Montag, 7. März 2011

Lieblingszitate CLV: Gedichte von Mascha Kaléko: Grundlos vergnügt!

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Hier nun das dritte Gedicht von Mascha Kaléko! Mir bestätigt es die Einsicht, dass nur derjenige, der einen ernsthaften Blick auf das Leben geworfen hat, auch die Fähigkeit zur Heiterkeit besitzt. Nach dem großen Ernst der ersten beiden Texte deshalb jetzt etwas Beflügelndes!

(Mascha Kaléko möge mir verzeihen, dass ich oben die männliche Sprachform gewählt habe. Es gab einmal eine Zeit, in der alle "korrekten" Leute bemüht waren, durch komplizierte Formulierungen jeweils beide Geschlechter wiederzugeben, es sieht aber fürchterlich "unheiter" aus und ich habe es mir wieder abgewöhnt.)




Sozusagen grundlos vergnügt

Ich freu mich, dass am Himmel Wolken ziehen
Und dass es regnet, hagelt, friert und schneit.
Ich freu mich auch zur grünen Jahreszeit,
Wenn Heckenrosen und Holunder blühen.
- Dass Amseln flöten und dass Immen brummen.
Dass rote Luftballons ins Blaue steigen.
Dass Spatzen schwatzen. Und dass Fische schweigen.

Ich freu mich, dass der Mond am Himmel steht
Und dass die Sonne täglich neu aufgeht.
Dass Herbst dem Sommer folgt und Lenz dem Winter,
Gefällt mir wohl. Da steckt ein Sinn dahinter,
Wenn auch die Neunmalklugen ihn nicht sehn.
Man kann nicht alles mit dem Kopf verstehn!
Ich freue mich. Das ist des Lebens Sinn.
Ich freue mich vor allem, dass ich bin.

In mir ist alles aufgeräumt und heiter;
Die Diele blitzt. Das Feuer ist geschürt.
An solchen Tagen erklettert man die Leiter,
Die von der Erde in den Himmel führt.
Da kann der Mensch, wie es ihm vorgeschrieben,
- Weil er sich selber liebt - den Nächsten lieben.
Ich freue mich, dass ich mich an das Schöne
Und an das Wunder nie gewöhne.
Dass alles so erstaunlich bleibt, und neu!
Ich freu mich, dass ich ... Dass ich mich freu.

Mascha Kaléko


Wiederum hat mir eine Blogger-Kollegin auf die Sprünge geholfen! Mein Dank an Rosinas Poesiealbum v. 31.3.2005 auf "http://poesiealbum.blogspot.com".

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