Ich habe immer Texte bevorzugt, die in einer verständlichen Sprache abgefasst und deren Botschaften dadurch leicht entschlüsselbar waren. Eine große Kunst, schwierige Zusammenhänge verstehbar auszudrücken! Schon als Student habe ich lieber einen Bogen um bestimmte soziologische und philosophische Texte gemacht („Soziologen-Chinesisch“), durch die ich mich als Pflichtlektüre dann doch „durchquälen“ musste, Gedichte und literarische Texte, die in einer abgehobenen Sprache verfasst waren, aber schnell wieder weggelegt. Vielleicht - ?! - ist mir dadurch manchmal etwas entgangen. Diese Vorliebe für Klarheit ist mir aber geblieben und eher noch gewachsen. Darum gefällt mir das folgende Gedicht von Eva Strittmatter so gut:
Vom Schreiben
Natürlich könnte ich
Auch komplizierter schreiben
Und könnte Dichtung als
Geheimmagie betreiben.
Ich könnte Chiffren erfinden,
Die nur fünf Leute verstehn,
Und die anderen wären die Blinden,
Wir sechs allein könnten sehn.
Ich will aber einfach bleiben
Und nah am alltäglichen Wort
Und will so deutlich schreiben,
Dass die Leute an meinem Ort
Meine Gedichte lesen
Und meine Gedanken verstehn
Und sagen: so ist es gewesen.
Und das haben wir auch schon gesehn.
EVA STRITTMATTER
In: Wenn wir den Königen schreiben. Lyrikerinnen aus der DDR. Hrsg. v. Jutta Rosenkranz.
Sammlung Luchterhand 710, August 1988.
[genauere Angaben habe ich mir damals leider nicht gemacht; in meiner Sammlung seit dem 10.3.1993]
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