden sind, gesellschaftliche Schrumpfprozesse wie die Veränderungen durch HARTZ IV der Bevölkerung als „Reform“ zu verkaufen, überkommt mich ein Grausen.


In dieser Rubrik will ich zukünftig eigene Erlebnisse und Überlegungen aufschreiben, die mit derartigen Veränderungen verbunden sind. Dabei möchte ich mich bemühen, nicht ungerecht zu sein und die Vergangenheit zu verklären. Wenn ich z.B. daran denke, wie hart in meiner Jugend junge Männer darum kämpfen mussten, um als Kriegsdienstverweigerer anerkannt zu werden, hat sich vieles sehr positiv verändert.

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