Donnerstag, 28. Juli 2016

Vorbilder: Michail Gorbatschow

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Beim Wühlen in einer Bücherkiste fiel mir heute ein Buch aus ausgehenden DDR-Zeiten von 1988 in die Hände, das Michail Gorbatschow verfasst hat. Da ich von ihm nur wenig weiß - außer dass sein Ansehen in Russland nur noch sehr gering sein soll, da ihm viele die Veränderungen seit dem Ende der UdSSR übel nehmen -, blätterte ich darin und las zunehmend fasziniert in seinem Vorwort, aus dem ich hier einige Passagen anführe: 

An den Leser

Mit diesem Buch  wende ich mich direkt an die Völker der UdSSR, der USA und aller anderen Länder.

Ich bin mehrfach mit den höchsten Repräsentanten und anderen nahmhaften Persönlichkeiten vieler Staaten, mit Vertretern der Öffentlichkeit dieser Länder zusammengetroffen. Anliegen dieses Buches ist es, meine Gedanken zu Fragen, die ausnahmslos alle angehen, unmittelbar an die Bürger aller Staaten heranzutragen.

Dieses Buch habe ich im Glauben an den gesunden Menschenverstand der Bürger geschrieben. Ich bin sicher, dass ihnen ebenso wie mir, dass uns allen die Zukunft unseres Erdballs am Herzen liegt - und das ist das Entscheidende.

Wir müssen weiter unsere Kontakte pflegen, müssen die Probleme im Geiste der Zusammenarbeit, nicht aber der Feindseligkeit zu lösen suchen. Mir ist voll bewusst, dass meine Gedanken nicht von jedermann geteilt werden. Schließlich bin ich selbst nicht mit allem einverstanden, was andere zu verschiedenen Problemen äußern. Um so mehr ist der Dialog gefragt. Mit diesem Buch will ich meinen Beitrag dazu leisten. [...] 

Zitiert aus: Michail Gorbatschow: Umgestaltung und neues Denken für unser Land und für die ganze Welt. - Berlin: Dietz Vlg. 1988. Vorwort.

Von dieser Haltung könnten sich viele der derzeitigen Staatenlenker und Anwärter auf diesen Status mehr als eine Scheibe abschneiden, alle Trumps, Putins, Assads, Erdogans, Kaczynskis, Camerons und wie sie alle heißen ... Bemerkenswerter Weise alles Männer, aber das sagt ja nicht viel mehr aus, als dass bisher Frauen nur selten in so hohe Ämter und Funktionen gelangt sind, und eine Margaret Thatcher war ja seinerzeit wohl auch kaum besser und regierte mit harter Hand für ihre neoliberalen Ideen.  

1 Kommentar:

Matthias hat gesagt…

Hallo Jürgen,
das Buch ist schon ganz schön alt Leider hat sich nicht soviel zum guten getan. Oder vilecht doch? Nur das selten davon geschrieben wird. Bis Sonntag noch gibt es in der Frankfurter Marinkirch eine sehr nachdenklich stimmende Ausstellung über Simon Weil. „Das schlimmst Übel ist die Endwurzelung der Menschen. Dies führt in die schlimmsten Katastrophen der Menschheit. Dies schrieb sie schon 1943. Konszepirt wurde die Ausstellung vom Antikriegsmuseum aus Berlin. Organisiert und aufgestellt hat es das frankfurter Friedensnetz.Noch hast Du Zeit es Dir an zusehen.
Liebe Grüße Matthias