Samstag, 24. Januar 2009

Meine Lieblingszitate XI

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Dieses berühmte Gedicht von Heinrich Heine führt Manfred Mai, von dessen „Geschichte der deutschen Literatur“ ich noch berichten werde, als Beispiel für die „ganz neuen Töne“ in der deutschen Literatur der Nach-Romantik-Phase im 19.Jahrhundert auf. Da ich es sehr schätze, nehme ich diesen Fund in die Reihe „meiner Lieblingszitate“ auf!

Seinerzeit waren diese Gedanken sehr riskant, „aufrührerisch“, Heine musste bekanntlich emigrieren. Vielleicht würde er heute hingegen als „naiv“ belächelt, vielleicht auch als “Populist“ geschmäht, jemand, der trotz aller geschichtlichen Erfahrungen nicht von seinen „linken Gedanken“ Abschied nehmen wolle. Aber was stört mich das: Ich finde dieses 160 Jahre alte Gedicht immer noch sehr erfrischend, aufregend und von seinen Visionen her auch immer noch sehr modern! („Leider“, muss man fast sagen, denn das Erreichen seiner Ziele scheint ferner denn je…)


Ein neues Lied, ein besseres Lied,
O Freunde, will ich euch dichten!
Wir wollen hier auf Erden schon
Das Himmelreich errichten.

Wir wollen auf Erden glücklich sein
Und wollen nicht mehr darben;
Verschlemmen soll nicht der faule Bauch,
Was fleißige Hände erwarben.

Es wächst hienieden Brot genug
Für alle Menschenkinder,
Auch Rosen und Myrten, Schönheit und Lust,
Und Zuckererbsen nicht minder.

Ja, Zuckererbsen für jedermann,
Sobald die Schoten platzen!
Den Himmel überlassen wir
Den Engeln und den Spatzen.

HEINRICH HEINE
(in: Deutschland. Ein Wintermärchen)

Gefunden in: Geschichte der deutschen Literatur erzählt von Manfred Mai. – Weinheim u. Basel: Beltz & Gelberg 2004. (= Gulliver 5525). S.93.

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