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Ein "ganz frischer Fund"! Dabei besitze ich das Buch schon lange und der Autor ist uralt!
Auf ein Buch gebeugt
Es ist noch früh im Jahr. Die Gräser steigen
In Silberbüscheln zum Gezweig ums Haus.
Das Buch der Landschaft les ich nimmer aus.
Zehntausend Strophen weiß die Drossel. Schweigen
Am Abend dann. Der Acker ist gepflügt.
Ein andres Buch hat mich hinabgenommen.
Ein Wagen hält. Ein Freund ist angekommen.
Ein Buch. Ein Freund. Ein Acker. Das genügt.
Den Wein, den wir nun langsam trinken wollen,
Das Brot, die Früchte hab ich selbst gebaut
Und oft nach einem Regen ausgeschaut.
Ein Windhauch. Kühle. Ferne Donner rollen.
Es ruft das Buch uns alte Zeiten her,
Da wir die alten Seiten leise wenden,
Und langsam lesen wir so die Legenden
Von Berg und Fluß. Mein Freund, was willst du mehr?
TAU YÜAN MING
Gefunden in: Lektüre zwischen den Jahren. Vom Glück. Ausgewählt von Gottfried Honnefelder. – Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1985. S. 134.
Tau Yüan Ming lebte von 365 – 427.
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