Montag, 6. Oktober 2008

ver.di und die MAV. Bericht über eine Demo

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Am Mittwoch, 1.Oktober 2008, schrieb ich über „mein Engagement für ver.di und die MAV“. Der dazugehörige Bericht über eine Demo in Berlin, den ich für das Mitteilungsblatt meiner MAV verfasst habe, folgt heute nach. (Tatsächlich erschien der Text dann im Dezember, nicht im Mitteilungsblatt, sondern in UNTERWEGS 4/2008, S. 20.)

Wir aus Fürstenwalde



STETER TROPFEN HÖHLT DEN STEIN

Erlebnisbericht von der Demo am 13.September 2008 in Berlin

Es war nur ein „kleines Häuflein von Aufrechten“ aus den SAF, das am 13.9.08 dem Aufruf des AGMV-Vorstandes und ver.di zu einer erneuten Demo für Gehaltserhöhungen in der Diakonie BBO gefolgt war. (Die anderen Aufrechten waren wahrscheinlich beim parallelen Drachenbootrennen oder kommen beim garantierten nächsten Mal dazu!?) So standen wir umringt von doch 200 bis 300 weiteren Demonstrantinnen und Demonstranten zwischen Europa-Center und Gedächtniskirche auf dem Breitscheidplatz, geschmückt mit ver.di-T-Shirts mit einschlägigen Slogans, vielen Transparenten und Trillerpfeifen für die entsprechenden „Einsätze“ in den Ansprachen der Redner. Ein Ambiente, wie man es aus Zeitungsberichten und der Tagesschau kennt. Jedenfalls eine gute Stimmung trotz des eher ärgerlichen Anlasses (denn wo bewegt sich was auf Arbeitgeber-Seite??), mit einem Gefühl von größerer Stärke durch die Anwesenheit vieler solidarischer Menschen.

So war m.E. das Hauptanliegen der vielen Redner (u.a. Georg Grüttner von ver.di, Markus Strobel, Dieter Mohaupt und Christian Hochfeld von der AGMV) auch weniger, „brandneue“ Informationen zu übermitteln, als vielmehr allen deutlich zu machen, dass zu größeren Erfolgen noch viele Schritte nötig sind: Steter Tropfen höhlt den Stein! “Jeder möge zur nächsten Demo unbedingt einen weiteren Kollegen oder eine Kollegin mitbringen“ war deshalb ein übereinstimmender Aufruf aller Redner.

Vielleicht können die beiliegenden Fotos noch eher etwas von der Stimmung vermitteln!
(Dieser Teil fehlt auf meinem blog noch! Wenn ich das Übertragen von Bildern gelernt habe, werde ich noch einige Bilder einfügen.)

Ich möchte aber als Berichterstatter noch auf einige Punkte eingehen, die mir in diesem Zusammenhang wichtig erscheinen:

1. In der Öffentlichkeit mag es vermessen erscheinen, dass ausgerechnet diakonische Mitarbeiter 8 % mehr Gehalt fordern! Ein Personenkreis, der doch sonst nur in der Stille wirkt und kaum Ansprüche stellt! Dabei weiß jeder halbwegs Eingeweihte, dass dies ohnehin „Mondzahlen“ sind. Bei Tarifverhandlungen muss eine Gewerkschaft das Doppelte fordern, um am Ende allen Feilschens dann vielleicht gerade die Hälfte zu erzielen. Das dürfte in den Verhandlungen unserer AK auch nicht viel anders sein. 3 – 4% Erhöhung lägen vergleichbar zum Zugewinn, der in anderen Branchen in diesem Jahr durchschnittlich erzielt worden ist. Wenn man davon noch 3% Inflation abzieht, bliebe eine kleine Spur von Reichtum übrig... Wir scheinen hier in Brandenburg aber eher im „Armenhaus“ Deutschlands zu leben (jedenfalls was die Bezahlung in der Diakonie betrifft), und zu einer 4%igen Erhöhung ist noch ein weiter Weg…

2. Einer der Redner, ich glaube, Georg Grüttner von ver.di, berichtete, dass es aktuell doch eine Neuigkeit aus dem kirchlichen Bereich in Berlin-Brandenburg gibt! Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) hat nämlich für ihre Bediensteten mit dem Gewerkschafts-„Konsortium“ GEW, Gewerkschaft Kirche und Diakonie und ver.di einen Tarifvertrag abgeschlossen, der ähnlich wie im öffentlichen Dienst sein soll und günstige Perspektiven eröffne! Die „rechte Hand“ der Kirche arbeitet mit Gewerkschaften zusammen und schließt normale Tarifverträge ab, wir in der Diakonie sind aber offenbar nur „Stiefkinder“ der Kirche, nur die „linke Hand“, und werden seit Jahren mit schlechteren Lösungen abgespeist. Ich finde das empörend! Gewerkschaften haben bei den nächsten Tarifverhandlungen natürlich viel mehr Gewicht als die Arbeitnehmer-Vertreter in einer AK.

3. Das führt mich zu einem weiteren Punkt: Ich bin der festen Überzeugung, dass wir Mitarbeiter in diakonischen Betrieben längerfristig nur dann echte Verbesserungen für uns erzielen können, wenn wir uns stärker gegenüber Gewerkschaften öffnen , die bisher kaum eine Rolle im Betrieb gespielt haben. (Ich als ver.di-Mitglied kam mir in meiner regulären Arbeitszeit immer wie ein „Exot“ vor). Ohne die organisatorische Erfahrung und materielle Unterstützung von ver.di hätte die oben beschriebene Demo sicherlich nur sehr dürftig ausgesehen. Ich rate allen Kolleginnen und Kollegen, das noch einmal gründlich zu durchdenken! Außerdem bietet jede Gewerkschaft ihren Mitgliedern Rechtsbeistand bei arbeitsrechtlichen Problemen an (sozusagen wie eine Rechtsschutzversicherung). Bei heutigen unsicheren Zeiten sicherlich eine grundlegende Notwendigkeit!

Jürgen Lüder

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