Montag, 15. Dezember 2008

Weihnachtsgrüße und die Verheißung von Frieden

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Seit mehreren Jahren haben meine Frau Annegret und ich zu Weihnachten einen kleinen Rundbrief verfasst, gerichtet an unsere Freunde und Verwandten. Versehen ist er immer mit einem aktuellen Familienfoto, auf dem man über die Jahre hin unseren kleinen Sohn Paul Jakob wachsen sehen kann, einem Gruß an alle „in Nah und Fern“ und einem gemeinsam ausgewählten kurzen Text.

In diesem Jahr haben wir eine ganze Weile gebraucht, ehe wir einen Text gefunden hatten, den wir sowohl gemeinsam sehr schätzen als auch den Eindruck hatten, dass er eine Botschaft übermitteln kann, die wir allen zu Weihnachten zum Geschenk machen möchten. Dass ein solcher Text sich selbst dabei überhaupt nicht auf Weihnachten beziehen muss, ist eine andere Frage. Aber „Friede auf Erden“ war bereits die Verheißung der Engel an die Hirten im Lukas-Evangelium. So möge es uns Peter Schütt verzeihen, wenn wir sein wunderbares Gedicht in diesem Zusammenhang zitieren.


Hunger

Manchmal habe ich
Hunger
nach nichts als
einem freundlichen Wort –
ein Wort
gegen die Kälte,
gegen die Angst,
ein einziges Wort
zum Aufwärmen
und zum Luftholen,
ein Wort ohne Bleigewicht,
n
ur beladen mit
einem Gran Frieden,
damit es nicht
gleich davonfliegt.

Peter Schütt


Erstaunt waren wir, dass wir beide dieses Gedicht bereits so lange kannten. Immerhin sind wir ja ein „Wessi - Ossi“- Paar! Das finde ich für unser konkretes Zusammenleben zwar schon lange nicht mehr sonderlich bedeutsam, aber diese Übereinstimmung reicht ja bis in die Phase zurück, in der Westdeutsche und Ostdeutsche z.T. sehr unterschiedliche Erfahrungen machten. Für einen westdeutschen Autor war es damals nicht gerade selbstverständlich, auch in der DDR gelesen und gedruckt zu werden! Bei allem politischen Engagement von Peter Schütt ist sicherlich dieses Gedicht weitestgehend „ideologiefrei“, vielleicht hat es uns gerade deshalb beide so angesprochen.

Ich kannte das Gedicht aus dem Jugendbuch von Hildegard Wohlgemuth (Hrsg.): Frieden: Mehr als ein Wort. Gedichte und Geschichten. Erschienen im Rowohlt-Vlg., Reinbek bei Hamburg, in der Reihe „Rotfuchs“, Bd. 287 aus dem Jahr 1981. (darin S. 38). In meinen Aufzeichnungen habe ich „9.6.1982“ vermerkt.

Annegret hingegen kannte das Gedicht, das auch sie sich zusätzlich in ihre damalige Kladde für besondere Texte abgeschrieben hatte, aus dem Buch: Peter Schütt: Bäume sterben aufrecht. Neue Gedichte. - Berlin [Ost]: Vlg. Tribüne 1984. (darin S. 26).

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