Donnerstag, 10. Dezember 2009

Wer im Glashaus sitzt ...

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Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen …


sagt das alte Sprichwort. Wer weiß, wen es noch trifft und welche Glasscherben dann neben dem Werfer herunterfallen könnten, unvermutet, unbeabsichtigt, aber scharf an den Kanten.


Zur Zeit hat es in erster Linie die Linken erwischt, ihnen gilt der besondere Groll politischer Gegner, denen alle Stasi-Enthüllungen irgendwie aber auch ganz gut zu pass kommen. Aber gibt es nur Linke in diesem Lande, speziell hier in Brandenburg, die davon betroffen sein können? Wie steht es mit all den anderen, die 1989 volljährig waren? Wie war es mit den sog. Blockparteien? Auch sie zeichneten sich eher durch Staatsnähe aus, schafften aber nach der Wende leichter den Übergang in neue, als unbelastet geltende und deutschlandweit anerkannte Gruppierungen als die PDS, der ewig der Ruch als „SED-Nachfolgepartei“ anhing. Gibt es also nicht auch in anderen Gruppierungen vielleicht noch Leute mit „Zeitbombencharakter“? Wenn ich an die Berichte der letzten Tage denke, reicht es ja schon aus, seinen Wehrdienst im Wachregiment „Feliks Dzierzynski“ des Ministeriums für Staatssicherheit abgeleistet zu haben, um seine politische Unschuld zu verlieren (Bericht in der MOZ v. 3.12.09 über einen Barnimer Abgeordneten). Das dürfte doch über all die Jahre hinweg eine ganz schön große Zahl von Männern gewesen sein … Trifft alle die Verdammnis?


Etwas Demut täte uns allen gut! Bert Brecht hat ein großes Gedicht „an die Nachgeborenen“ verfasst, in dem er die Folgegeneration um Nachsicht für ihre Vorfahren bittet, die so schwer gezeichnet von ihren Kämpfen sind und Fehler gemacht haben. Ich bin zwar kein „Nachgeborener“, aber durch meine „Wessi-Vergangenheit“ ähnlich davor bewahrt geblieben, Rückrat in der DDR zeigen zu müssen. Weiß ich, wie ich gehandelt hätte? In welche Zusammenhänge ich vielleicht verwickelt worden wäre? Das ist mir erspart geblieben, mein Schicksal hat es an diesem Punkt mit mir gut gemeint. (Mein „Päckchen“, das mir aufgebürdet worden ist, so wie alle anderen Menschen auch eins oder mehrere haben, habe ich an anderer Stelle abbekommen. Seitdem ich die „Päckchen“ auch bei anderen zu sehen gelernt habe, bin ich bescheidener geworden, es ist für mich eher ein Grund zur Solidarität, das Schwere auch der anderen anzuerkennen und zu würdigen, auch wenn es ganz anders gelagert ist. Und Schuld ist eine schwere Bürde!)

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