Mittwoch, 1. Oktober 2008

Mein Engagement für ver.di und die MAV

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Lippenbekenntnisse kenne ich von vielen Mitmenschen, nahm daran Anstoß, bis ich mir auf die Schliche kam: Ich bin auch nicht besser! Zwar war ich seit den 80er Jahren offizielles Gewerkschaftsmitglied, zunächst in der ötv, später dann automatisch bei ver.di. Aber eigentlich war ich damit nicht viel mehr als eine „Karteileiche“, die zwar regelmäßig ihren Beitrag entrichtete und die Gewerkschaftszeitung (gelegentlich) las, sich darüber hinaus aber nicht weiter "die Finger schmutzig“ machte.


Erstmalig nachdenklich wurde ich, als mich eine Kollegin für die Wahl zur MAV („Mitarbeitervertretung“, die „abgespeckte“ Variante eines Betriebrates in kirchlichen bzw. diakonischen Einrichtungen) vorschlug. Ich lehnte ab, vorgeblich aus familiären Gründen, aber auch, weil mir eine solche Tätigkeit sehr fremd war. Das Thema ließ mich aber nicht mehr los, und so bewarb ich mich bei der nächsten Wahl. Fast zwei Wahlperioden war ich danach, bis zu meinem Ausscheiden wegen Altersteilzeit, Mitglied der MAV meiner Einrichtung. Oft viel Arbeit, oft viel Ärger, eher wenig Anerkennung, weil wir an der Schnittstelle zwischen Kolleginnen und Kollegen einerseits und der Leitung andererseits häufiger „im Regen“ standen, aber ein überaus wichtiges Korrektiv gegenüber einsamen Entscheidungen der Arbeitgeberseite.


So hat sich für mich diese Zeit mehr als gelohnt. Ich habe ganz andere Erfahrungen machen können als in meinem „intellektuellen“ Vorleben mit viel Theorie und meist einem Sicherheitsabstand zur Realität, weiß mehr um die sozialen Probleme meiner Mitmenschen (und bin mir meiner eigenen bewusster) und konnte auch eigene berufliche Schwierigkeiten „mit der MAV im Rücken“ besser in den Griff bekommen. Allerdings haben auch einige Beziehungen darunter gelitten, Mitglieder der Leitung waren plötzlich sehr viel reservierter mir gegenüber, d.h. ich konnte jetzt die zwar nur geringe, aber durchaus vorhandene Hierarchie unserer Einrichtung spüren. Meinen Chef habe ich durch diese neue Rolle anfangs sehr irritiert, es hat länger gebraucht, bis sich alles wieder reguliert hatte und es (hoffentlich) klar war, dass ich keine grundsätzlich „feindseligen“ Absichten hegte, vielmehr etwas für Demokratie und Mitbestimmung in unserer Einrichtung tun wollte.


Ich fühle mich auch als „Rentner“ dieser Arbeit sehr verbunden und bemühe mich darum, im Rahmen meiner Möglichkeiten „meine“ MAV weiterhin zu unterstützen, sei es durch konkrete Taten (wie die Teilnahme an der Demo, von der ich demnächst berichten werde) als auch auf der Ebene, die mir am leichtesten fällt, nämlich durch Schreiben. Texte, die ich in diesem Zusammenhang verfasse, werde ich auch auf meinem blog veröffentlichen.


(Der erste von mir in diesem Sinne verfasste Bericht über eine Demo vom 13.9.08 findet sich auf meinem blog am 6.10.2008.)

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