Freitag, 23. Januar 2009

Meine Lieblingszitate IX

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Bei all den „schweren Themen“ der letzten Zeit habe ich es lange versäumt, meine Sammlung von Lieblingszitaten fortzusetzen. Dabei haben sie für mich (vielleicht auch für andere!?) eine nicht unerhebliche psychohygienische Wirkung: Brillant formuliert, mit viel Geist und oft auch Witz erweitern sie nicht nur meine Kenntnisse, sondern heben beim Lesen auch deutlich meine Stimmung. Das mag an der schönen Sprache liegen, manchmal an den positiven Anregungen und häufig auch an meiner Freude, dass größere Geister vor mir schon diese Eingebungen hatten, mit denen ich mich jetzt teilweise identifizieren kann bzw. mich über ein Wiedererkennen freue, wenn ich Ähnliches auch schon einmal gedacht habe. Welch eine Bestätigung! Manchmal sind sie auch einfach nur tröstlich und zeigen, wie menschlich und damit durchschnittlich die in ihnen geschilderten Probleme, Schicksale und Gefühle sind.

Im Rahmen meiner früheren Ausbildung und Selbsterfahrung im Bereich der Tiefenpsychologie/Individualpsychologie war es immer wieder ein Erlebnis für mich zu lesen, welche Geistesgrößen schon früher wichtige Erfahrungen über die Möglichkeiten der Selbsterkenntnis und der allgemeinen Menschenkenntnis mitgeteilt hatten. Wie viel „blutvoller“ sind diese Schilderungen oft als die trockenen und abgehobenen Ergebnisse der naturwissenschaftlichen Psychologie, in der ich ausgebildet worden bin! Vieles aus ihrem Fundus ist mir deshalb sehr fremd geworden, seitdem ich das „Verstehen“ als geisteswissenschaftliche Erkenntnismethode kennen gelernt hatte.

Zu diesem Thema ein berühmtes Zitat von Goethe:

Der Mensch kennt nur sich selbst, insofern er die Welt kennt, die er nur in sich und sich nur in ihr gewahr wird. Jeder neue Gegenstand, wohl beschaut, schließt ein neues Organ in uns auf. Am allerfördersamsten sind aber unsere Nebenmenschen, welche den Vorteil haben, uns mit der Welt aus ihrem Standpunkt zu vergleichen und daher nähere Kenntnis von uns zu erlangen, als wir selbst gewinnen mögen.

JOHANN WOLFGANG VON GOETHE

Zitiert nach: Josef Rattner: Der schwierige Mitmensch. Psychotherapeutische Erfahrungen zur Selbsterkenntnis, Menschenkenntnis und Charakterkunde. – Frankfurt a.M.: Fischer Tb. Vlg. 1973. (= Fischer-Tb. 6186). Motto.
[Rattner bezieht sich dabei auf „Goethe: Bedeutendes Fördernis durch ein einziges geistreiches Wort, Inselausgabe, Bd. 6, S. 478“]

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